"Der Monat Ramadan ist es, in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt wurde und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage fasten – Gott will es euch leicht, er will es euch nicht schwer machen."
Aus diesem Vers leitet die Mehrheit der islamischen Gelehrten die Bestimmung ab, dass jeder zurechnungsfähige und geschlechtsreife Muslim dazu verpflichtet ist, den Monat Ramadan hindurch zu fasten.
Befreit von dieser Pflicht sind Kranke, Reisende und Menschen, die aufgrund besonderer körperlicher Umstände wie Schwangerschaft, Menstruation und Altersschwäche dazu nicht imstande sind.
Der besagte Vers wurde in den Koranauslegungen aus unterschiedlichen Perspektiven - literarisch, soziologisch, mystisch, juristisch - ausführlich analysiert. So gingen die Exegeten nicht nur auf das Gebot des Fastens ein, sondern setzten sich auch mit dem "Monat" Ramadan auseinander. Ramadan ist der einzige Monat, der im Koran namentlich erwähnt wird – und zwar ein einziges Mal in diesem behandelten Vers.
Über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Ramadan" haben Philologen unterschiedliche Meinungen geäußert. Einige argumentieren, es leite sich von "ramdâ" ab. Der arabische Begriff bezeichne einen Regen am Ende des Sommers, der die Erde von Staub und Dreck reinige. Genauso reinige der Ramadan das Herz des Fastenden von seinen Sünden.
Gemäß einer anderen Meinung ist das Wort auf das Verb "ramada" zurückzuführen. Damit wird das Aufheizen der Erdoberfläche durch starke Sonneneinstrahlung ausgedrückt, sodass einem beim Betreten die Fußsohlen verbrennen. Auf gleiche Weise tilgt im Ramadan das Gefühl von Hitze und brennendem Durst, das Fastende beim Verzicht auf Essen und Trinken befällt, begangene Sünden.
Darüber hinaus wird überliefert, Ramadan sei einer der Namen Gottes und bezeichne somit den "Monat Gottes".
Die Besonderheit des Ramadans gegenüber anderen Monaten besteht vor allem darin, dass in ihm, genauer gesagt in der "Nacht der Bestimmung" (lailat al-qadr), erstmals ein Teil des Korans herabgesandt wurde. Diese Nacht liegt in den letzten zehn Tagen des Ramadans verborgen. Laut Koran ist sie wertvoller als tausend Monate (Sure 97: Vers 3). Muslime suchen daher in den letzten zehn Tagen nach dieser segensreichen Nacht, um sie verstärkt im Gebet, im Gedenken an Gott und in Meditation zu verbringen.
Zur Hinabsendung des Korans erklären die Gelehrten, er sei in einem Zeitraum von 23 Jahren über den Engel Gabriel nach und nach dem Propheten Mohammed offenbart worden. Zudem gibt es Überlieferungen, wonach Gabriel und Mohammed einander jedes Jahr im Ramadan den bis dahin offenbarten Teil des Korans vorgetragen haben; in Mohammeds Todesjahr habe dieses Ereignis sogar zweimal stattgefunden. Seit dem wird die Lesung des gesamten Korans im Ramadan von vielen Muslimen weltweit als segensreiche Tradition fortgeführt, sei es in Gemeinschaft oder individuell.
Heutzutage wird der Ramadan vielfältig begangen, etwa als Monat des Korans, als Monat des Fastens, der Almosengabe, der Barmherzigkeit und des Segens, der Vergebung und Erlösung. Viele erkennen in ihm auch einen "Monat der Reinigung der Herzen von Sünden" sowie einen "Monat der Erziehung der Triebseele".
*Die Audioversion wurde aus Gründen der Sendezeit leicht gekürzt.