"Niklas" sei einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Es könne sein, dass er noch stärker werde als Orkantief "Xaver", das im Dezember 2013 über Deutschland hinwegfegte. Von dem Sturm- und Orkanfeld sind weite Teile Deutschlands betroffen.
Für Hochlagen des Harzes und die Alpen gelten Warnungen vor extremem Unwetter. Der Sturm könne Bäume entwurzeln, Gegenstände durch die Luft wirbeln und schwere Schäden an Gebäuden verursachen. Die Behörden warnen vor Waldspaziergängen - die Gefahr durch herabstürzende Äste sei zu groß.
Extreme Orkanböen wurden laut dem Wetterdienst auf der Zugspitze (190 km/h), dem Feldberg im Schwarzwald (151) und auf dem Weinbiet bei Neustadt an der Weinstraße (148) gemessen. Im Flachland habe es verbreitet Orkanböen von mindestens 118 Kilometern pro Stunde gegeben. Besonders betroffen waren zunächst Teile von Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Bahn stellt Nahverkehr in NRW ein
In Nordrhein-Westfalen stellte die Bahn am späten Vormittag den Regionalverkehr komplett ein. Auch im Fernverkehr gebe es wegen Unwetterschäden Störungen, sagte eine Sprecherin. Tausende Passagiere sitzen auf Bahnhöfen fest.
"Wir hoffen den Nahverkehr mit Betriebsbeginn am Mittwoch wieder aufnehmen zu können", sagte eine Bahnsprecherin in Düsseldorf. Das hänge aber von der weiteren Entwicklung des Sturms ab. "Niklas" machte schon am Dienstagmorgen vielen Pendlern das Leben schwer: In Nordrhein-Westfalen hatten Tausende Mühe, überhaupt zur Arbeit zu kommen.
Die Deutsche Bahn nannte "Niklas" folgenschwerer als Pfingststurm "Ela", der vergangenes Jahr in manchen Teilen NRWs erhebliche Schäden verursacht hatte. "Niklas" habe nun aber für das gesamte Land Folgen.
Privatbahnen in NRW fahren noch
Die Privatbahnen in Nordrhein-Westfalen verkehren teilweise noch. So etwa die NordWestBahn und die Eurobahn, die Gebiete im Niederrhein, Ruhrgebiet und Münsterland abdecken.
Bei Osnabrück stürzten drei Bäume auf einen Intercity, verletzt wurde niemand. Der Zug mit 350 Reisenden an Bord war auf dem Weg von Köln nach Bremen. In Hannover wurde der S-Bahn-Verkehr mittlerweile komplett eingestellt.
In Bayern ist der Bahn-Fernverkehr zum Erliegen gekommen. Fernverkehrszüge Richtung Süden enden beispielsweise schon in Leipzig, Fulda und Frankfurt am Main. Es stand nach Angaben eines Bahnsprechers zunächst nicht fest, wann der Verkehr nach Bayern wieder freigegeben werden kann.
Problematisch ist laut Bahn, dass vielerorts Oberleitungen beschädigt sind. "Reparaturen sind erst möglich, wenn der Sturm nachlässt", heißt es auf den Internetseiten der Bahn. Meteorologen rechnen damit, dass der Sturm noch bis zum Mittwoch anhält.
"Niklas" macht auch Deutschlands größtem Flughafen zu schaffen. In Frankfurt am Main verzögerten sich nach Angaben des Betreibers Fraport Starts und Landungen, außerdem wurden 40 Verbindungen gestrichen. Auch am Flughafen in München fielen einzelne Verbindungen aus.
Umgestürzte Bäume führen zu gesperrten Straßen
Schon in der Nacht war durch "Niklas" in Kerpen bei Köln ein Kran in einem Kieswerk gekippt. Er blieb an einem Hausdach hängen. Der Kranführer erlitt keine Verletzungen. Der Mann musste aber von der Feuerwehr befreit werden, weil sich die Tür des Krans verkeilt hatte.
Auch in den Höhenlagen von Eifel und Hunsrück wütete "Niklas" am Morgen. Zahlreiche Straßen seien wegen umgestürzter Bäume gesperrt, sagte ein Polizeisprecher in Trier. In Bitburg in Rheinland-Pfalz verursachte der Sturm einen vorübergehenden Stromausfall.
(nch/pr)