Nach Angaben der Polizei starben drei Menschen während der Befreiungsaktion, vier wurden verletzt. Unter den Toten ist auch der Geiselnehmer. Mehrere Geiseln wurden bei der Polizeiaktion am zentralen Martin Place in Sydney befreit.
Zuvor waren bereits fünf Menschen entkommen, wobei unklar ist, ob sie geflohen oder freigelassen worden waren. Jüngste Fernsehbilder aus der australischen Stadt zeigen Polizisten, die zum Teil verletzte Personen in Sicherheit brachten. Auch Explosionen und Schüsse waren zu hören.
Die australische Polizei gab die Identität des Mannes bekannt, der zahlreiche Geiseln in einem Cafe in seiner Gewalt hielt. Es handelt sich demnach um einen 50 Jahre alten Mann aus dem Iran, der in Australien Asyl erhalten hat. Er ist nach Medienberichten wegen sexueller Übergriffe und im Zusammenhang mit dem Tod seiner Frau angeklagt. Zurzeit sei er auf Kaution frei. In der Vergangenheit habe er Hassbriefe an die Angehörigen gefallener australischer Soldaten geschrieben, berichtete die Zeitung "The Age".
Der australische Premierminister Tony Abbott sagte bei einer Pressekonferenz, noch sei das Motiv des Geiselnehmers völlig unklar. "Wir wissen nicht, ob es politisch motiviert ist", sagte er. Es sprächen aber einige Anzeichen dafür. Abbott rief die Bevölkerung in Australien zur Ruhe auf.
Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. Hunderte Schaulustige hinter Absperrungen beobachteten die Szene in der Innenstadt. Die Polizei räumte mehrere Gebäude und wies die Menschen mit Bürofenstern direkt am Platz an, sich in die hinteren Teile ihrer Gebäude zurückzuziehen. Fernsehsender filmten den Geiselnehmer durch ein Fenster des Cafés. Auf dem Video war ein Mann mittleren Alters mit grauem Bart und einem Kopftuch zu sehen, auf dem offenbar arabische Schriftzeichen standen.
Flagge deutet auf islamistischen Hintergrund hin
Der Mann hatte am Montagvormittag (Ortszeit) mehrere Besucher und Angestellte eines Cafés als Geiseln genommen. In einem Fenster des Cafés war eine schwarze Flagge mit weißer arabischer Schrift zu sehen - offenbar das islamische Glaubensbekenntnis Schahada.
In Australien herrscht seit September erhöhter Terroralarm. Es gilt Alarmstufe drei der vierstufigen Skala, was bedeutet: "Terroranschlag wahrscheinlich". Premierminister Abbott berief umgehend den Sicherheitsrat ein. "Es gibt Menschen auf der Welt, die uns Böses wollen", sagte er. Er rief die Australier auf, sich nicht von ihren Alltagsaktivitäten abhalten zu lassen. Das sei das Ziel von politisch motivierten Tätern, und dem dürfe man keinen Vorschub leisten.
Martin Place ist ein historischer Platz in der Fußgängerzone im Geschäftsviertel. In der Umgebung arbeiten Tausende Menschen. In unmittelbarer Nähe liegen mehrere Bankzentralen, das Büro des Ministerpräsidenten von New South Wales und das US-Konsulat.
(vic/ach)