Der südsudanesische Präsident Salva Kiir und sein rebellischer ehemaliger Stellvertreter Riek Machar haben sich kurz vor dem Ablauf eines Ultimatums der Nachbarstaaten offenbar auf einen Waffenstillstand geeinigt. Außerdem wollen beide Seiten Friedensgespräche beginnen. Die Verhandlungen sollen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abbeba stattfinden, teilte die ostafrikanische Regionalorganisation IGAD mit. Am Mittwoch sollen sie beginnen. Der US-Sondergesandte Donald Booth sprach von einem "ersten, aber sehr wichtigen Schritt".
Die Kämpfe im Land gingen unterdessen unvermindert weiter. Am Mittag meldeten die Rebellen, sie hätten die umkämpfte Stadt Bor, die Hauptstadt des Bundesstaats Jonglei, wieder eingenommen. Auch hierfür gab es keine Bestätigung von unabhängiger Seite. Ein Sprecher der Vereinten Nationen berichtete aber von heftigen Kämpfen in der Stadt.
Mit der Rückeroberung der Stadt wolle sich Machar möglicherweise eine bessere Verhandlungsposition für Friedensgespräche verschaffen - in diese Richtung wurde jedenfalls spekuliert. Bislang hatte er stets gefordert, zunächst müssten elf seiner Verbündeten freigelassen werden. Diese Bedingung scheint nun vom Tisch. Forderungen nach einer Machtbeteiligung Machars hatte die südsudanesische Regierung allerdings schon im Vorfeld möglicher Gespräche zurückgewiesen: Dies könne nur durch Beteiligung am politischen Prozess und nicht durch Rebellion erreicht werden, sagte Außenminister Barnaba Marial Benjamin der BBC.
Nachbarländer drohen mit Intervention
Die Gemeinschaft der Staaten in Nordostafrika (IGAD) hatte den Konfliktparteien in der vergangenen Woche das Jahresende als Frist für die Aufnahme von Friedensgesprächen gesetzt. Der Präsident des Nachbarlands Uganda, Yoweri Museveni, legte gestern nach und drohte den Konfliktparteien mit einer Intervention. Die Nachbarländer würden Machar gemeinsam besiegen, sollte es nicht zu Friedensgesprächen kommen.
Die Kämpfe im Südsudan dauern bereits seit über zwei Wochen an. Mehr als 1.000 Menschen wurden dabei getötet, die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen wird auf über 120.000 geschätzt. Der Konflikt hatte als Machtkampf zwischen Präsident Kiir und dem im Juli als Vizepräsident entlassenen Machar begonnen, nimmt aber immer stärkere Züge eines ethnischen Konflikts zwischen Machars Ethnie der Dok-Nuer und den Dinka an, der neben Präsident Kiir viele weitere Regierungsmitglieder angehören.