"Ja, es fehlt was. Immer, immer fehlt uns was, sicher. Wir sind alle chronisch unzufrieden, schon immer."
Maurice Summen ist die wahrscheinlich angenehmste Plaudertasche der Nation. Ganze sechs Fragen in über einer Stunde zu beantworten - das schaffen sonst nur wenige. Summen ist die personifizierte Diskursmaschine, der seinen Stream of Consciousness nur schwer bremsen kann, ein Getriebener, der keine Ruhe geben und sich nicht einlullen lassen will von vermeintlicher Sicherheit und der wohligen Nestwärme in seiner Wahlheimat Prenzlauer Berg.
"Diese ganzen Mechanismen, die ich in den letzten Jahren erlebe, bei mir selbst und meinem Umfeld, Freunde, mit denen ich früher gerne demonstrieren gegangen bin, bis in die Morgenstunden über Systemveränderung, Systemabschaffung. Die Frage nach dem Gesamten wird nicht mehr gestellt - private Frage, wie geht's Dir, was macht der Job, und da hört's dann auch schon auf. Da war ich immer jemand, der schon geglaubt hat, dass da im Großen und Ganzen mehr zu verändern wäre oder ist."
"Und mittlerweile hat man so den Eindruck, man ist in so einer Welt gelandet, in der man bestenfalls so ein Button ist für 'ne Jacke. Da steht dann irgendein Name drauf, ein Bandname vielleicht, der steht dann für irgendwas, vielleicht noch für ein Restideal. Da kommt man sich vor wie so ein Lieferant oder ein Hersteller, ein Stück weit sentimental schon fast."
Die Türen bäumen sich also noch mal auf gegen den inneren Stillstand. Die Themen des neuen Albums sind im Grunde die immer gleichen und lassen sich unter dem abgewandelten Zitat Louis' des XIV. subsumieren, den die Kollegen von Blumfeld schon vor 20 Jahren verwendeten: L'etat et moi, der Staat und ich. Die Musik klingt dabei um einiges frischer als bei den Hamburger Kollegen. Die zehn Songs holen sich Anleihen bei Surf, Funk, Soul, Ska, Pop und Post-Rock. Ein treibendes Schlagzeug, Bläsersätze und Choreinlagen drücken ordentlich nach vorne, die Konzerte im Frühjahr dürften eine schweißtreibende Angelegenheit werden. Dafür sorgt auch das hohe Mitgröhl-Potenzial wie im über elfminütigen Opener "Rentner und Studenten".
"Wir haben uns mit den Türen nie Gedanken drüber gemacht, zu welcher Seite wir nun gehören. Also ob wir die lebensbejahenden Beach Boys-Typen sind, oder eher so die postindustriellen Nihilisten, die in irgendwelchen stillgelegten Industriegebäuden so einen komisch kühlen Hallrock spielen. Da haben wir uns nie festgelegt, sondern versucht möglichst viel Wert auf Vollständigkeit in der Biografie zu legen."
Mit ihrem Alphabetalbum haben die Türen bereits Anfang Februar eins der wichtigsten deutschen Alben des Jahres vorgelegt. Die einen mögen sich vielleicht in der Zitathölle wähnen oder in einem "übermotivierten Poetry Slam", wie der Rolling Stone reklamierte. Die anderen dürften Gefallen finden an der Selbstreflexion und den leicht verklausulierten Gesellschaftsanalysen, die nie in ihrem eigenen Ernst ertrinken. In seiner inneren Zerrissenheit zwischen Revolution und Selbstverwirklichung, zwischen Wedding und Prenzlauer Berg, ist Maurice Summen jedenfalls ein Sprachrohr seiner Generation.
"Die Grundfrage lautet wirklich: Wie viel Widerspruch kann ich aushalten. Wir können eine ganze Menge Widersprüche aushalten. Das ist natürlich eine schöne Erfahrung, dass man so belastbar ist. Aber die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist: Wie viele von diesen Widersprüchen halte ich freiwillig aus?"
Maurice Summen ist die wahrscheinlich angenehmste Plaudertasche der Nation. Ganze sechs Fragen in über einer Stunde zu beantworten - das schaffen sonst nur wenige. Summen ist die personifizierte Diskursmaschine, der seinen Stream of Consciousness nur schwer bremsen kann, ein Getriebener, der keine Ruhe geben und sich nicht einlullen lassen will von vermeintlicher Sicherheit und der wohligen Nestwärme in seiner Wahlheimat Prenzlauer Berg.
"Diese ganzen Mechanismen, die ich in den letzten Jahren erlebe, bei mir selbst und meinem Umfeld, Freunde, mit denen ich früher gerne demonstrieren gegangen bin, bis in die Morgenstunden über Systemveränderung, Systemabschaffung. Die Frage nach dem Gesamten wird nicht mehr gestellt - private Frage, wie geht's Dir, was macht der Job, und da hört's dann auch schon auf. Da war ich immer jemand, der schon geglaubt hat, dass da im Großen und Ganzen mehr zu verändern wäre oder ist."
"Und mittlerweile hat man so den Eindruck, man ist in so einer Welt gelandet, in der man bestenfalls so ein Button ist für 'ne Jacke. Da steht dann irgendein Name drauf, ein Bandname vielleicht, der steht dann für irgendwas, vielleicht noch für ein Restideal. Da kommt man sich vor wie so ein Lieferant oder ein Hersteller, ein Stück weit sentimental schon fast."
Die Türen bäumen sich also noch mal auf gegen den inneren Stillstand. Die Themen des neuen Albums sind im Grunde die immer gleichen und lassen sich unter dem abgewandelten Zitat Louis' des XIV. subsumieren, den die Kollegen von Blumfeld schon vor 20 Jahren verwendeten: L'etat et moi, der Staat und ich. Die Musik klingt dabei um einiges frischer als bei den Hamburger Kollegen. Die zehn Songs holen sich Anleihen bei Surf, Funk, Soul, Ska, Pop und Post-Rock. Ein treibendes Schlagzeug, Bläsersätze und Choreinlagen drücken ordentlich nach vorne, die Konzerte im Frühjahr dürften eine schweißtreibende Angelegenheit werden. Dafür sorgt auch das hohe Mitgröhl-Potenzial wie im über elfminütigen Opener "Rentner und Studenten".
"Wir haben uns mit den Türen nie Gedanken drüber gemacht, zu welcher Seite wir nun gehören. Also ob wir die lebensbejahenden Beach Boys-Typen sind, oder eher so die postindustriellen Nihilisten, die in irgendwelchen stillgelegten Industriegebäuden so einen komisch kühlen Hallrock spielen. Da haben wir uns nie festgelegt, sondern versucht möglichst viel Wert auf Vollständigkeit in der Biografie zu legen."
Mit ihrem Alphabetalbum haben die Türen bereits Anfang Februar eins der wichtigsten deutschen Alben des Jahres vorgelegt. Die einen mögen sich vielleicht in der Zitathölle wähnen oder in einem "übermotivierten Poetry Slam", wie der Rolling Stone reklamierte. Die anderen dürften Gefallen finden an der Selbstreflexion und den leicht verklausulierten Gesellschaftsanalysen, die nie in ihrem eigenen Ernst ertrinken. In seiner inneren Zerrissenheit zwischen Revolution und Selbstverwirklichung, zwischen Wedding und Prenzlauer Berg, ist Maurice Summen jedenfalls ein Sprachrohr seiner Generation.
"Die Grundfrage lautet wirklich: Wie viel Widerspruch kann ich aushalten. Wir können eine ganze Menge Widersprüche aushalten. Das ist natürlich eine schöne Erfahrung, dass man so belastbar ist. Aber die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist: Wie viele von diesen Widersprüchen halte ich freiwillig aus?"