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Superheldencomic aus Schriftstellerhand
Von Panthern, Kriegen und Königen

Mit "Zwischen mir und der Welt" hat Ta-Nehisi Coates eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit geschrieben: In Form eines Briefes erklärt der prominente Intellektuelle darin seinem Sohn, was es bedeutet, als Schwarzer in Amerika zu leben. Gerade in der Ära Trump ist seine Perspektive gefragt. Umso überraschender, dass er jetzt eine Comicserie für Marvel schreibt.

Von Kai Löffler |
    "Black Panther" aus der Feder von Ta-Nehisi Coates, jetzt auch auf Deutsch erhältlich
    "Black Panther" aus der Feder von Ta-Nehisi Coates, jetzt auch auf Deutsch erhältlich (AFP / TIMOTHY A. CLARY )
    Als politisch interessierter Amerikaner kommt man an Ta-Nehisi Coates nur schwer vorbei. Der Journalist und Autor ist in praktisch jeder Talkshow und Nachrichtensendung zu sehen, sein Buch "Zwischen mir und der Welt" war eine Sensation - auch hierzulande, und seit ein paar Wochen macht im Internet ein Video die Runden, in dem Coates sehr anschaulich über die Macht von Worten spricht:
    "I think the experience of being a hip hop fan and not being able to use the word nigger is actually very insightful. It will give you just a little peak into the world of what it means to be black."
    Wie ein Paukenschlag
    Vor allem heben sich seine ebenso provokante wie einfühlsame Arbeiten im Magazin "The Atlantic" aus dem weißen Rauschen des öffentlichen Diskurses hervor wie ein Paukenschlag in der Sonntagsandacht. So zum Beispiel der Essay "Civil Right Protests Have Never Been Popular".
    1966 hatten 63% der Amerikaner eine negative Meinung von Martin Luther King. Seine Ermordung war ein Produkt dieser Feindseligkeit - nicht von einer radikalen Randgruppe, sondern von der Mehrheit des amerikanischen Volkes.
    "Er schreibt über Donald Trump, über die Proteste von Footballspielern wie Colin Kaepernick, die für die Nationalhymne nicht aufstehen, sondern knien ..."
    Sagt Literaturprofessor Howard Rambsy, Leiter des Studiengangs "Black Studies" an der Southern Illinois University Edwardsville.
    "All das sind Themen, die mit Hautfarbe zu tun haben. Und Coates bezieht als prominenter Intellektueller zu diesen Themen klar Stellung. Wenn er etwas sagt, hören die Leute zu. Er hat einen scharfen Verstand und er schreibt auch einfach sehr viel."
    Zum Beispiel über die Black Lives Matter-Bewegung, die aus Protest gegen Polizeigewalt entstanden ist. Sie unterstreicht, wie schon der Name sagt, dass ein schwarzes Leben nicht weniger wert ist als ein weißes. Und das ist, gerade im derzeitigen politischen Klima der Vereinigten Staaten, kontrovers.
    Seit vergangenem Jahr versucht sich Coates an einem Medium, das er schon als Kind geliebt hat: Für Marvel Comics schreibt er die Abenteuer des Superhelden Black Panther. Protagonist T'Challa ist gleichzeitig König des afrikanischen Staats Wakanda und Mitglied des Superhelden-Konglomerats "Avengers".
    Seinen ersten Auftritt hatte T'Challa vor 50 Jahren, als erster schwarzer Superheld eines großen Comic-Verlages. Ta-Nehisi Coates stellt aber nicht den Superhelden in den Vordergrund, sondern den König. Damit nimmt er Bezug auf Amerikas jüngere Vergangenheit und fragt...
    "...was passiert, wenn ein mächtiger Mann, ein mächtiger schwarzer Mann, die Unterstützung seines Volkes verliert. Es geht also eindeutig darum, dass jemand wie Obama an der Macht ist und seine Anhänger, besonders schwarze Amerikaner, ihn in Frage stellen."
    Beschäftigung mit der "Black Experience"
    Ta-Nehisi Coates' Black Panther ist reflektiert und vielschichtig, zeigt einen sehr menschlichen und verwundbaren T'Challa und beschäftigt sich nicht zuletzt mit der "Black Experience", der Erfahrung als Schwarzer in den USA zu leben. Die Serie wird dem Afrofuturismus zugeordnet; Science Fiction mit schwarzen Figuren, die sich gleichzeitig als Kommentar auf Gegenwart, Geschichte und Zukunft des schwarzen Amerika versteht.
    Auf Coates' Black Panther war ein besonderes Schlaglicht gerichtet und das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Musical Hamilton, mit Hip Hop-Musik und schwarzer und hispanischer Besetzung ist ein riesiger Erfolg. Und doch ist das ist nicht nur ein Grund zum Feiern, sagt Howard Rambsy.
    "Eins darf man nicht vergessen: Black Panther bekommt auch deshalb soviel Aufmerksamkeit, weil es eine Ausnahme ist. Die meisten Comic-Helden sind nach wie vor weiß, genau wie ihre Autoren. Dasselbe am Broadway. Hamilton ist zwar extrem erfolgreich, aber der Broadway ist trotzdem fast komplett weiß. Es ist natürlich gut, dass es Black Panther und Hamilton gibt, aber sie erinnern uns auch daran, dass eine schwarze Perspektive noch immer unterrepräsentiert ist."
    Die Popkultur hat also - trotz Phänomenen wie Hamilton und Ta-Nehisi Coates' Black Panther - noch einen weiten Weg vor sich.