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Syrien
IS-Kämpfer aus Flüchtlingslager zurückgedrängt

Kämpfer der IS-Terrorgruppe sollen aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk verdrängt worden sein. In dem Lager bei Damaskus befinden sich nach Angaben der Vereinten Nationen noch etwa 18.000 Zivilisten. Inzwischen gerät Syriens Präsident Assad weiter unter Druck: Extremisten haben einen Grenzübergang zu Jordanien eingenommen.

Von Sabine Rossi |
    Ein Foto der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA zeigt Bewohner des palästinensischen Flüchtlingslagers Yarmouk in Damaskus.
    Vor dem Krieg in Syrien lebten rund 150.000 palästinensische Flüchtlinge in Yarmouk. (picture alliance / dpa / Sana Handout)
    Es ist das erste Mal, dass Kämpfer des selbsternannten Islamischen Staats so nah an die syrische Hauptstadt gelangten. Nur wenige Kilometer sind es vom Flüchtlingslager Yarmouk bis ins Stadtzentrum von Damaskus. In den vergangenen Tagen sollen sich IS-Kämpfer Gefechte mit örtlichen palästinensischen Milizen geliefert haben, sagt ein Vertreter der Palästinenser in Damaskus.
    "Der syrische Staat hat sich aus allem herausgehalten und das Flüchtlingslager nicht mehr betreten. Deshalb sind die Dschihadisten des IS davon ausgegangen, dass sie auf wenig Widerstand stoßen und auf schwache Kämpfer."
    Noch rund 18.000 Zivilisten in Yarmouk
    Inzwischen sollen die palästinensischen Milizen den IS jedoch an den Rand des Flüchtlingslagers zurückgedrängt haben, berichten palästinensische Quellen.
    Vor dem Krieg in Syrien lebten rund 150.000 palästinensische Flüchtlinge in Yarmouk. Dazu kam eine große Zahl Syrer. Heute sollen nach Angaben der Vereinten Nationen noch etwa 18.000 Zivilisten in Yarmouk sein.
    Präsident Assad war mit aller Härte gegen die Bevölkerung vorgegangen. Um gegnerische Kämpfer in Yarmouk zu schwächen, ließ er das Flüchtlingslager 2013 mehrere Monate systematisch abriegeln.
    Den UN liegen Berichte vor, wonach vor allem Kinder verhungerten oder Menschen starben, weil sie nicht die nötigen Medikamente erhielten. Christopher Gunness vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge sagte dem ARD-Studio Kairo, dass die Organisation das letzte Mal Anfang Dezember vollen Zugang zum Flüchtlingslager Yarmouk hatte. Danach hätten die Helfer nur noch eingeschränkt Hilfsgüter und Nahrung verteilen können.
    Assad-Regime zunehmend unter Druck
    "Im vergangenen Jahr hatten wir an 131 Tagen Zugang zum Flüchtlingslager. Im Schnitt konnten wir dann 90 Hilfspakete verteilen. Eigentlich müssten es 400 Pakete sein. Es kommt also nicht annähernd genug bei den Menschen an."
    Nicht nur in unmittelbarer Nähe der syrischen Hauptstadt gerät das Regime von Präsident Assad unter Druck: Im Süden des Landes nahmen Extremisten einen Grenzübergang zu Jordanien ein - den letzten der bislang noch geöffnet war. Außerdem brachten sie einige Militärposten unter ihre Kontrolle. Die syrische Armee flog daraufhin Luftangriffe. Auf jordanischer Seite stauten sich die LKW. Jordanien hatte die Grenze zu Syrien bereits in der Nacht zu Mittwoch geschlossen.
    Im Nordosten Syriens hatte das Regime bereits am Wochenende eine Niederlage erlebt: Die Extremistengruppe Jabhad al-Nusra übernahm die Kontrolle über die Provinzhauptstadt Idlib. Es ist die zweite Provinzhauptstadt in Syrien, die nun von den Gegnern Assads gehalten wird.