Umm Jaafar, eine junge Frau aus Syrien, betrieb vor dem Bürgerkrieg einen eigenen Schönheitssalon. Die Arbeit machte ihr Spaß. Trotzdem wechselte sie vom Kosmetiktisch an die Front.
"Früher war mein Leben angenehm und romantisch, aber jetzt ist alles anders, jetzt herrscht Krieg. Und daran ist Assad schuld! Anfangs wussten wir nicht, wer die Guten sind, aber dann, das Blutvergießen, die vielen getöteten Frauen und Kinder. Da hat es uns gereicht. Wir hatten keine andere Wahl."
Umm Jafaar zog als Freiwillige in den Krieg, um die Truppen des Assad-Regimes zu bekämpfen. Erst wurde sie Scharfschützin, dann Kommandeurin einer Einheit mit zumeist männlichen Unterstellten. Beim Schießen spricht sie ein Bittgebet.
"Wenn ich schieße, bin nicht ich es, die schießt, sondern Gott."
Umm Jafaar hat sich der Jabhat Al-Nusra angeschlossen, einer Extremistengruppe, die seit 2012 unter diesem Namen operiert und die al-Qaida nahesteht.
Ein Jahr zuvor schlug das Assad-Regime anfangs friedliche Proteste blutig nieder. Es entließ Terroristen aus Gefängnissen – direkt in den entfachten Bürgerkrieg. Die Regimetruppen schonten die Stellungen von Extremisten, im Gegensatz zu jenen moderaterer Kämpfer.
So trug Assad zum Erstarken von Gruppen wie der Jabhat al-Nusra bei. Er will sich als letzte Alternative zu Terror und Fanatismus präsentieren.
So trug Assad zum Erstarken von Gruppen wie der Jabhat al-Nusra bei. Er will sich als letzte Alternative zu Terror und Fanatismus präsentieren.
Steigende Anhängerzahlen
Ihre Erfolge im Bürgerkrieg verschafften der Jabhat al-Nusra Zulauf. Die Kampfmoral ist hoch. Umm Jaafar hat, wie sie dem Reporter von Al Jazeera erzählt, hier auch ihren Mann.
"Wir haben an der Front geheiratet und sogar ein kleines Fest gefeiert, zusammen mit den Kameraden. Gibt es etwas Schöneres als solch eine Hochzeit des Dschihad und des Sieges?"
Der Einheit, die sie kommandiert, gehört auch ihr Mann an. Auf die Frage, wer in ihrer Ehe das Sagen hat, antwortet sie:
"Ich natürlich! Ich bin seine Vorgesetzte, zu Hause und an der Front!"
Bei Umm Jaafar war es der Zorn über den Kriegsverbrechen Assads, der sie in den Bürgerkrieg trieb, zur Jabhat al-Nusra. Die Terroristen vom sogenannten Islamischen Staat hingegen rekrutieren auch Frauen, die den Krieg bislang nur aus dem Fernsehen kennen.
Der IS stellt Propagandavideos ins Internet, die sich speziell an Frauen richten, wie dieses Video hier.
"Du bist das gute Mädchen", heißt es im Text des Liedes, "Du zündest die Fackel des Glaubens an, um die Gemeinschaft der Muslime zu retten."
Auch in sozialen Netzwerken werden Frauen angeworben, Aisha zum Beispiel, eine junge Frau aus Tunesien:
"Ich bin auf eine Frau gestoßen, die den Gesichtsschleier trägt und die anderen Frauen den Islam erklärt. Sie motivierte uns dazu, mehr auf unsere Religion zu achten. Irgendwann sprach sie mit uns darüber, nach Syrien zu gehen. Wollt ihr als Heiden in gottlosen Ländern sterben, fragte sie, oder in einem Land, wo der Koran und der Dschihad zu Hause sind?"
Das Land ist der sogenannte Islamische Staat, das selbst ernannte Kalifat beiderseits der syrisch-irakischen Grenze. Hier geht es den Terroristen um mehr als nur um den bewaffneten Kampf. Hier wollen sie einen Ort schaffen, an dem sie ihre radikale Ideologie gesellschaftlich entfalten können. Dazu brauchen sie Frauen.
Und Kinder.
Erst Koranschule, dann Schießunterricht
In einem Video der Onlineplattform Erem News fragt der Reporter den kleinen Abu Qaqaa, wo er denn herkomme. Aus Frankreich, antwortet der Junge. Er ist höchstens sechs Jahre alt ist. Wie denn das Land heiße, in dem er jetzt wohnt? Die Antwort: "Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien".
In dem Video sind Kinder beim Koranunterricht zu sehen oder draußen, im Gelände, wo sie wie Pfadfinder die schwarze IS-Fahne schwenken.
Beim Schießunterricht können die Kleinen die Waffen kaum halten. Später spielen sie unter Anleitung Selbstmordattentate durch.
Mit Beginn des neuen Schuljahres hat der IS Richtlinien für den Unterricht erlassen. Die neuen Lehrpläne wurden von allen angeblich unislamischen Inhalten gesäubert. Jungen und Mädchen werden getrennt unterrichtet – die Mädchen nur von Lehrerinnen.
Doch die IS-Extremisten setzen Frauen auch im Sicherheitsbereich ein. In den eroberten Gebieten patrouillieren Dschihadistinnen zum Beispiel als Moralpolizei, die andere Frauen einschüchtern soll. Dabei gehen sie manchmal genau so brutal vor wie männliche Extremisten. Im Internet sind Fotos zu sehen, auf denen sie mit Köpfen von Enthaupteten posieren.
"Ich hatte fürchterliche Angst"
Aisha aus Tunesien, die über Facebook auf IS-Propagandistinnen gestoßen war, erzählt dem Sender Tunisia TV, wie sie langsam skeptisch wurde.
"In solchen Facebook-Gruppen denken alle, dass wir in den arabischen Ländern von Ungläubigen regiert werden. Deshalb dürfe man auch Polizisten und andere Staatsdiener töten."
Noch in Tunesien begann sie zu zweifeln – sehr zum Unmut ihrer Propagandistin.
"Als ich mir das alles noch mal überlegen wollte, da drohte sie mir. Sie würde mich umbringen, wenn ich nicht mitmache. Ich hatte fürchterliche Angst."
Trotz dieser Angst beschloss Aisha schließlich, doch nicht nach Syrien zu gehen.