Die Diskussion um Kultur und Gebietsansprüche der deutschen "Heimatvertriebenen" war lange Zeit eine hochpolitische Angelegenheit. Funktionäre forderten die Rückgabe jener einst deutschen Gebiete, die nach 1945 an andere Staaten gefallen waren. Grenzen wurden lange nicht anerkannt, von Revanchismus war umgekehrt die Rede. Nun ist am Montag (12.10.2020) für die sogenannten Sudetendeutschen, die einst in Böhmen, Mähren und Teilen von Schlesien gelebt haben, in München ein eigenes Museum eröffnet worden – mit prominenten Gästen: Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder waren dabei.
Erinnerung an vergangene Dialekte
Dlf-Landeskorrespondent Michael Watzke sagt, das Museum halte die Erinnerung an die Kultur in allen Ausprägungen etwa mit einer akustischen Klangdusche aus Stimmen und Sprache des Sudetenlandes, fest. Da lässt sich hören, wie das Sudetenland und seine sprachlichen Dialekte klangen, die nun auszusterben drohen. Eva Haupt, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums: "Das sind verschiedene Dialekte aus den Sudetenregionen. Wir haben das installiert, um klar zu machen, es gibt keine sudetendeutsche Sprache. Und das Sudetenland war auch kein einheitliches regionales Gebiet, sondern es waren einzelne Regionen, vor allem in den Randgebieten von Böhmen, Mähren, Sudeten-Schlesien, deswegen gibt es auch verschiedene Dialekte."
Auf ein Museum an einem Ort konnte man sich lange nicht einigen, aber jetzt steht es. Über eine dreiviertel Million Menschen sind nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben worden. Über zwei Millionen Menschen verloren durch Aussiedlung ihre Heimat. Die Erinnerung an die Heimat wird im Museum über Sprache und Zeugnisse wachgehalten.
Auf die Frage nach sudetendeutschen Gegenständen nannte Landeskorrespondent Michael Watzke als Beispiel den Gartenzwerg, der im Sudetenland erfunden wurde oder Motorräder mit drei Sitzen. Auch Ferdinand Porsche ist Sudetendeutscher gewesen.
Kulturförderung des Bundes
Der Bund hat den Neubau und die Einrichtung das Museum mit zehn Millionen Euro unterstützt. Persönliche Erinnerungsstücke hätten ausreichend Raum und seien ein Gewinn, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Eröffnung. Das Museum erschöpfe sich durchaus nicht in persönlichen Dingen und Artefakten, sondern habe ein modernes Museumskonzept auf fünf Stockwerken, erläuterte DLF-Korrespondent Michael Watzke.
Leicht wird es das Haus bei der vielen musealen Konkurrenz in München nicht haben. Politische Misstöne waren bei der Eröffnung von tschechischer Seite nicht zu hören, aber auch kein Jubel. Die Zusammenarbeit hat sich normalisiert. Leihgaben aus tschechischen Museen sind im neuen Museum zu sehen.