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Supermarktkette
Kaiser's Tengelmann steht vor dem Aus

Die defizitäre Supermarktkette Kaiser's Tengelmann soll zerschlagen werden. Das gab Konzernchef Erivan Haub bekannt. Er kündigte weiter an, den Verkaufsprozess einzuleiten. Die beteiligten Unternehmen gaben sich gegenseitig die Schuld für das Ende der Verhandlungen.

    Die Leuchtbuchstaben einer Kaiser's-Filiale hängen in Düsseldorf an einem Gebäude.
    Die Leuchtbuchstaben einer Kaiser's-Filiale hängen in Düsseldorf an einem Gebäude. (dpa-Bildfunk / Wolfram Kartl)
    Die Zerschlagung soll demnach bereits in der kommenden Woche beginnen. Haub erklärte, deshalb stehe eine große Zahl von Mitarbeitern vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Ein für Samstag geplantes Treffen mit den bislang an Lösungsversuchen beteiligten Konzernen ist hinfällig. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nannte ein mögliches Scheitern der Verhandlungen "erschütternd" für die betroffenen Beschäftigten und appellierte an alle Beteiligten, eine "tragfähige Lösung" zu finden.
    Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sind die Unternehmenschefs von Rewe, Edeka, Norma und Kaiser's Tengelmann heillos zerstritten. In einer E-Mail, die dem Blatt vorliegt, hatte zuletzt Rewe-Chef Alain Caparros seine Teilnahme an der Zusammenkunft abgesagt.
    Neues Angebot von Rewe
    Inzwischen erklärte auch Caparros die Verhandlungen über die Rettung von Kaiser's Tengelmann für gescheitert. "Es gab und gibt bis jetzt kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an Rewe für eine konstruktive Lösung", erklärte er. Er warf Haub und Edeka-Chef Markus Mosa vor, diese hätten sich auf Kosten der Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann "verspekuliert".
    Rewe könne die Klage gegen die Ministererlaubnis nicht ohne einen fairen Interessenausgleich zurückziehen, betonte er. Zugleich legte er am Donnerstagabend ein erweitertes Angebot an Haub vor. Rewe sei bereit, Kaiser's Tengelmann als Ganzes zu übernehmen. "Herr Haub muss nun entscheiden, ob er diese Chance noch ergreifen will oder seine nun seit zwei Jahren dauernde Verweigerungshaltung fortsetzt", hieß es in einer Mitteilung.
    Haub kritisiert Rewe
    Tengelmann-Chef Haub erklärte mit Blick auf Rewe: "Wir müssen leider feststellen, dass die Kläger nicht bereit sind, konstruktiv an Lösungen zu arbeiten und ihre Beschwerden zurückzuziehen". Deshalb müsse er mit der Vorbereitung der Einzelverwertung des Unternehmens beginnen.
    Kaiser's Tengelmann und EDEKA Logos in Bonn.
    Edeka will Kaiser's Tengelmann übernehmen - das scheint jetzt aber unmöglich. (imago / Kosecki)
    Tengelmann werde in der kommenden Woche beginnen, für das Filialnetz in Nordrhein-Westfalen sowie die Fleischwerke in Viersen, Donauwörth und Perwenitz Interessensbekundungen einzuholen, kündigte Haub an. Die Märkte in Bayern und Berlin sollten dann "zeitverzögert" dazukommen.
    Auch Edeka erklärte die Gespräche für gescheitert. Ursprünglich hatte Edeka eine Fusion mit Kaisers's Tengelmann angestrebt, das Bundeskartellamt aber stoppte das Vorhaben aus Sorge vor zu großer Marktmacht. Eine von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ausgesprochene Sondererlaubnis wurde schließlich vom Oberlandesgericht Düsseldorf kassiert.
    Einvernehmliche Lösung war schon in Sicht
    Noch Anfang der Woche hatte es nach einer einvernehmlichen Lösung für das Unternehmen ausgesehen, bei der möglicherweise einige Supermärkte an Rewe gehen könnten. Über die Rettung von Kaiser's Tengelmann wurde seit Wochen verhandelt. Zwei Krisengipfel mit Konzernchefs und der Gewerkschaft Verdi brachten keine Lösung.
    (gri/hba)