Reger Autoverkehr herrscht tagsüber um das Heinrich-Schütz-Haus im thüringischen Bad Köstritz. Der Blick auf das Display des Handys verrät – vorausgesetzt man hat die Swalks-App heruntergeladen - dass dieser Ort enorm bedeutend ist. Mit Hilfe eines Buttons lässt sich passende Musik abrufen. Ein weiterer Button verspricht Erläuterungen: "Das Heinrich-Schütz-Haus in Bad Köstritz ist das Geburtshaus des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt, jenes Jahrhundertkomponisten, der wie kaum kein anderer die Musikgeschichte Mitteldeutschlands im 17. Jahrhundert prägte."
Innerhalb von knapp drei Minuten erfährt man das Wichtigste zur Herkunft von Heinrich Schütz und zur wechselvollen Geschichte des Hauses: "Eine Geschichte voller Umbauten, Abrisse, Brände, Umnutzungen, bis hin zum Kriegslazarett. Doch was blieb, war die Erinnerung an jenen jungen Heinrich, der als ‚allerbester teutscher Komponist‘ bezeichnet werden wird, und schon zu Lebzeiten als ‚Vater unserer modernen Musik‘ galt."
Innerhalb von knapp drei Minuten erfährt man das Wichtigste zur Herkunft von Heinrich Schütz und zur wechselvollen Geschichte des Hauses: "Eine Geschichte voller Umbauten, Abrisse, Brände, Umnutzungen, bis hin zum Kriegslazarett. Doch was blieb, war die Erinnerung an jenen jungen Heinrich, der als ‚allerbester teutscher Komponist‘ bezeichnet werden wird, und schon zu Lebzeiten als ‚Vater unserer modernen Musik‘ galt."
Musikalische Auseinandersetzung mit Schütz
Das dritte Angebot auf dem Handydisplay ist etwas, das kein anderes Wegeleitsystem bietet: ein neues Werk von Fabian Russ, das sich mit Heinrich Schütz auseinandersetzt. "Orchestronik" nennt der junge Komponist seinen Stil: "Die Verbindung aus Elektronik und einem akustischen Instrument oder vielleicht auch einer Stimme – das ist so ein bisschen das, was mich seit Jahren interessiert und was mich auch seit Jahren fasziniert."
"Schütz ist ja fasziniert in Venedig im Markusdom vom mehrchörigen Musizieren, also quasi der Entdeckung des Raumes als ein weiteres Instrument. Und diese Frage, wie Räumlichkeit heute herzustellen ist, das ist glaube ich, etwas, was auch den Fabian Russ immer wieder umtreibt. Wir haben dort einen Electronic-Sound, der über das Stereo-Hören hinausgeht", sagt Christina Siegfried.
"Schütz ist ja fasziniert in Venedig im Markusdom vom mehrchörigen Musizieren, also quasi der Entdeckung des Raumes als ein weiteres Instrument. Und diese Frage, wie Räumlichkeit heute herzustellen ist, das ist glaube ich, etwas, was auch den Fabian Russ immer wieder umtreibt. Wir haben dort einen Electronic-Sound, der über das Stereo-Hören hinausgeht", sagt Christina Siegfried.
Hauptspielorte von Schütz
Christina Siegfried ist die Leiterin des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik und die Initiatorin der Swalks. Die Idee zum Projekt kam ihr in den letzten Jahren, durch Konzerte im Rahmen des von ihr verantworteten Heinrich-Schütz-Musikfestes. Dessen Hauptspielorte sind Bad Köstritz in Thüringen, der Geburtsort von Schütz, dann die sächsische Landeshauptstadt Dresden, wo er über mehr als vier Jahrzehnte als Hofkapellmeister gewirkt hat, und Weißenfels in Sachsen-Anhalt, wo sich der Komponist im Alter zur Ruhe setzte. Steht man vor seinem Altersruhesitz, dann kommt wieder das Handy-Display zum Einsatz: "Es haben die Kräfte und besonders das Gehör schon vor etlichen Jahren sehr abgenommen. So dass er nur noch wenig ausgehen konnte, sondern meistenteils hat zuhause bleiben müssen. Daselbst hat er auch aber noch immer stattliche Kompositionen mit großem Fleiß verfertigt."
Logischerweise kann man in Weißenfels ein Werk aus dieser letzten Lebensphase von Heinrich Schütz hören, ein Ausschnitt aus dem sogenannten Schwanengesang.
"Wir dürfen entsprechende Ausschnitte aus der Gesamteinspielung des Dresdner Kammerchors unter Hans-Christoph Rademann nutzen," sagt Christina Siegfried und betont, dass jede Station der Swalks nur abrufbar ist, wenn man sich auch tatsächlich vor Ort befindet und man im Handy die Ortungsdienste aktiviert hat.
Logischerweise kann man in Weißenfels ein Werk aus dieser letzten Lebensphase von Heinrich Schütz hören, ein Ausschnitt aus dem sogenannten Schwanengesang.
"Wir dürfen entsprechende Ausschnitte aus der Gesamteinspielung des Dresdner Kammerchors unter Hans-Christoph Rademann nutzen," sagt Christina Siegfried und betont, dass jede Station der Swalks nur abrufbar ist, wenn man sich auch tatsächlich vor Ort befindet und man im Handy die Ortungsdienste aktiviert hat.
Geobasierte App funktioniert nur vor Ort
Dahinter steckt ein besonderes Konzept: "Dass man einerseits natürlich Heinrich-Schütz entdecken soll, seine Musik entdecken soll, aber dies nicht irgendwo am heimischen Computer oder mit dem Handy irgendwo im Zug sitzend, sondern an konkret den Orten, das heißt, es ist eine geobasierte App, die nur funktioniert, wenn man am Ort des Geschehens ist."
In diesen Tagen des bundesweiten Lockdowns hat man durch die Swalks-App also die Möglichkeit, mit dem Auto eine individuelle, aber doch geführte Reise zu Heinrich Schütz und seinen Lebensstationen zu unternehmen, auch wenn man die Museen in den Schütz-Häusern in Bad Köstritz und Weißenfels derzeit nicht besuchen kann. Friederike Böcher, die Leiterin des Köstritzer Hauses findet das Konzept auch für diese Zeit besonders passend.
"Zum einen ist es mal etwas, wo man sich wirklich auf den Weg machen kann. Man ist an der frischen Luft, man ist draußen, man steht vor wichtigen Gebäuden, an Denkmalen, man bekommt einfach draußen vor der Tür etwas dazu zu hören. Und zwar doppelt – mit Text und auch wirklich sehr besonderen Klängen."
Die experimentellen Werke von Fabian Russ, erfüllen dabei eine wichtige Funktion, meint Friederike Böcher: "Wir müssen einfach versuchen, die Alte Musik auch in unsere Zeit zu holen, auf unterschiedliche Arten und Weisen. Es ist natürlich auch immer sehr schön, wenn sich Komponisten auf diese alte Musik einlassen und sie in ihre moderne Musiksprache übertragen."
Auf den Spuren von Schütz in Dresden
In Dresden führen die Soundwalks unter anderem in die Kapelle des Renaissanceschlosses, in der Schütz mit seiner Hofkapelle musizierte - und an den Neumarkt. Im Vorgängerbau der heutigen Frauenkirche würde Schütz ehrenvoll begraben. Diese Ruhestätte existiert allerdings lange nicht mehr.
"Heute findet sich in der wiedererrichteten Frauenkirche ein Gedenkband, das an den Jahrhundertkomponisten erinnert."
Die Swalks lassen sich am besten innerhalb von drei Tagen absolvieren, einer in Bad Köstritz, einer in Weißenfels und einer in Dresden. Friedrike Böcher, die Leiterin des Köstritzer Geburtshauses bescheinigt dem Projekt auch eine große Nachhaltigkeit: "Das ist natürlich auch ein Schritt auf dem Weg für 2022, wenn wir das große Schütz-Jubiläum haben mit dem 350. Todestag."
Friederike Böcher freut sich natürlich auf die Zeit nach dem Lockdown, wenn sie die barocke Tür des Geburtshauses in Bad Köstritz wieder für Museumsgäste öffnen kann.