Neun Schüler aus den verschiedensten Heimatländern sitzen in einem Klassen-Raum und büffeln über ihren Aufgabe-Blättern im Fach Sozialkunde.
Alle sind hoch konzentriert - die Köpfe rauchen!
"Wir beschäftigen uns im Moment mit Deutschland und den Bundesländern. Sie haben gerade einen Buchstaben-Salat vor sich in dem sie senkrecht und waagrecht die Bundesländer markieren müssen."
Klingt einfach - ist es aber nicht. Denn die Schüler in der Klasse von Lehrer Michael Schmid sind allesamt junge Asylbewerber. Viele sprechen kaum Deutsch. Klassenlehrer Schmid hilft wo er kann - zum Beispiel gerade einem jungen Mann aus Angola:
"Hast du 15 gefunden? Welches Fehlt? OK, ist nirgends dabei? Hast du alles durchgeschaut?"
Auch der 21-jährige Ahmed sitzt mit in der Klasse. Er kommt aus Syrien und ist schon seit eineinhalb Jahren in Deutschland - spricht gut Deutsch. Ahmed hat schon einige Bundesländer im Buchstabensalat entdeckt
"Ich hab schon drei, vier, fünf, sechs … fast acht gefunden. Ich habe Saarland, Hamburg, Hessen, Sachsen, Baden-Württemberg."
Ahmed ist einer der Besten in der Klasse. Seit September besucht er mit seinen 8 Mitschülern von Montag bis Freitag die Berufsschule 2 in Regensburg. Und paukt vor allem Deutsch, Mathe und Sozialkunde.
Das Projekt für junge Flüchtlinge läuft in Regensburg schon das 4. Jahr. Immer mehr Berufs-Schulen in Bayern schließen sich an. Mittlerweile sind es knapp 100 Klassen in ganz Bayern. Allerdings nur für ein Drittel der rund 6300 Asylbewerber unter 21 Jahren gibt es Platz.
Der Regensburger Klassenleiter Michael Schmid sieht in dem Projekt eine große Chance, auch den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Allerdings ist es nicht immer leicht für den Lehrer:
"Die Herausforderungen für uns Lehrkräfte liegen darin, dass wir zum einen bei vielen Schülern unsicher, rechtliche Statussituationen haben. Zum anderen eben die extreme Heterogenität. Also die Unterschiedlichkeit, welche Vorbildung, welchen Wissensstand dass sie haben. Dass wir das dann eben zusammenbringen müssen."
Doch Ahmed und die anderen Schüler sind top-motiviert. Sogar mehr als Deutsche Schüler sagt Schulleiter Anton Nenning:
"Diese Flüchtlinge kommen so gerne zu uns in die Schule weil es eine Abwechslung für sie darstellt, dass sie sogar enttäuscht sind, dass Samstag keine Schule ist."
Die Jugendlichen haben gerade einmal 2 Jahre Zeit um eine Ausbildungsreife zu erlangen. Danach haben die Asylbewerber die Möglichkeit den Hauptschulabschluss zu machen und eine handwerkliche Lehre anzufangen. Allerdings dürfen sie mit der Lehre nur dann starten, wenn sie bis dahin eine Aufenthaltsgenehmigung haben. Ahmed ist überglücklich: vor wenigen Wochen hat er einen positiven Bescheid bekommen. Nun plant er seine Zukunft.
"Ich will eine Ausbildung als Elektriker machen, wenn das geht. Und weiter mein Leben schauen, arbeiten und eine Familie haben. Das ist alles."
Ein normales Leben leben. Die Wünsche der jungen Schüler hier sind -aus deutscher Sicht - sehr einfach. Für Ahmed, den jungen Syrer, mit den dunklen Haaren und braunen Augen bedeutet es die Welt, dass er hier in Deutschland bleiben darf!
"In Syrien war ich ein Soldat. Seit drei Jahren bis jetzt gibt Krieg. Ich musste Menschen erschießen auf der Straße. Und bin ich weggegangen. Deutschland hat mir gegeben was mein Land hat mir leider nicht gegeben. Ich wünsche für mein Land in Zukunft wird wie Deutschland. Gibt Freiheit und Demokratie kann man sagen was man will. Man muss nicht immer Angst hier im Herzen haben."