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Syrien
Assads kompromissloser Kampf um Aleppo

Der Ruf nach einem Waffenstillstand bleibt ungehört: In Aleppo rücken die syrischen Regierungstruppen weiter vor und haben inzwischen mehr als zwei Drittel der Stadt erobert. Von weiteren Angriffen absehen will Damaskus nur unter einer Bedingung.

    Syrische Regierungstruppen in Aleppo.
    Im Ostteil der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo haben die Regierungstruppen am 15. November eine Großoffensive begonnen. (GEORGE OURFALIAN / AFP)
    Einer Feuerpause stimme man nur zu, wenn alle Aufständischen von Aleppo abzögen, erklärte das Außenministerium über die staatlichen Medien. Jeder von anderen Parteien ausgehandelte Waffenstillstand werde abgelehnt, wenn er nicht den Abzug der Rebellen vorsehe.
    Gegenwärtig strebt Russland, das die syrische Führung unterstützt, Verhandlungen mit den USA über den Abzug der Rebellen aus dem Ostteil Aleppos an. Aus US-Regierungskreisen hieß es, die Regierung in Washington dürfte darauf wohl eingehen, um Menschenleben in der Stadt zu retten. Unter den Rebellengruppen in Aleppo sind sowohl Dschihadisten als auch Gruppen, die von den USA, der Türkei und Golfstaaten unterstützt werden. Diese wollen den Kampf trotz schwerer Verluste und vieler ziviler Opfer bislang nicht aufgeben.
    Staatlichen Medien und der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge eroberte die Armee weitere Rebellengebiete in der Nähe der Altstadt. Demnach wurden fünf weitere von Rebellen kontrollierte Stadtviertel eingenommen. Damit kontrollierten die Soldaten inzwischen mehr als 70 Prozent von Ost-Aleppo, darunter auch den strategisch wichtigen Stadtteil Schaar, heißt es von Seiten der Beobachtungsstelle; die Organisation verfügt nach eigenen Angaben über ein breites Netz von Informanten, von unabhängiger Seite können deren Informationen aber kaum überprüft werden.
    Ärzte fordern Feuerpause
    Die Kritik an dem Vorgehen der Truppen von Präsident Baschar al-Assad hält derweil an: Die Menschen in Syrien bräuchten einen Waffenstillstand, um auch medizinisch versorgt werden zu können, erklärte die Bundesärztekammer, die den Appell des Weltärztebundes an die Vereinten Nationen für einen sofortigen Waffenstillstand unterstützt.
    Im ganz Syrien sind Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge derzeit 13,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf Unterstützung angewiesen. Im kommenden Jahr soll der Schwerpunkt der Nothilfe auf dem Land liegen.
    Russland und China verhinderten am Montag mit ihrem Veto eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates, in der eine siebentägige Feuerpause gefordert wurde. Russland begründete sein Veto damit, eine Waffenruhe würde den Rebellen und Extremisten nur Gelegenheit geben, ihre Kräfte umzugruppieren.
    (bor/ach)