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Südsudan
Konfliktparteien treffen sich in der Lüneburger Heide

Der Südsudan ist als Staat noch keine drei Jahre alt. Nach einem mehrmonatigen Bürgerkrieg droht den mehr als acht Millionen Einwohnern eine Hungerkatastrophe. Nun trafen sich auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland die Konfliktparteien und auch Vertreter der südsudanesischen Kirchen.

Von Michael Hollenbach |
    Ein Foto des Kinderhilfswerks UNICEF zeigt drei Kinder in der südsudanesischen Stadt Mingkaman, während sie erschöpft darauf warten, als Hilfesuchende registriert zu werden.
    Das Leid der Bevölkerung im Südsudan ist groß. (dpa picture alliance / Kate Holt/ Unicef Handout)
    "Wie kann man weiter kommen an den brennenden Fragen, das ist natürlich der neue Krieg im Südsudan, aber auch die anhaltenden Kriege im Sudan, und die große Frage ist, und das ist eine Forderung der Zivilgesellschaft: Wir brauchen einen nationalen Dialog und wir wollen hier rausfinden, welche Elemente braucht der eigentlich und kann man das unterstützen."
    So die evangelische Mitveranstalterin der Konferenz und Sudan-Beauftragte Marina Peter.
    Nach dem jahrelangen Krieg im Sudan zwischen Islamisten und Christen wurde die Hoffnung enttäuscht, im mehrheitlich christlichen Südsudan würde nun Frieden einkehren. Doch seit einem halben Jahr bekriegen sich dort die Ethnien der Nuer und der Dinka.
    "Die politische Elite kämpft um die Macht, und das sind - und das macht mich fast wahnsinnig - alte Männer, die unbedingt die Macht erhalten wollen und das ganze Land in tiefes Elend stürzen."
    So wie früher - im Konflikt mit dem Sudan im Norden - die Religion missbraucht wurde, um Wut und Hass anzustacheln, so sind es nun die verschiedenen Ethnien, sagt Marina Peter:
    "Das größte Problem ist - wenn einmal so was angefangen hat wie Rache - was man einem angetan hat aus einer bestimmten Gruppe, hat man der ganzen Gruppe angetan, und man muss diese furchtbare Rachementalität durchbrechen, und das ist sehr schwierig."
    Fernab des Krieges diskutieren in Hermannsburg nun Sprecher der Bürgerkriegsparteien um Präsident Salva Kiir und den Oppositionsführer Riek Machar, aber auch Vertreter der Zivilgesellschaft wie Michael Taban Toro. Er ist Vorsitzender des südsudanesischen Kirchenrates, eines Zusammenschlusses aller christlichen Kirchen:
    "Wir haben gesehen, dass die humanitäre Not sehr groß ist. Über sechs Millionen Menschen brauchen Zelte und Lebensmittel. Die Zivilisten sind die Opfer von diesem aktuellen Krieg, sie leben in Lagern im Südsudan oder außerhalb des Landes. Wir müssen diesen Krieg beenden. Wir als Kirchenführer reden mit beiden Parteien, mit der Regierung und der Opposition. Unsere Aufgabe ist es, dass wir als Mediatoren arbeiten und uns nicht in den Konflikt hineinziehen lassen."
    Die Kirchen sind auch beteiligt an den Friedensverhandlungen. Doch oft schlägt ihnen Misstrauen entgegen, sie würden sich zugunsten der einen oder anderen Seite einsetzen. Dabei würden sie nur vermitteln, sagt Michael Taban Toro.
    "Das ist die Rolle, die wir als Pastoren übernehmen, als Berater, vor allem für die Schwachen, um deren Position zu stärken. Manchmal wird das missverstanden. Aber die Situation im Südsudan ist so, dass viele Menschen leiden, viele weinen. Wir müssen das Feuer einstellen. Wir müssen endlich dahin kommen, dass der Krieg beendet wird, und die Menschen in einen Dialog treten und nach Lösungen suchen."
    Das sieht auch Hussein Marinjot so. Er ist Sprecher der Oppositionsbewegung um den früheren Vizepräsidenten Riek Machar. Die Atmosphäre in Hermannsburg sei eine ganz andere als im Südsudan oder bei den Friedensverhandlungen in Addis Abeba, sagt Marinjot:
    "Das ist sehr wichtig, weil wir hier einen Dialog führen können. Wir können mit etwas Abstand darüber reden, was im Sudan und im Südsudan passiert. Die Diskussionen sind für uns ein Input für die weiteren Friedensgespräche in Addis Abeba."
    Thema bei der Hermannsburger Konferenz ist auch das Todesurteil gegen die Christin Mariam Jahia Ibrahim Ischag. Der Mutter zweier Kinder wird im islamistischen Sudan vorgeworfen, vom Islam zum Christentum konvertiert zu sein und einen Christen geheiratet zu haben. Der anglikanische Erzbischof Ezekiel Kondo kämpft um das Leben der Verurteilten:
    "Es geht um den Glauben eines Menschen, und der Glaube eines Menschen kann doch nicht determiniert werden durch ein Gesetz, das von Parlamentariern gemacht wurde. Selbst unsere Verfassung sagt, dass jeder die Religion wählen kann, die er will. Dieses Todesurteil steht im Gegensatz zur Verfassung des Sudan."
    Trotz der Unruhen im Sudan und des gegenwärtigen Krieges im Südsudan ist die evangelische Sudan-Beauftragte sicher, dass ein Frieden für die Region gefunden wird:
    "Es ist leider nur so, dass es noch lange dauern wird, es wird keine schnelle Lösung geben, auch nicht geben dürfen, weil die nicht halten würde. Wir hoffen sehr, dass wenigstens die Waffen bald schweigen, aber wie das umgewandelt wird in eine haltbare friedliche Zukunft, das wird noch lange dauern."