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Syrien
Die Waffenruhe scheint zu halten

Lange haben die Menschen in Syrien auf etwas Erholung von der Gewalt gewartet. Seit Montagabend schweigen die Waffen weitgehend. Doch die Feuerpause ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten.

    Zwei syrische Kämpfer laufen durch das durch Bomben zerstörte Stadtviertel Ramussa am Rande der syrischen Stadt Aleppo
    Ein zerstörter Teil der schwer umkämpften syrischen Stadt Aleppo kurz vor Beginn der Waffenruhe (AFP)
    Die von den USA und Russland ausgehandelte Waffenruhe scheint bisher zu halten. Aktivisten und Beobachter meldeten bis zum Dienstagmorgen bisher nur vereinzelte Gefechte. In weiten Teilen des Landes sei es seit Sonnenuntergang ruhig geblieben, heißt es von die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Deren Angaben lassen sich zwar nicht zuverlässig überprüfen, haben sich aber bislang als recht zuverlässig erwiesen.
    Ein Sprecher der lokalen Hilfsorganisation Weißhelme erklärte, auch die Kampfflugzeuge über der besonders umkämpften Metropole Aleppo seien verschwunden. Einzelne Schusswechsel wurden in der Nacht aus der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes gemeldet. Die ausgehandelte Feuerpause soll für alle Kräfte gelten, die nicht von den Vereinten Nationen als Terroristen eingestuft werden. Die Terrormiliz IS wird aber nach wie vor angegriffen.
    Mit der Waffenruhe werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen sollen Hilfsorganisationen die Millionen Menschen in den belagerten und umkämpften Gebieten mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen. Zum anderen soll sie den Weg zu einer neuen Friedenslösung für den Syrien-Konflikt ebnen. Bei den Kämpfen wurden in den vergangenen fünf Jahren rund 250.000 Menschen getötet.
    Feuerpause ist fragil
    Zunächst sollen die Gefechte für 48 Stunden eingestellt werden. Mehrere Rebellengruppen haben allerdings bisher nicht bekannt gegeben, ob sie sich an die Vereinbarung halten wollen. Die Armee von Machthaber Baschar al-Assad hat angekündigt, die Rebellen für sieben Tage nicht anzugreifen. Allerdings unter Vorbehalt: Sollte die Gegenseite die Waffenruhe verletzen, habe man das Recht auf Vergeltung.
    Die moderate Opposition in Syrien hatte die Feuerpause begrüßt, aber "Garantien" dafür gefordert, dass sich die syrischen Truppen an die Absprachen halten. Sie befürchtet, das Regime könnte die Situation nutzen, um Gebiete zurückzuerobern. Sollte die Waffenruhe tatsächlich eine Woche lang halten, wollen die USA und Russland ab kommender Woche gemeinsam gezielt gegen die Terrormiliz IS und die Extremistengruppe Dschabhat Fatah al-Scham vorgehen.
    Bis es soweit ist, dürfen die syrischen Regierungstruppen Dschabhat Fatah al-Scham weiter angreifen. Das ist auch einer der Knackpunkte der Vereinbarung: Dschabhat Fatah al-Scham kämpft in mehreren Teilen Syriens Seite an Seite mit gemäßigten Rebellenfraktionen, die dann ebenfalls unter Beschuss geraten könnten. Die USA riefen diese Gruppen deshalb auf, sich von den Extremisten zu distanzieren.
    (rm/has)