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Subventionierte Zukunft

Jeder vierte Jugendliche in Frankreich ist arbeitslos. Ohne Job und ohne Ausbildung haben sie keine Zukunftsperspektive. Die sozialistische Regierung will Unternehmen nun mit Subventionen Anreize geben, junge, nicht qualifizierte Jugendliche einzustellen.

Von Anne Christine Heckmann | 12.11.2013
    Seit zwei Monaten kann Djetene wieder lachen. Die 23-Jährige hat einen Job gefunden in einem Pariser Restaurant. Mehr als anderthalb Jahre war sie arbeitslos, obwohl sie eine Ausbildung als Restaurantfachfrau in der Tasche hat.

    "Ich habe Bewerbungen geschrieben, war bei der Jugendhilfe und beim Arbeitsamt. Ich habe meine Bewerbungen sogar persönlich in etlichen Unternehmen abgegeben, habe versucht, mit den Chefs zu sprechen. Viele haben mir Hoffnung gemacht, aber es kam nie was dabei raus."

    Dabei ist die in Guinea geborene Djetene motiviert. Ihre großen dunklen Augen wirken traurig, wenn sie von ihrer Arbeitslosigkeit erzählt. Djetene hat Praktika in Hotels gemacht und viele kleine Jobs in Kneipen und Restaurants angenommen. Aber niemand wollte ihr eine feste Stelle geben. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei die Lage für junge Menschen ohne Abitur und Diplom in Frankreich besonders schwierig, sagt Djetene.

    "Es gab Momente, in denen ich entmutigt war. Dann dachte ich mir, es bringt einfach gar nichts. Mir ist klar geworden, dass viele Arbeitgeber Leute mit Diplom suchen, mit richtigen Uni-Abschlüssen. Das ist nicht fair. Man müsste die Ausbildungen in Frankreich aufwerten, den Jugendlichen eine Chance geben, die schon einen Beruf erlernt haben - und nicht weiter kategorisch selektieren."

    Djetene hat viele Freunde, die nicht so viel Glück hatten wie sie. Fast jeder vierte Jugendliche in Frankreich ist ohne Job. Besonders in den Pariser Vorstädten ist die Lage angespannt. Dort leben viele Jugendliche mit Migrationshintergrund. Djetene weiß aus Erfahrung, dass Name und Adresse schon ein Ausschluss-Kriterium sein kann.

    "Die sagen uns das ja nicht, aber natürlich spielt es eine Rolle. Wenn deine Postleitzahl mit 93 beginnt, hast du oft keine Chance. Das Departement hat einen schlechten Ruf. Und es stimmt ja auch, dass sich dort einige Jugendliche sehr schlecht benehmen. Aber es gibt dort eben auch so viele junge Leute, die einfach nur arbeiten und sich ein Leben aufbauen wollen."

    Djetene sagt, sie habe Glück gehabt. Sie profitiert jetzt von einem "Emploi d’avenir", einem vom Staat subventionierten Zukunftsjob. Dieses Modell hat die sozialistische Regierung ins Leben gerufen, um Unternehmen einen Anreiz zu geben, junge Menschen einzustellen. Der Vertrag ist auf zwei Jahre begrenzt. Djetene weiß, dass
    sie sich beweisen muss. Aber sie hat nicht vor, ihren weiße Kochjacke je wieder auszuziehen.

    "Man darf nicht aufgeben. Und deshalb nutze ich die Gelegenheit, in diesem Job was Neues zu lernen. Vielleicht mache ich zusätzlich noch eine Ausbildung als Köchin. Jetzt glaube ich wieder daran, irgendwann mein eigenes Restaurant eröffnen zu können."