
Im Sudan herrscht seit April 2023 Krieg. Damals eskalierte ein blutiger Machtkampf zwischen Machthaber Abdel Fattah Abdelrahman Burhan und seinem ehemaligen Vize Mohammed Hamdan Daglo: Die Armee kämpft gegen die von Daglo angeführten Rapid Support Forces (RSF).
Doch je länger dieser Konflikt dauert, desto mehr Gruppierungen mischen mit. Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate liefern Waffen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der Konflikt Zehntausende Tote und Verletzte gefordert, die Menschen im Sudan hungern. Mehr als 14 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen sprechen von der größten humanitären Krise der Welt.
Wie stark leidet die Bevölkerung unter dem Machtkampf im Sudan?
Die humanitäre Lage im Sudan ist katastrophal. Die medizinische Versorgung ist vielerorts zusammengebrochen, laut den Vereinten Nationen hungern mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung. Die Unicef-Nothilfedirektorin Lucia Elmi sprach im März 2025 davon, dass mehr als 16 Millionen Kinder dringend auf Hilfe von außen angewiesen sind. Außerdem werden Zivilisten Opfer militärischer Attacken: Zehntausende Menschen wurden schon getötet oder verletzt.
Frauen erleben Gräueltaten: Sie sind Massenvergewaltigungen ausgesetzt, wie Augenzeugen berichten. An einem Tag sollen mehr als 100 Frauen Selbstmord begangen haben, um Vergewaltigungen durch Truppen zu entgehen. Darüber berichtet Marina Peter vom Verein „Sudan und Südsudan Forum“.
Humanitäre Hilfe wird von den Konfliktparteien selten durchgelassen. In der Region Norddarfur haben Menschen in einem Flüchtlingslager im November 2024 erstmals wieder Essensrationen des Welternährungsprogramms (WFP) erhalten. Monatelang mussten sie laut WFP zermalmte Erdnussschalen essen.
Marina Peter vom Verein „Sudan und Südsudan Forum“ sagt: „Das bisschen Hilfe, das im Moment ankommt, rettet eigentlich keine Leben, sondern verschiebt nur den Tod für einige.“
Wie sieht die internationale Hilfe für den Sudan aus?
Für das Jahr 2025 benötigen die Vereinten Nationen nach eigenen Angaben 4,2 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe im Sudan. Diese Mittel sollen die dringendsten Bedürfnisse von fast 21 Millionen der am stärksten gefährdeten Menschen in dem afrikanischen Land decken.
Die akute Ernährungsunsicherheit habe ein „historisches Ausmaß“ erreicht, insbesondere in den Regionen Darfur, Khartum und Kordofan, so die UN. Auf einer Hilfskonferenz in Paris Mitte April 2024 wurden dem Sudan insgesamt Hilfen von zwei Milliarden Euro zugesagt.
Für große Unsicherheit sorgt zudem die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, das US-Hilfsprogramm USAID aufzulösen. Weltweit seien die USA der größte Geldgeber in der Region so Mohamed Abdiladif, Länderdirektor von Save the Children. 20 Prozent des Budgets seiner Organisation kommen aus den USA, aber es gebe auch Hilfsorganisationen, die bis zu 50 oder sogar 60 Prozent von US-Mitteln abhängig seien, so Abdiladif. Alle Hilfsorganisationen müssten sich derzeit sortieren und auch Aktivitäten einstellen.
Internationale Initiativen, um den Krieg zu beenden oder auch nur einen Waffenstillstand zu vermitteln, sind bislang gescheitert. Zuletzt im August 2024, als sich das sudanesische Militär weigerte, an den von den USA vermittelten Gesprächen in Genf teilzunehmen. Seitdem haben sich die Kämpfe nur noch verschärft.
Besonders problematisch ist es aus Sicht des Vereins „Sudan und Südsudan Forum“, dass es keine einheitliche Plattform für Verhandlungen gibt und dass zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate Waffen an die RSF liefern. Hier versuche sich die Türkei einzuschalten. Es müsste aber mehr Druck gemacht werden, um weitere Spieler mit ins Boot zu holen – China beispielsweise, so die Vorsitzende Marina Peter. Der Krieg im Sudan sei nicht nur ein Machtkampf zwischen zwei Männern, sondern "ein Interessen- und Machtkampf fast globalen Ausmaßes".
Wie ist die politische Lage im Sudan?
Mitte April 2023 eskalierte ein schon länger schwelender Konflikt innerhalb des Sicherheitsapparats. Die militärische Konfrontation ließ das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas mit seinen rund 51 Millionen Einwohnern im Chaos versinken. Sudan ist reich an Rohstoffen wie Öl und Gold, aber die meisten Menschen dort leben in Armut.

In dem Krieg stehen sich Einheiten der Armee unter dem Kommando von Machthaber Abdel Fattah Abdelrahman Burhan und die rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) gegenüber. Die RSF sind eine paramilitärische Miliz und werden von Mohammed Hamdan Daglo angeführt, dem ehemaligen Vize von Burhan. Dieser hatte Daglo einst entlassen – das gilt als Auslöser des Konflikts.
Die Journalistin Anna-Theresa Bachmann beschreibt die RSF als eine Art Mafia, die in verschiedenen Branchen Geschäfte betreibt. Zu dem "Businessimperium" gehöre auch eine Sicherheitsfirma des Bruders Daglos. Diese sei auch von westlichen Botschaften wie der deutschen und Hilfsorganisationen engagiert worden.
Wo finden Kämpfe im Sudan statt?
Der Konflikt begann im April 2023 in der Hauptstadt Khartum und hat sich schnell auf weitere Gebiete ausgedehnt. Nach knapp zwei Jahren konnten die Regierungstruppen jüngst strategisch wichtige Gebiete im Osten des Landes zurückerobern, einschließlich großer Teile der Hauptstadt Khartum.
Die RSF hält allerdings weitgehend die Kontrolle über die westliche Region des 50-Millionen-Einwohner Landes, vor allem Darfur. Laut UN wird die Zivilbevölkerung dort aufgrund ihrer Hautfarbe angegriffen, es gibt Berichte über Hinrichtungen und ethnische Säuberungen. Die Angriffe gehen demnach vor allem von den RSF und alliierten Milizen aus.
Die UN-Beauftragte zur Verhinderung von Völkermord, Alice Nderitu, warnte vor einem Genozid in Darfur. Die Situation dort weise alle Merkmale eines drohenden Völkermords auf, sagte sie vor dem Weltsicherheitsrat in New York.
Ein Bericht von Wissenschaftlern der US-Universität Yale stützt die Vorwürfe. Demnach wurden Mitte Mai 2024 größere Wohngebiete rund um die Regionalhauptstadt der Region Norddarfur zerstört. Auch ein Vertriebenenlager wurde angegriffen.
Die Darfur-Region ist seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt. Allein zwischen 2003 und 2008 wurden Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt wegen Völkermords.
Die RSF sind aus den arabischen Dschandschawid-Milizen hervorgegangen, die für die damaligen Verbrechen maßgeblich mitverantwortlich gemacht werden. Auch ihrem jetzigen Anführer Mohammed Hamdan Daglo werden Gräueltaten vorgeworfen.
Wie ist die Vorgeschichte der Kämpfe im Sudan?
2019 kam es zu monatelangen Protesten der Bevölkerung gegen Langzeitdiktator Omar Al-Bashir. 1989 hatte sich dieser an die Macht geputscht und ein islamistisches System errichtet – unterstützt von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Nachbarland Ägypten. Abspaltungsversuche in der Provinz Darfur ließ er gewaltsam niederschlagen.
Nach dem Sturz von Al-Bashir 2019 gab es dann eine zivil-militärische Machtteilung und eine Übergangsregierung. Allerdings habe sich schnell herausgestellt, dass die zivilen Kräfte der Demokratiebewegung nicht darauf eingestellt waren, Regierungsmacht zu übernehmen, berichtet Gerrit Kurtz von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die Armee riss immer mehr Macht an sich. 2021 kam es schließlich zu einem Militärputsch.

Versprochen wurde aber weiterhin der Übergang zu einer zivilen Regierung. Im Zuge dessen sollten die RSF-Truppen in das Militär eingegliedert werden, was zu Spannungen führte. Daglo unterstellte Burhan, seine Macht nicht aufgeben zu wollen. Aus diesem Konflikt ist ein blutiger Machtkampf geworden.
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