In einem Park am Rande der Glogower Altstadt steht Jacek Zielinski vor einem Denkmal. Früher gedachten hier die deutschen Sozialisten ihrem Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Heute sind zwei Bronzetafeln angebracht. Die eine Inschrift auf Deutsch, die andere auf Polnisch. Zielinski liest laut:
"'Den deutschen und polnischen Opfern von Krieg, Gewalt und Vertreibung.' Ein bisschen umstritten war dieses Wort "Vertreibung". Aber was soll das? Ich wäre als Fünfjähriger auch fast Opfer von Vertreibung geworden."
Jacek Zielinski ist ehemaliger Glogauer Stadtpräsident. In seine Amtszeit in den 90er Jahren fielen die ersten Gespräche über die Umwidmung des Gedenksteins. Der erste Gedenkstein in Polen, auf dem die Vertreibung in deutscher Sprache beim Namen genannt wird. Zielinskis Vorgänger hatte sich - Ende der 80er Jahre - noch nicht einmal getraut, die ehemaligen Bewohner des deutschen Glogau zu empfangen. Unter Zielinskis Präsidentschaft änderte sich das. 1989 nahm er Kontakt zum Glogauer Heimatbund auf, dem Verband der vertriebenen Glogauer. Angst vor den angeblichen deutschen Revanchisten kannte der damalige Stadtpräsident nicht.
"Weil wir sehr deutlich darüber gesprochen haben: Ihr könnt zu uns kommen, ihr könnt hier auch bleiben, aber der Ausgangspunkt ist der: Das hier ist Polen. Und das lässt sich nicht rückgängig machen. Sollen wir sechs Millionen Polen wieder nach Osten schicken. Und sechs Millionen Deutsche hier ansiedeln. Das geht nicht. Und deswegen müssen wir deutlich sagen: Kommt zu uns. Wer will, soll kommen, dann sind wir gemeinsam hier."
Der Glogauer Heimatbund folgte der Einladung Zielinskis. Am Anfang überwog die Skepsis, doch schnell schloss man Freundschaft und begann immer neue, gemeinsame Projekte zu entwickeln. Eine Städtepartnerschaft wurde vermittelt. Der Andreas-Gryphius-Preis, ein Literaturpreis, nicht wie üblich in Düsseldorf, sondern in Glogow verliehen, der Heimatstadt des Barockdichters. Außerdem organisierte der Heimatbund Geld für den Wiederaufbau des Rathauses. Jedes Jahr nahm man ein neues Projekt in Angriff. Ein Meilenstein in der jahrelangen Zusammenarbeit aber bleibt die Umwidmung des Denkmals im Jahre 2000. Das bestätigt auch ein älter Pole, der gerade am Denkmal vorbei spaziert.
"Das ist etwas Gemeinsames. Ein Symbol der Verbrüderung. Die Deutschen haben doch hier früher gewohnt. Jetzt wohnen die Polen hier. Einigkeit muss sein."
In Glogow funktionieren die deutsch-polnischen Beziehungen. Trotz der Diskussion um das "Zentrum gegen Vertreibung", trotz "Preußischer Treuhand", trotz der national-konservativen Regierung in Warschau. Vor Ort, in Glogow, hat das keine Auswirkungen, sagt auch Klaus Schneider vom Glogauer Heimatbund. Der 69-Jährige setzt sich seit Jahrzehnten für die Verständigung zwischen den alten und den neuen Glogauern ein.
"In Glogau war immer die liberale Linie im Stadtrat vertreten. Es gibt andere Städte und auch andere solche Heimatbünde, die haben da große Enttäuschungen erfahren, dass es nach 90 wunderbar losging und dann wieder die Postkommunisten dran und dann war wieder alles vorbei. Das ist hier nicht so."
Außerdem habe der Stadtrat seine Verständigungspolitik immer offensiv vertreten. Und die polnische Bevölkerung habe mitgezogen, sagt Klaus Schneider, der als achtjähriger Glogau verlassen musste. Und sich heute als Glogauer Lokalpatriot bezeichnet.
"Was für mich ein großes Erlebnis war, dass bei der 750-Jahrfeier, also 750 Jahre deutsches Stadtrecht in Glogau, und da habe ich als alter Glogauer dort gesprochen, das ist so etwas unverstellbares gewesen, vor 20 Jahren hätte sich das keiner denken können. Und insofern hat sich dieser Dialog hat sich sehr gut entwickelt zwischen Deutschen und Polen."
"'Den deutschen und polnischen Opfern von Krieg, Gewalt und Vertreibung.' Ein bisschen umstritten war dieses Wort "Vertreibung". Aber was soll das? Ich wäre als Fünfjähriger auch fast Opfer von Vertreibung geworden."
Jacek Zielinski ist ehemaliger Glogauer Stadtpräsident. In seine Amtszeit in den 90er Jahren fielen die ersten Gespräche über die Umwidmung des Gedenksteins. Der erste Gedenkstein in Polen, auf dem die Vertreibung in deutscher Sprache beim Namen genannt wird. Zielinskis Vorgänger hatte sich - Ende der 80er Jahre - noch nicht einmal getraut, die ehemaligen Bewohner des deutschen Glogau zu empfangen. Unter Zielinskis Präsidentschaft änderte sich das. 1989 nahm er Kontakt zum Glogauer Heimatbund auf, dem Verband der vertriebenen Glogauer. Angst vor den angeblichen deutschen Revanchisten kannte der damalige Stadtpräsident nicht.
"Weil wir sehr deutlich darüber gesprochen haben: Ihr könnt zu uns kommen, ihr könnt hier auch bleiben, aber der Ausgangspunkt ist der: Das hier ist Polen. Und das lässt sich nicht rückgängig machen. Sollen wir sechs Millionen Polen wieder nach Osten schicken. Und sechs Millionen Deutsche hier ansiedeln. Das geht nicht. Und deswegen müssen wir deutlich sagen: Kommt zu uns. Wer will, soll kommen, dann sind wir gemeinsam hier."
Der Glogauer Heimatbund folgte der Einladung Zielinskis. Am Anfang überwog die Skepsis, doch schnell schloss man Freundschaft und begann immer neue, gemeinsame Projekte zu entwickeln. Eine Städtepartnerschaft wurde vermittelt. Der Andreas-Gryphius-Preis, ein Literaturpreis, nicht wie üblich in Düsseldorf, sondern in Glogow verliehen, der Heimatstadt des Barockdichters. Außerdem organisierte der Heimatbund Geld für den Wiederaufbau des Rathauses. Jedes Jahr nahm man ein neues Projekt in Angriff. Ein Meilenstein in der jahrelangen Zusammenarbeit aber bleibt die Umwidmung des Denkmals im Jahre 2000. Das bestätigt auch ein älter Pole, der gerade am Denkmal vorbei spaziert.
"Das ist etwas Gemeinsames. Ein Symbol der Verbrüderung. Die Deutschen haben doch hier früher gewohnt. Jetzt wohnen die Polen hier. Einigkeit muss sein."
In Glogow funktionieren die deutsch-polnischen Beziehungen. Trotz der Diskussion um das "Zentrum gegen Vertreibung", trotz "Preußischer Treuhand", trotz der national-konservativen Regierung in Warschau. Vor Ort, in Glogow, hat das keine Auswirkungen, sagt auch Klaus Schneider vom Glogauer Heimatbund. Der 69-Jährige setzt sich seit Jahrzehnten für die Verständigung zwischen den alten und den neuen Glogauern ein.
"In Glogau war immer die liberale Linie im Stadtrat vertreten. Es gibt andere Städte und auch andere solche Heimatbünde, die haben da große Enttäuschungen erfahren, dass es nach 90 wunderbar losging und dann wieder die Postkommunisten dran und dann war wieder alles vorbei. Das ist hier nicht so."
Außerdem habe der Stadtrat seine Verständigungspolitik immer offensiv vertreten. Und die polnische Bevölkerung habe mitgezogen, sagt Klaus Schneider, der als achtjähriger Glogau verlassen musste. Und sich heute als Glogauer Lokalpatriot bezeichnet.
"Was für mich ein großes Erlebnis war, dass bei der 750-Jahrfeier, also 750 Jahre deutsches Stadtrecht in Glogau, und da habe ich als alter Glogauer dort gesprochen, das ist so etwas unverstellbares gewesen, vor 20 Jahren hätte sich das keiner denken können. Und insofern hat sich dieser Dialog hat sich sehr gut entwickelt zwischen Deutschen und Polen."