Nach Festnahme
Südkoreas suspendierter Präsident Yoon verweigert die Aussage

In Südkorea verweigert der suspendierte Präsident Yoon nach seiner Festnahme die Aussage.

    Yoon ist von der Seite zu sehen, wie er zu einem Gebäude geht. Im Vordergrund stehen Autos.
    Der suspendierte südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol trifft bei der Korruptionsermittlungsbehörde für hochrangige Beamte ein. (Uncredited / Korea Pool / AP / dpa / Uncredited)
    Die Polizei erklärte, Yoon habe sich bei einem Verhör nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern wollen. Ermittler hatten ihn heute früh unserer Zeit nach mehreren gescheiterten Versuchen festgenommen. Dem 63-Jährigen wird Aufruhr im Zusammenhang mit seiner Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember vorgeworfen.

    Proteste von Anhängern Yoons

    Polizisten und Ermittler der Anti-Korruptions-Behörde (CIO) führten Yoon heute früh in seinem Wohnsitz ab, um ihn zur Staatsanwaltschaft zu bringen, wie Südkoreas amtliche Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Ungeachtet von Protesten von Yoons Anhängern gelang es den Behörden, ihn in Gewahrsam zu nehmen. Die Festnahme verlief trotz großer Sicherheitsbedenken dem Anschein nach friedlich.
    Ein Autokorso verließ die Tore seiner Residenz, wo sich Yoon seit Wochen hinter Stacheldrahtzäunen und einer kleinen Armee von Sicherheitsleuten verschanzt hatte. Seine Anwälte bezeichneten die Festnahme als illegal und als Versuch, ihn öffentlich zu demütigen.

    Staatskrise nach Verhängung des Kriegsrechts

    Die kurzzeitige Verhängung des Kriegsrechts durch Yoon hatte Südkorea in eine politische Krise gestürzt. Das Parlament stimmte am 14. Dezember für seine Amtsenthebung.
    Es ist nun das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass ein formell amtierender Präsident Südkoreas verhaftet wurde. Neben den Ermittlungen der Anti-Korruptions-Behörde läuft auch ein Amtsenthebungsverfahren beim Verfassungsgericht gegen Yoon. Nachdem der 64-Jährige bei der ersten Anhörung gestern nicht vor Gericht erschien, wurde der nächste Prozesstermin auf den morgigen Donnerstag vertagt.

    Yoon: Kriegsrecht sei "legitimes Mittel"

    Yoon hatte am 3. Dezember im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen und das demokratische Land damit in eine Staatskrise gestürzt. Das Parlament stimmte daraufhin für seine Amtsenthebung. In den kommenden Wochen wird das Verfassungsgericht diese Entscheidung prüfen. 
    Yoon verteidigte die Verhängung des - wenige Stunden später wieder aufgehobenen - Kriegsrechts bis zuletzt als legitimes Mittel. Die Opposition bezeichnete der suspendierte Präsident als Ansammlung "staatsfeindlicher Kräfte", die den Staat in seinen grundlegenden Funktionen lähmen würden. Yoon hatte die politischen gener zudem in die Nähe des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un gebracht.
    Diese Nachricht wurde am 15.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.