Die Berichte aus Aleppo stimmen in einer Hinsicht überein: Es wurde auf jeden Fall ein Krankenhaus getroffen, und zwar die Al-Dubeet-Klinik (die auch als Al-Dabbit bzw. Al-Dhabeet transkribiert wird). Sie liegt in einem Stadtteil, den die Regierung kontrolliert.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA spricht unumwunden von einem Terrorangriff, die Armee macht die islamistische Nusra-Front verantwortlich - sie ist der syrische Ableger von Al-Kaida. Ganz so genau benennt die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte die Täter nicht.
Sie bestätigt den Angriff, macht aber etwas abstrakter nur "Rebellen" verantwortlich. Auch die Zahl der Opfer ist ungewiss, dürfte aber den Berichten zufolge bei mindestens drei Toten liegen, hinzu kommen viele Verletzte. Insgesamt sollen Rebellen in den Vierteln unter Regime-Kontrolle mindestens zwölf Menschen getötet haben. In anderen Berichten ist die Zahl noch höher.
Doch dessen ungeachtet gibt auch ebenso Berichte darüber, dass die syrische und die russische Luftwaffe in der Stadt und der Region ebenfalls Angriffe fliegen. Besonders detailliert dokumentieren das die "Lokalen Koordinierungs-Komitees" (LCC). Sie gibt es schon seit 2011, also seit Ausbruch des Krieges. Die Komitees bestehen aus einem Netzwerk von Mitarbeitern, und es gibt sie in vielen Städten. Heute etwa berichten die LCC von Luftangriffen in Anadan, das nordwestlich von Aleppo liegt,
Problematisch ist, dass man die Angaben nicht überprüfen kann, weil es in Syrien fast keine ausländischen Reporter mehr gibt. Allerdings gilt das genauso auch für die Berichte des syrischen Regimes. Das Blog "EA World View" trägt seit Jahren täglich viele Quellen über den Krieg zusammen. Heute zitiert das Blog auch Oppositionelle, die den Angriff auf die Klinik in Aleppo für inszeniert halten, um den Fokus von der Regierung abzulenken.
Denn in Aleppo sind in den vergangenen Monaten mehrfach Kliniken getroffen worden. Das letzte Mal wurden mehr als 50 Menschen getötet - dieses Krankenhaus lag allerdings in Rebellengebiet. Dementsprechend machten Opposition und westlichen Regierungen auch das Assad-Regime dafür verantwortlich, das die Vorwürfe zurückwies.
Der französische und der britische UNO-Botschafter forderten eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates. Frankreichs UNO-Botschafter François Delattre nannte Aleppo das "gemarterte Zentrum des Widerstands gegen Assad".