Von den 470.000 getöteten Menschen seien 400.000 durch direkte Gewalt im Krieg gestorben, die restlichen 70.000 kamen durch das Fehlen von Nahrung, sauberem Trinkwasser oder medizinischer Versorgung ums Leben. Die Zahl der Toten ist damit fast doppelt so hoch wie die von den Vereinten Nationen, die bisher von 250.000 Toten sprach, weil sie oft nicht auf ausreichende Informationen in Syrien zurückgreifen kann. Seit 2014 erhebt die Uno gar keine Zahlen mehr.
Die Nichtregierungsorganisation "Syrian Centre for Policy Research" erhob die Zahlen, die die britische Zeitung Guardian vorab veröffentlichte. "Insgesamt 11,5 Prozent der Bevölkerung des Landes sind damit getötet oder verwundet worden", heißt in der Studie. Die Lebenserwartung in dem Land sei von 70 Jahren im Jahre 2010 auf nun 55,4 Jahre gesunken. "Wir nutzen sehr gründliche Recherchemethoden und wir sind uns bei diesen Zahlen sicher", wird der Studienautor Rabie Nassaer im Guardian zitiert.
Studie zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft
Allein die schweren Kämpfe um die Stadt Aleppo, in der Regierungstruppen von Präsident Assad mit Unterstützung von Russlands Luftangriffen gegen die Rebellen kämpfen, haben dem Internationalen Komitee des Roten Kreuz zufolge nun 50.000 Menschen die Stadt verlassen müssen. Viele Geflohene harren an der Grenze zur Türkei aus. 300.000 Menschen befänden sich noch in der Stadt, teilte die UNO mit. Laut der Studie befinden sich 45 Prozent der Gesamtbevölkerung auf der Flucht - vier Millionen im Ausland, mehr als sechs Millionen innerhalb Syriens.
Auch für eine Zukunft nach einem noch zu erreichenden Ende des Krieges zeichnet die Studie ein dunkles Bild. "Syriens nationaler Wohlstand, seine Infrastruktur und seine Institutionen sind durch die katastrophalen Folgen des Krieges beinahe ausgelöscht." Der wirtschaftliche Schaden des Krieges betrage 226 Milliarden Euro. Die schlimmste Folge bleibt aber: "Menschliche Entwicklung, Menschenrechte und die Menschenwürde sind in Syrien ruiniert."
Syrienkonferenz in München
Die internationale Gemeinschaft lotet in München die Chancen für eine Wiederaufnahme der Syrien-Friedensgespräche aus, die Anfang Februar nach nur wenigen Tagen abgebrochen wurden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hofft zumindest auf eine Verringerung der Gewalt. Auslöser waren massive Angriffe des syrischen Regimes und der russischen Luftwaffe in der Region Aleppo.
(nch/dk)