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Suche Wohnung - nehme alles

Wenn zum Wintersemester in Nordrhein-Westfalen zwei Abiturjahrgänge an die Hochschulen streben, wird es noch enger auf dem Wohnungsmarkt. Münster bereitet sich mit kreativen Ideen auf die Erstsemester vor.

Von Nicole Albers |
    "Ich hab ursprünglich in Heidelberg gewohnt, bin dann dreieinhalb Stunden hergefahren, hab mir hardcore 20 Wohnungen angeschaut auf einmal. Ein Extrembeispiel war, dass jemand mehrere Monate im Wohnwagen campiert hat. Ich hab nach einer WG-geeigneten Wohnung gesucht und war sehr schwer, was zu finden. Es stand in manchen Anzeigen sogar drin: Studenten nein, Haustiere ja."

    Egal, welchen Studierenden man in Münster anspricht, auf Anhieb haben nur die wenigsten ein Dach über dem Kopf gefunden. Die Stadt ist extrem beliebt und der Run nimmt stetig zu.

    "Ich frühstücke, seit ich AStA-Vorsitzender bin, selten, weil‘s tatsächlich im Moment 50, 60 Wochenstunden sind, die man hier verbringt. Das liegt auch am doppelten Abijahrgang, einfach viel mehr Arbeit."

    AStA-Vorsitzender Christian van Bebber hört sich seit Monaten täglich die Sorgen und Nöte vor allem der Erstsemester an, das hat bereits einigen Ideenreichtum freigesetzt wie etwa im Herbst der Einfall von den Wohnungsplätzchen.

    "Wir haben Plätzchen gebacken in Form vom Münsteraner Rathaus und haben die dann an Passanten verteilt, weil wir denen die Angst nehmen wollten, Studenten bei sich einziehen zu lassen."

    Auch wenn dadurch das eine oder andere Zimmer aufgetan werden konnte, einige Studierende pendeln noch heute täglich mehrere Stunden, nicht wenige haben ihr Studium deshalb ganz abgebrochen.

    Großbaustelle am Aasee. Wo bis zum vergangenen Jahr ein riesiger achtstöckiger Wohnheimbetonklotz stand, beherrschen jetzt Kräne, Bagger und mehrere Rohbauten das Bild. Hier entstehen mehrere Wohnheime im Passivhausstil mit Platz für über 500 Studierende, erzählt Achim Wiese, der stellvertretende Geschäftsführer des Studentenwerks.

    "Es ist, glaub ich, eine sehr schöne Anlage, weil wir vier Anlagen mit jeweils vier Häusern mit Innenhofcharakter da an den Markt gehen."

    Zum Wintersemester soll die Hälfte bezugsfertig sein, in einem Jahr dann alle anderen Trakte. Eigentlich kann Wiese zufrieden sein, doch er ärgert sich über die Politik. Bei der ganzen Debatte um die Studentenschwemme sind zwar die Hochschulen, nicht aber das Studentenwerk mit finanziellen Mitteln bedacht worden. Der Ausbau kostet immerhin über 60 Millionen Euro.

    "Das wird zu 00 Prozent aus Kreditmitteln finanziert, das heißt, wir müssen 100 Prozent davon finanzieren und zurückzahlen."

    Der Kreativität und Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten setzt das allerdings keinen Riegel vor. So hat das Studentenwerk im vergangenen Jahr ehemalige Kasernen angemietet und zu WGs umgebaut. Macht summa summarum etwa 5800 Wohnplätze. Reicht aber immer noch nicht.

    "Die Probleme in Münster liegen daran, dass wir intern und auch mit Investoren bauen könnten, aber es gibt keine Grundstücke. Kein Mensch verkauft zu vertretbaren Preisen Grundstücke."

    Günstiger Wohnraum ist Mangelware, und das will die Studentenstadt mit ihrem Image als eine der beliebtesten Hochschulstädte nicht einfach so hinnehmen. Darum ziehen mittlerweile alle an einem Strang. Beispiel Stadtverwaltung: Erst kürzlich wurde hier ein Studierzimmerbüro eingerichtet. Dort berät unter anderem Rainer Leskow Wohnungs- und Hausbesitzer, die ein freies Zimmer zur Verfügung stellen wollen.

    "Es werden vor allem die Menschen sein, wo die Kinder ausgezogen sind, die noch in Münster über das eine oder andere Kinderzimmer verfügen, sodass diese Menschen vermehrt angesprochen werden sollen, darüber nachzudenken, diesen Wohnraum auch anzubieten."

    Die Kampagne sorgte bereits für 280 neue Appartements und Zimmer. Diese Angebote finden sich dann auf der Onlinewohnbörse vom AStA. Außerdem sind den ganzen Sommer über weitere Aktionen geplant, um die Wohnungsnot ins Bewusstsein zu rücken und, so erklärt AStA-Vorsitzender Christian van Bebber, die Angst vor dem Untermieter "Student" zu nehmen.

    "Wir wollen das Bild von Studierenden ein bisschen gerade rücken, denn nicht alle Studierenden wollen nur Party machen, sondern sie nehmen auch ihr Studium sehr ernst und sind bereit, sich an Hausarbeiten zu beteiligen."