"Natürlich ist man immer betroffen, wenn ein Kollege solche Schlagzeilen macht", meint die CSU-Politikerin und bleibt zugleich vorsichtig. Marlene Mortler will mit Blick auf den Fall des Michael Hartmann erst einmal die weiteren Ermittlungen abwarten. Die Droge allerdings, mit der der Sozialdemokrat in Verbindung gebracht wird, beschäftigt die Beauftragte der Bundesregierung schon seit langer Zeit. Methamphetamin, besser bekannt als Crystal Meth, ist ein Teufelszeug, das offenbar quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten Anwendung findet. Von sieben Konsumentengruppen spricht die Drogenbeauftragte.
"Dazu gehört der Schüler, der mehr Leistung in der Schule bringen will. Dazu gehört der Sportler, dazu gehört auch der Berufstätige. Das Motiv Leistungssteigerung ist quasi das oberste und das wichtigste Ziel der Konsumenten. Wir sehen auch, dass im Partybereich das Thema Crystal Meth zunehmend eine Rolle spielt, aber auch im Bereich Schulen."
Aus Tschechien kommt die künstlich hergestellte Substanz nach Deutschland, in der Grenzregion Bayerns und Sachsens - so Mortler - ist der Konsum besonders verbreitet, aber längst ist die Droge auch in deutschen Großstädten angekommen. 77 Kilogramm wurden im vergangenen Jahr sichergestellt, mehr als 2700 Konsumenten wurden in Deutschland auffällig. In Tschechien begann die Verbreitung von Crystal Meth. Marian Koranda, Leiter einer Suchtstation in einem Prager Krankenhaus, betreut vor allem Betroffene Jugendliche und Kinder.
"Fast 90 Prozent der Kinder bei uns sind abhängig von Crystal Meth. Sie kommen aus allen Schichten der Bevölkerung und die Zahlen steigen jedes Jahr, die Süchtigen werden immer jünger. Die Droge ist extrem gefährlich, wir haben uns deshalb auch die Heilung der Amphetaminsucht spezialisiert."
"Ein Hase- und Igelspiel"
Die deutsche Drogenbeauftragte kündigt nun weitere Programme an, mit denen auf die Gefährlichkeit dieser besonders schnell abhängig machenden Substanz aufmerksam gemacht werden soll. Marlene Mortler muss allerdings einräumen, dass der Kampf gegen synthetische Drogen ein besonders schwieriger ist
"Bei den sogenannten NPS, den neuen psychoaktiven Substanzen, bewegt sich der Gesetzgeber immer wieder in einem Hase- und Igelspiel. Kaum ist eine neue riskante Substanz dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt, sind neue Stoffe auf dem Markt."
Allerdings: Es gibt offenbar auch Erfolge in der Suchtpolitik. Beispiel Rauchen: Der Tabakkonsum der 12- bis 17-jährigen ist seit der Jahrtausendwende um mehr als die Hälfte zurückgegangen. 2001 griff noch nahezu ein Drittel der Jugendlichen zur Zigarette - heute sind es noch zwölf Prozent. Beispiel Trinken: Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist von 17 auf 13 Prozent zurückgegangen, auch wenn das Koma-Saufen nach wie vor ein großes Problem ist. Gerade unter jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 spielt das Rauschtrinken eine sehr große Rolle. "Da müssen wir etwas tun", meint die 58-Jährige bei der Vorstellung des Drogenberichtes.
Auch der Konsum von Cannabis - neben Alkohol immer noch als Einstiegsdroge genutzt - hat im letzten Jahr wieder spürbar zugenommen. Nach jahrelangem Rückgang ist 2013 zudem die Zahl der Drogentoten wieder gestiegen. 1002 Menschen wurden Opfer ihrer Sucht. Mortler stellt weitere Kampagnen in Aussicht. Kürzlich erst hat die CSU-Frau mit ihrer Forderung nach einem generellen Tabakwerbeverbot für Aufsehen gesorgt.