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Syrien
Kämpfe in Aleppo sind offenbar beendet

Die Kampfhandlungen im Osten Aleppos wurden nach Aussage des russischen UNO-Botschafters eingestellt. Die Rebellen hätten mit dem Abzug begonnen. Unklar ist allerdings, ob neben den Aufständischen auch die Zivilisten Ost-Aleppo verlassen dürfen.

    Man sieht einen umgestürzten Bus auf einem Straßen-Rondell. Auf den regennassen Straßen laufen Menschen und fahren Autos. Im Hintergrund zerstörte Gebäude unter einem trüben Himmel.
    Bewohner in einem von der Armee zurückeroberten Stadtteil Ost-Aleppos. (Sputnik)
    Nach jahrelangen Kämpfen und einer monatelangen Blockade durch Regierungstruppen geben die syrischen Rebellen ihren Widerstand in Aleppo auf. Die Konfliktparteien hätten sich auf eine Waffenruhe geeinigt, teilten mehrere Rebellengruppen sowie Russland mit. Die Aufständischen kündigten an, die Waffen niederzulegen und die von ihnen noch gehaltenen Viertel im Osten Aleppos zu räumen. Die Kampfhandlungen seien beendet, sagte der Gesandte Russland bei den Vereinten Nationen, Tschurkin, in New York.
    Die Türkei und Russland hätten sich für die Feuerpause eingesetzt, hieß es. Ein erster Konvoi an Zivilisten könnte sich schon binnen Stunden auf den Weg machen. Ähnliches verlautete aus türkischen Regierungskreisen in Ankara.
    Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin erklärte, nur Aufständische dürften die Stadt verlassen, Zivilisten müssten dort bleiben. Schließlich gebe es nach der kompletten Übernahme durch das Militär keinen Grund mehr für deren Evakuierung, argumentierte er. Tschurkin versicherte, niemand werde den Menschen dort etwas tun. Auch beim syrischen Militär war zunächst nur die Rede von einem Abzug der Aufständischen. Laut den Schätzungen von Hilfsorganisationen sind noch rund 100.000 Menschen in Ost-Aleppo eingeschlossen.
    "Die Lage der Menschen bricht einem das Herz"
    Der UNO-Sicherheitsrat kam am Abend in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Sie wurde von Frankreich und Großbritannien beantragt. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon drängte zu Beginn der Sitzung auf eine Evakuierung der Zivilisten. "Wir alle haben die Menschen in Syrien im Stich gelassen. Die Geschichte wird uns nicht leicht freisprechen", so Ban. Die USA machten Syrien und seine Verbündeten Russland und Iran für einen "kompletten Kollaps der Menschlichkeit" in Aleppo verantwortlich. Die drei Länder stünden hinter "der Eroberung und dem Blutbad in Aleppo" und seien für die in der Stadt verübten Gräueltaten verantwortlich, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, im UNO-Sicherheitsrat. Zudem zeigten sie keinerlei Gnade für die Zivilisten.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande äußerten sich bei einem Treffen in Berlin erschüttert über die Situation der Bevölkerung in Aleppo. "Die Lage ist desaströs, sie bricht einem das Herz", sagte Merkel.
    Zuvor hatte es Berichte über Massaker der syrischen Armee an Zivilisten in den von Rebellen zurückeroberten Gebieten gegeben. Nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks sind zudem möglicherweise bis zu 100 unbegleitete Kinder in einem Gebäude unter Artilleriefeuer eingeschlossen. Für diese Darstellungen gibt es bislang aber keine unabhängige Bestätigung.
    Ost-Aleppo wurde lange Zeit vollständig von aufständischen Gruppen kontrolliert. In den vergangenen Wochen gelang es der syrischen Armee aber, die Rebellen aus fast der kompletten Stadthälfte zu vertreiben.
    (mg/ach)