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"Synodaler Weg" in der katholischen Kirche
"Wir werden die Reformen hinbekommen"

Manchen scheint es, als sei der Reformprozess in der katholischen Kirche in der vergangenen Woche durch Papst Franziskus beendet worden. Doch er bleibe optimistisch, sagte der Theologe Thomas Söding im DLF. Die Kirche brauche Reformen und werde sie auch umsetzen.

Thomas Söding im Gespräch mit Andreas Main |
Thomas Söding, katholischer Theologe und Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum.
Thomas Söding, katholischer Theologe und Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum (Privat)
Thomas Söding ist Teilnehmer des Synodalen Wegs, eines Gesprächsformats in der deutschen katholischen Kirche, das sich mit Reformfragen befasst. Er habe Verständnis dafür, wenn manchen im Reformlager nun der Geduldsfaden gerissen sei, so Söding. Doch das Reformlager habe noch immer gute Chancen und müsse diese nutzen.
Auch der anstehende Wechsel an Spitze der Deutschen Bischofskonferenz müsse keine Schwächung für den Synodalen Weg bedeuten, so Söding weiter. Kardinal Reinhard Marx hatte in der vergangenen Woche angekündigt, nicht für eine zweite Amtszeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz zu kandidieren. In zwei Wochen soll sein Nachfolger gewählt werden. Söding sagte, er erwarte einen Generationenwechsel. Der neue Vorsitzende müsse und werde ein Mensch sein, der die Kirche zusammenhalte, nach vorne führe und die Reformimpulse bündle. Eine ganze Reihe von Bischöfen habe das Zeug dazu, die katholische Kirche jetzt zu führen, so der katholische Theologe.
Das Wichtigste sei, nun in die konkrete Reformarbeit hineinzugehen. Fragen von Personal oder Finanzen könnten nicht weiterhin von oben herab von einem einzelnen Bischof entschieden werden. In der Kirche seien Kompetenzen und Interessen stark verbreitet, daher seien Partizipation und Mitsprache nötig, meinte Söding. Er sei sich sicher, dass es zu entsprechenden Reformen kommen werde. Es brauche mehr "Kirche gemeinsam".
Zugleich mahnte Söding, Fragen etwa zu Diakonat oder Priestertum von Frauen könnten nicht allein in Deutschland beantwortet werden, denn die katholische Kirche sei eine Weltkirche. Die deutsche Reformbewegung müsse daher Ambition mit Realismus verbinden und Ideen formulieren, die auch außerhalb Deutschlands verstanden würden. Schwarzseher gebe es schon genug, jetzt müsse man anpacken, sagte der Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum.