Es gibt nur gute oder schlechte Musik, Genres sind irrelevant, findet Basia Bulat. Die Kanadierin mit den blonden Haaren und dem herzlichen Lachen wollte sich nicht wiederholen, sie wollte bei den Aufnahmen zu "Good Advice" mal raus aus der Folkpop-Schublade. Deswegen hat sie My Morning Jacket-Frontmann Jim James um Rat gefragt und ihn gebeten, ihr Album zu produzieren.
"Wir mögen beide Musik, die eine gewisse Wärme hat. Und solche Musik machen wir auch gerne. Auf meinem Album hat er deutliche Spuren hinterlassen und ich finde das großartig. Er bringt eine gewisse Energie mit, aber natürlich hat er auch Gitarre, Bass und so weiter gespielt. Jim hatte definitiv einen großen Einfluss."
Herzschmerz als Inspiration
Für die Aufnahmen fuhr Basia Bulat einige Male nach Louisville in Kentucky in die La La Land-Studios. Auch eine Neuerung, bis dahin hatte sie alle Alben in ihrer Heimat Kanada, in Montreal, aufgenommen. Sie ließ eine frische Trennung hinter sich und konnte all ihren Schmerz und Frust in die Songs packen.
"Die Songs sind manchmal schmerzhaft, aber es hängt davon ab, wie man sich insgesamt fühlt. Die Texte sollten ehrlich sein. Ich wollte über die negativen, aber auch über die positiven Seiten schreiben. Es gibt dieses tolle Buch "Der Prophet" von Khalil Gibran. Darin sagt er, so tief wie dein Schmerz geht, so tief geht auch deine Freude. Ich bin überzeugt, dass man beides braucht und ich wollte auch beides auf der Platte haben."
Die knackigen Soulbeats und opulenten Wall-of-Sound-Arrangements passen sehr gut zu Bulats beeindruckender Stimme, die von zart und zerbrechlich bis leidenschaftlich alle Register zieht.
Auf Entdeckungsreise in einem Raumschiff
Im Aufnahmestudio mit Jim James und den anderen Musikern habe es sich so angefühlt, als seien sie alle auf einer Entdeckungsreise in einem Raumschiff und James wäre der Kapitän. Für sie persönlich eine neue Art, im Studio zu arbeiten.
"Früher wollte ich vor allem dokumentieren und habe im Studio nicht groß herumexperimentiert. Für diese Platte haben wir das Studio als zusätzliches Instrument benutzt. Es hat sich angefühlt, als könnten wir zu anderen Welten reisen und neue Klänge erschaffen."
Saxofon, Schlagzeug, Gitarre, Bass und jede Menge Synthies kommen auf "Good Advice" zum Einsatz. Und doch hat sich Basia Bulat bei den Songs vor allem auf das Klavier konzentriert.
"In den letzten Jahren habe ich viele Saiteninstrumente gespielt. Dieses Mal hatte ich eine Million Synthesizer um mich herum. Ich habe ja Klavier spielen gelernt, mit drei Jahren hab ich angefangen, weil meine Mutter Klavierlehrerin war.
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf. Das Instrument hat sich fremd angefühlt und die Betonung der Disziplin in der Klassik hat mich genervt. Aber es hat Spaß gemacht, das Klavier wiederzuentdecken."
Ihr Markenzeichen, die Zither, spielt auf "Good Advice" eine untergeordnete Rolle. Doch auch wenn sie nicht mehr so präsent ist, Basia Bulat hat immer noch eine starke Verbindung zur Zither. Ein Zufall hatte sie einst zu diesem Instrument gebracht.
"Mein Nachbar hat ein paar Sachen verkauft und meine Mutter meinte, schau dir das mal an, das könnte dich interessieren. Ich hab die Zither dann für 20 Dollar gekauft und sie hat mein Leben verändert.
Ich mag ihren Klang. Und es gibt so eine Reihe starker Frauen, die dieses Instrument gespielt haben: die Carter Family, Dolly Parton und später PJ Harvey. Da reihe ich mich gerne ein!"
Ich mag ihren Klang. Und es gibt so eine Reihe starker Frauen, die dieses Instrument gespielt haben: die Carter Family, Dolly Parton und später PJ Harvey. Da reihe ich mich gerne ein!"
Erfolgreich hinter sich gelassen
Die Folkpop-Schublade hat Basia Bulat erfolgreich hinter sich gelassen, der Wandel ist gelungen. "Good Advice" ist voller packender Popsongs, die sich um Herzschmerz drehen, aber alles andere als niederschmetternd sind. Die 1000km auf dem Highway von Toronto nach Kentucky haben sich definitiv gelohnt.