Gibt es einen Gott? Diese Frage lässt den Menschen nicht los. Immer wieder versuchen Wissenschaftler, die Existenz Gottes zu belegen, ohne sich auf religiöse Erfahrungen oder die Heiligen Schriften zu beziehen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich in den vergangenen 25 Jahren die These vom sogenannten "Intelligent Design": Es setzt einen intelligenten Urheber allen Lebens voraus und widerspricht damit der Evolutionsbiologie nach Darwin. Theologisch gesehen sei der Ansatz minimalistisch, sagt Armin Kreiner, Fundamentaltheologe an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität:
"Deshalb versteht sich Intelligent Design als eine wissenschaftliche, biologische Theorie. Intelligent Design setzt weder einen Schöpfer noch Wunder voraus. Es geht also angeblich nicht darum, den biblischen Gott zu beweisen, sondern es geht darum, zu sagen: Da gibt's etwas, was intelligent ist, was Geist hat."
Dafür sammeln die Vertreter Tausende Belege im Pflanzen- und Tierreich, die sich bislang nicht evolutionstheoretisch erklären lassen: Etliche Lebewesen und Vorgänge seien so komplex, dass jemand oder etwas für deren Urheberschaft verantwortlich sein müsse. Die allermeisten Biologen jedoch widersprechen dieser Annahme. Denn nur selten finde sich in der Natur die perfekte Lösung für ein Problem.
"Die Evolution arbeitet wie ein Flickschuster. Der improvisiert und fügt neue Organe aus alten Teilen zusammen. Ein Flickschuster muss mit etwas arbeiten, was schon vorhanden ist. Ein Designer kann was Neues entwickeln. Die Daten sprechen dafür, dass da eher ein Flickschuster am Werk ist."
Anschauliche Beispiele sind die Wirbelsäule des Menschen oder dessen Zähne. Ein Designer, so die Hypothese, hätte angesichts der Unvollkommenheit schon längst etwas Neues entwickelt, etwas weniger Anfälliges. Handelt es sich bei Intelligent Design also um eine wissenschaftliche Theorie? Die Wissenschaftsgemeinde sagt Nein: Intelligent Design sei lediglich eine neue Form des Kreationismus. Sprich: Die Auffassung, dass Gott das Universum erschaffen hat, wie es das Buch Genesis berichtet. Im Übrigen stammen die meisten Vertreter von Intelligent Design aus dem US-amerikanischen evangelikalen Protestantismus. Die Annahme eines intelligenten Designers bringe keinen Fortschritt, meint Fundamentaltheologe Kreiner:
"Wenn man wissenschaftliche Probleme beantwortet mit "Gott hat es getan", dann erstickt es die Neugierde. Es löst auch keine wissenschaftlichen Probleme wie Krankheiten und erlaubt keine überprüfbaren Voraussagen. Weil wir wissen nicht, warum Gott es gemacht hat, wie er es gemacht hat und wozu. Mit anderen Worten: "Gott hat es getan" erwies sich als eine intellektuelle Sackgasse."
Den meisten Fachleuten scheint Intelligent Design daher nicht dazu geeignet, eine Existenz Gottes zu beweisen. Eine wesentliche Kritik lautet, Gott werde in diesem Modell zum Lückenbüßer für alle Fragen, die Naturwissenschaftler derzeit noch nicht beantworten können. So sieht es auch Winfried Löffler vom Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck:
"Wer die Existenz Gottes zur Erfüllung von Erklärungslücken in den Wissenschaften, etwa in der Biologie, postuliert, der muss sich nicht nur auf ein Rückzugsgefecht einstellen angesichts fortschreitenden biologischen Wissens. Er zieht Gott vor allem auf einen Faktor in der Welt herunter. Und nach religiöser Auffassung ist es nicht so, dass Gott ein fehlender Faktor ist, der die Lücken der Biologie zu stopfen hat."
Denn jedes Mal, wenn Naturwissenschaftler die Erklärung für bisher rätselhafte Phänomene finden, ginge ein Argument für die Existenz Gottes verloren. Allerdings: Naturwissenschaft und Religion seien keineswegs zwei Modelle, die sich gegenseitig ausschlössen.
"Man darf nicht sagen, es sei ein Resultat der gegenwärtigen Physik, dass Gott existiere. Man darf allenfalls so reden, dass man das naturwissenschaftliche Weltbild mit gewissen Gründen in ein großräumigeres, theistisch geprägtes Weltbild einbetten könnte. Aber es ist kein Resultat. Und jemand, der mit diesem theistischen Weltbild nichts anfangen kann, ist deshalb per sé noch nicht irrational."
Manchen dienen persönliche Gotteserfahrungen als starke Argumente dafür, dass Gott existiert. Die Empirie ist aus Sicht von Philosophie-Professor Löffler eine zentrale Grundlage, um die Existenz Gottes zu belegen. Allerdings könnten individuelle Erlebnisse nur denjenigen überzeugen, der sie gemacht hat. Sie eigneten sich weniger als Begründung für andere.
"Persönliche religiöse Erfahrungen können glaubwürdig sein, weil sie stillschweigend schon abgestützt werden durch die herrschenden Theologien und Hintergrundphilosophien, mit denen wir aufgewachsen sind. Aber ohne eine theoretische, rationale Vergewisserung sind reine private Erfahrungsargumente nicht tauglich."
Als weiteres Argument für die Existenz Gottes dient manchen Fachleuten das sogenannte Feinabstimmungsproblem aus der Physik: In unserem Universum kann Leben nur existieren, weil die Größen verschiedener Naturkonstanten – etwa die Schwerkraft – das richtige Verhältnis zueinander haben. Christian Weidemann vom Lehrstuhl für Philosophisch-Theologische Grenzfragen der Universität Bochum:
"Kleinste Abweichungen hätten zu einem Universum geführt, das lebensfeindlich ist. Etwa weil keine Sterne entstanden wären oder weil das Universum wieder zu schnell implodiert wäre. Das sind verschiedene Naturkonstanten, etwa die Gravitationskonstante, die Feinstrukturkonstante. Und die mussten alle feinabgestimmt sein, damit Leben möglich ist."
Die naturalistische Erklärung für das Feinabstimmungsproblem lautet: Es existieren unendlich viele Universen, deren Anfangsbedingungen sich immer wieder neu ausdifferenzieren. Statistisch gesehen wären darunter auch einige, in denen Leben möglich ist. Die theistische Erklärung besagt: Es muss jemanden geben, der die Naturgesetze so fein abgestimmt hat. Dies ist allerdings nicht evolutionsbiologisch gemeint wie im Intelligent Design. Vielmehr handelt es sich um ein physikalisches Erklärungsmodell für die Existenz unseres lebensfreundlichen Universums. Urheber könne ein Weltbaumeister sein, eine Art Handwerker-Gott. Allerdings ist das Feinabstimmungsproblem noch kein Argument für die Existenz des biblischen Gottes:
"Selbst, wenn man annimmt, dass unser Universum notwendigerweise einen Designer voraussetzt, kann man aus den Eigenschaften unseres Universums nicht schließen, dass es sich dabei um den vollkommenen Gott der christlichen Tradition handelt. Manche Leute spielen auch mit dem Gedanken, dass es vielleicht so ein außerirdischer Computerprogrammierer ist. Und wir alle sind Teil eines großen Computerprogramms, das abläuft."
Ein naturwissenschaftlicher Gottesbeweis steht also weiterhin aus. Das Gegenteil – die endgültige Widerlegung der Existenz Gottes – allerdings auch.
"Deshalb versteht sich Intelligent Design als eine wissenschaftliche, biologische Theorie. Intelligent Design setzt weder einen Schöpfer noch Wunder voraus. Es geht also angeblich nicht darum, den biblischen Gott zu beweisen, sondern es geht darum, zu sagen: Da gibt's etwas, was intelligent ist, was Geist hat."
Dafür sammeln die Vertreter Tausende Belege im Pflanzen- und Tierreich, die sich bislang nicht evolutionstheoretisch erklären lassen: Etliche Lebewesen und Vorgänge seien so komplex, dass jemand oder etwas für deren Urheberschaft verantwortlich sein müsse. Die allermeisten Biologen jedoch widersprechen dieser Annahme. Denn nur selten finde sich in der Natur die perfekte Lösung für ein Problem.
"Die Evolution arbeitet wie ein Flickschuster. Der improvisiert und fügt neue Organe aus alten Teilen zusammen. Ein Flickschuster muss mit etwas arbeiten, was schon vorhanden ist. Ein Designer kann was Neues entwickeln. Die Daten sprechen dafür, dass da eher ein Flickschuster am Werk ist."
Anschauliche Beispiele sind die Wirbelsäule des Menschen oder dessen Zähne. Ein Designer, so die Hypothese, hätte angesichts der Unvollkommenheit schon längst etwas Neues entwickelt, etwas weniger Anfälliges. Handelt es sich bei Intelligent Design also um eine wissenschaftliche Theorie? Die Wissenschaftsgemeinde sagt Nein: Intelligent Design sei lediglich eine neue Form des Kreationismus. Sprich: Die Auffassung, dass Gott das Universum erschaffen hat, wie es das Buch Genesis berichtet. Im Übrigen stammen die meisten Vertreter von Intelligent Design aus dem US-amerikanischen evangelikalen Protestantismus. Die Annahme eines intelligenten Designers bringe keinen Fortschritt, meint Fundamentaltheologe Kreiner:
"Wenn man wissenschaftliche Probleme beantwortet mit "Gott hat es getan", dann erstickt es die Neugierde. Es löst auch keine wissenschaftlichen Probleme wie Krankheiten und erlaubt keine überprüfbaren Voraussagen. Weil wir wissen nicht, warum Gott es gemacht hat, wie er es gemacht hat und wozu. Mit anderen Worten: "Gott hat es getan" erwies sich als eine intellektuelle Sackgasse."
Den meisten Fachleuten scheint Intelligent Design daher nicht dazu geeignet, eine Existenz Gottes zu beweisen. Eine wesentliche Kritik lautet, Gott werde in diesem Modell zum Lückenbüßer für alle Fragen, die Naturwissenschaftler derzeit noch nicht beantworten können. So sieht es auch Winfried Löffler vom Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck:
"Wer die Existenz Gottes zur Erfüllung von Erklärungslücken in den Wissenschaften, etwa in der Biologie, postuliert, der muss sich nicht nur auf ein Rückzugsgefecht einstellen angesichts fortschreitenden biologischen Wissens. Er zieht Gott vor allem auf einen Faktor in der Welt herunter. Und nach religiöser Auffassung ist es nicht so, dass Gott ein fehlender Faktor ist, der die Lücken der Biologie zu stopfen hat."
Denn jedes Mal, wenn Naturwissenschaftler die Erklärung für bisher rätselhafte Phänomene finden, ginge ein Argument für die Existenz Gottes verloren. Allerdings: Naturwissenschaft und Religion seien keineswegs zwei Modelle, die sich gegenseitig ausschlössen.
"Man darf nicht sagen, es sei ein Resultat der gegenwärtigen Physik, dass Gott existiere. Man darf allenfalls so reden, dass man das naturwissenschaftliche Weltbild mit gewissen Gründen in ein großräumigeres, theistisch geprägtes Weltbild einbetten könnte. Aber es ist kein Resultat. Und jemand, der mit diesem theistischen Weltbild nichts anfangen kann, ist deshalb per sé noch nicht irrational."
Manchen dienen persönliche Gotteserfahrungen als starke Argumente dafür, dass Gott existiert. Die Empirie ist aus Sicht von Philosophie-Professor Löffler eine zentrale Grundlage, um die Existenz Gottes zu belegen. Allerdings könnten individuelle Erlebnisse nur denjenigen überzeugen, der sie gemacht hat. Sie eigneten sich weniger als Begründung für andere.
"Persönliche religiöse Erfahrungen können glaubwürdig sein, weil sie stillschweigend schon abgestützt werden durch die herrschenden Theologien und Hintergrundphilosophien, mit denen wir aufgewachsen sind. Aber ohne eine theoretische, rationale Vergewisserung sind reine private Erfahrungsargumente nicht tauglich."
Als weiteres Argument für die Existenz Gottes dient manchen Fachleuten das sogenannte Feinabstimmungsproblem aus der Physik: In unserem Universum kann Leben nur existieren, weil die Größen verschiedener Naturkonstanten – etwa die Schwerkraft – das richtige Verhältnis zueinander haben. Christian Weidemann vom Lehrstuhl für Philosophisch-Theologische Grenzfragen der Universität Bochum:
"Kleinste Abweichungen hätten zu einem Universum geführt, das lebensfeindlich ist. Etwa weil keine Sterne entstanden wären oder weil das Universum wieder zu schnell implodiert wäre. Das sind verschiedene Naturkonstanten, etwa die Gravitationskonstante, die Feinstrukturkonstante. Und die mussten alle feinabgestimmt sein, damit Leben möglich ist."
Die naturalistische Erklärung für das Feinabstimmungsproblem lautet: Es existieren unendlich viele Universen, deren Anfangsbedingungen sich immer wieder neu ausdifferenzieren. Statistisch gesehen wären darunter auch einige, in denen Leben möglich ist. Die theistische Erklärung besagt: Es muss jemanden geben, der die Naturgesetze so fein abgestimmt hat. Dies ist allerdings nicht evolutionsbiologisch gemeint wie im Intelligent Design. Vielmehr handelt es sich um ein physikalisches Erklärungsmodell für die Existenz unseres lebensfreundlichen Universums. Urheber könne ein Weltbaumeister sein, eine Art Handwerker-Gott. Allerdings ist das Feinabstimmungsproblem noch kein Argument für die Existenz des biblischen Gottes:
"Selbst, wenn man annimmt, dass unser Universum notwendigerweise einen Designer voraussetzt, kann man aus den Eigenschaften unseres Universums nicht schließen, dass es sich dabei um den vollkommenen Gott der christlichen Tradition handelt. Manche Leute spielen auch mit dem Gedanken, dass es vielleicht so ein außerirdischer Computerprogrammierer ist. Und wir alle sind Teil eines großen Computerprogramms, das abläuft."
Ein naturwissenschaftlicher Gottesbeweis steht also weiterhin aus. Das Gegenteil – die endgültige Widerlegung der Existenz Gottes – allerdings auch.