In Weißbach im Hohenlohekreis ertrank nach Polizeiangaben ein Mann in einer überfluteten Tiefgarage. In Schwäbisch Gmünd kam laut baden-württembergischem Innenministerium wahrscheinlich ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben. Er habe versucht, einen Menschen zu retten, der in einer überfluteten Bahnunterführung in einen Schacht eingesorgen wurde und sich nicht selbst befreien konnte. Spezialkräfte der Polizei sollten versuchen, die Leichen zu finden und zu bergen.
Inzwischen meldet die Polizei ein viertes Todesopfer in Zusammenhang mit den schweren Unwettern. In Aalen kam ein 13-jähriges Mädchen ums Leben. Es suchte zusammen mit einem zwölf Jahre alten Jungen auf dem Heimweg unter einer Eisenbahnbrücke Schutz vor dem Regen. Das Mädchen begab sich nach Polizeiangaben wahrscheinlich zu nahe an die Gleise und wurde von einem vorbeifahrenden Intercity erfasst. Der Junge blieb äußerlich unverletzt, wird aber psychologisch betreut.
In Braunsbach im Norden des Bundeslandes trat ein Fluss über die Ufer – nach besonders heftigen Regenfällen. Die reißenden Fluten strömten durch die 900-Einwohner-Gemeinde. Dabei wurden ein Haus zerstört und mehrere erheblich beschädigt. Rund 150 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz suchten einsturzgefährdete Häuser ab, um sie zu evakuieren. Ernsthaft Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht.
Braunsbach ist komplett abgeriegelt, berichtet unser Autor Michael Lehmann.
Viele Städte im Osten Baden-Württembergs betroffen
Das Lagezentrum in Stuttgart bildete einen Krisenstab und bestätigte mehrere Verletzte. "Auch andere Orte und umliegende Landkreise sind von dem Unwetter betroffen", sagte ein Sprecher - vor allem die östlichen Teile Baden-Württembergs, unter anderem die Kreise Biberach, Heidenheim, Heilbronn, der Ostalbkreis, der Alb-Donau-Kreis, der Neckar-Odenwald-Kreis sowie die Stadt Ulm. Laut einem Polizeisprecher in Heilbronn sind alle Rettungkräfte im Einsatz: "Es sieht düster aus, wirklich schlimm." Viele Straßen und Ortsdurchfahrten seien gesperrt, sagte Hagen Guderlei vom Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm. Das Wasser stehe an einigen Stellen 1,70 Meter hoch.
In Künzelsau zeigt sich ein Bild der Verwüstung, berichtet unser Reporter Alexander Dambach. Die Wassermaßen haben Steine unterspült und große Krater in die Straße gerissen. Möbel und Fahrräder liegen herum, Keller und Geschäfte sind vollgelaufen, überall brauner Schlamm.
Auch aus Bayern, Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz wurden schwere Schäden gemeldet. Flüsse traten über die Ufer, Straßen wurden überflutet, Unterführungen und Keller liefen voll Wasser. In der bayerischen Region Ansbach sind mehrere Häuser nach Überschwemmungen einsturzgefährdet. Die Polizei in Ulm berichtete von Schlammlawinen und Erdrutschen. Die Autobahn 7 war wegen großer Hagelkörner auf der Fahrbahn stundenlang gesperrt.
In einer Nacht so viel Regen wie sonst in zwei Wochen
Besonders schwer betroffen waren den Angaben zufolge mehrere Ortsteile von Flachslanden nördlich von Ansbach. Dort seien mehrere Autos von den Fluten der über die Ufer getretenen Fränkischen Rezat mitgerissen worden und einige Häuser einsturzgefährdet. Einsatzkräfte und Feuerwehr versuchten, die Gebäude zu sichern, wie die Leitstelle mitteilte.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fiel in Süddeutschland örtlich innerhalb einer Stunde so viel Regen wie normalerweise binnen zwei Wochen. In Hohenthann bei Landshut etwa waren es 67 Liter pro Quadratmeter, in Landshut 57, in der Region um Weilheim 53 Liter.