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EuGH-Urteil
Was sich Chef-Lobbyist Bernd Reichart für die Super League verspricht

Mit dem Urteil zur Super League beginnt für die Entwickler um Bernd Reichart die Arbeit. Jetzt wollen sie Klubs und Fans von ihrem neuen Format überzeugen. Etwa mit mehr Spannung und kostenlosen Übertragungen für Fans, erklärte Reichart im Dlf.

Bernd Reichart im Gespräch mit Marina Schweizer |
Bernd Reichart, Chef des Sportprojektentwicklers A22 und Vertreter der Super League nach außen
Bernd Reichart, Chef des Sportprojektentwicklers A22 und Vertreter der Super League nach außen (dpa / picture alliance / Sebastian Gollnow)
Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) hat eine Grundlage gelegt, die die Gründung einer europäischen Super League möglich machen könnte. Die Richter haben geurteilt, dass die UEFA und die FIFA ihre Monopolstellung im Fußball ausnutzen, wenn sie von Vornherein Wettbewerbe wie zum Beispiel die Super League verhindern. Das sei „nicht verhältnismäßig“ und stehe zudem im Widerspruch zur Wettbewerbsfreiheit.
„Klubs brauchen ab heute keine Angst mehr vor Sanktionen haben. Das ist eine gute Nachricht für den Fußball. Ideen müssen die Möglichkeit haben, zumindest diskutiert zu werden", sagte Bernd Reichart, Chef des Sportprojektentwicklers A22 und Cheflobbyist der Super League, im Deutschlandfunk.

Erster Versuch im April 2021 war krachend gescheitert

Nun gehe es darum, möglichst viele Klubs und Fans hinter den neuen Wettbewerb zu vereinen und sie für das Projekt zu begeistern. Bei einem gescheiterteren Super-League-Versuch von zwölf europäischen Klubs im April 2021, hatte die UEFA den Vereinen noch mit einem Ausschluss aus den europäischen Klubwettbewerben, wie der Champions League, gedroht und Sanktionen gefordert. Dies ist nun nicht mehr möglich.
"Klubs lechzen nach einer europäischen Plattform, um sich zu vermarkten", sagte Reichart, denn für viele Vereine aus kleineren nationalen Ligen, wie aus Portugal, Österreich oder Belgien reichten die Erlöse nicht mehr aus, um anschließend wettbewerbsfähig zu sein. Dies führe dazu, dass es immer die gleichen Serienmeister in den Ligen gebe und die Meisterschaften langweilig seien. Bisher haben allerdings nur Real Madrid und der FC Barcelona offiziell Interesse an der Super League angekündigt.
Nach deren neuem Konzept sollen bei den Männern insgesamt 64 Teams verteilt auf drei Ligen - Star, Gold und Blue - spielen. Alle Spiele sollen unter der Woche stattfinden, um nicht mit den Ansetzungen der nationalen Ligen zu kollidieren. Sowohl die Star- als auch Gold-Liga umfassen den Plänen nach jeweils 16 Klubs, die in jeweils zwei Gruppen mit acht Teams antreten. In der Blue-Spielklasse sollen 32 Vereine auf vier Gruppen verteilt werden. Damit wären allen Teilnehmern der Super League 14 europäische Spiele - davon sieben zu Hause und sieben auswärts - garantiert.

Sportlicher, offener Wettbewerb mit Auf- und Abstieg

Nach der Gruppenphase, die von September bis April ausgetragen werden soll, würden die vier besten Teams jeder Gruppe (Star und Gold) sowie die zwei besten Teams jeder Gruppe (Blue) die K.o.-Phase erreichen. In dieser sollen dann beginnend mit Viertelfinals entsprechend drei Champions ausgespielt werden.
Zwischen den Ligen gibt es Auf- und Abstieg. Während jeweils zwei Teams aus der Star- und Gold-Liga die Klassen tauschen, steigen die beiden Finalisten der Blue-Liga in die nächsthöhere Klasse auf. In der untersten Liga sollen zudem jährlich 20 der 32 Vereine ausgetauscht werden, die von national qualifizierten Mannschaften ersetzt werden. Damit soll ein „offenes System“ gewährleistet werden.
„Es ist ein offenes, nach dem Leistungsprinzip gestaffeltes Format, dass völlig kompatibel mit den nationalen Ligen ist", sagte Reichart im Dlf. Damit reagierten die Organisatoren auf ihr gescheitertes Projekt vom April 2021, als die Betreiber eine geschlossene 20er Liga vorgesehen hatten.
"Die Fans wollen attraktive Spiele und nicht immer mehr", sagte Reichart. "Wir verlieren Fans vor den TV-Schirmen. Die nicht bereit sind, sich Spiele anzusehen, bei denen es um nichts mehr geht. Es gibt zu viele Spiele. Das müssen wir vermeiden", damit kritisierte er die geplante Reform der UEFA Champions League, aber auch die Aufstockung der Fußball-WM 2026 auf 48 Nationen. Man müsse nun Fans und Klubs überzeugen, damit sie verstehen, "dass die Super League eine tolle Alternative" zum aktuellen Status Quo sei, sagte er. Es gehe auch nicht darum, die Klubs zu verpflichten, sich aus den nationalen Ligen zu lösen.
Für die Fans sollen "alle Spiele der Super League kostenlos gezeigt werden", teilte A22-Geschäftsführer Bernd Reichart mit. Dafür solle es eine neue digitale Streaming-Plattform geben. Er könne sich aber auch kostenpflichtige Premium-Abos vorstellen, für die Fans, die "mehr und mehr" wollen, sagte Reichart. Beispielsweise Aufnahmen aus den derzeit noch geschützen Bereichen, wie Kabine, dem Mannschaftsbus oder Interviews kurz vor Spielbeginn. Generell müsse man für den Fan denken. Finanzieren will man das vor allem über Werbung.
"Wir haben mit dem besten europäischen Klubfußball die Möglichkeit, weltweit eine enorme Reichweite zu erzielen", sagte er. Fußball sei der einzige wirklich globale Sport und einige Vereine hätten über fünf Millionen Follower auf ihren Social-Media-Kanälen.
Die Einnahmen würden über die gesamte Pyramide verteilt, für nicht-qualifizierte Vereine sowie soziale Zwecke solle es Solidarzahlungen in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro im Jahr geben.
Bezüglich eines potentiellen Starttermins für die Super League, blieb Reichart vage. Man werde sich keine Deadline setzen und hektisch werden.