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Syrien-Konferenz
Vom Ringen um ein geschundenes Land

Staffan de Mistura gibt sich unbeirrt. Der UNO-Gesandte moderiert die Syrien-Konferenz in Genf, auf der er heute die Opposition traf - und auf der die syrische Regierung die Gegenseite als "unseriös" darstellt. US-Außenminister John Kerry veröffentlichte eine eindringliche Videobotschaft - an alle Beteiligten.

    Zu sehen ist der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura,
    Der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura, nach ersten Gesprächen mit der syrischen Opposition in Genf. (AFP / Fabrice Coffrini)
    "Sie verdienen meine Aufmerksamkeit": Das sagte Staffan de Mistura, nachdem er erstmals die Vertreter des "Hohen Verhandlungsrates" - kurz HNC - getroffen hatte. Das ist der bedeutendste Zusammenschluss der syrischen Opposition. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat anschaulich dargelegt, welche Gruppen hier zusammengeschlossen sind, zum Beispiel die Syrische Nationalkoalition und die Freie Syrische Armee.
    Der HNC hat nun doch eine Delegation nach Genf geschickt, stellt aber nach wie vor Bedingungen für seine Teilnahme an den offiziellen Gesprächen. Sie fordert ein Ende der Belagerungen in Syrien und eine Verbesserung der humanitären Lage. HNC-Sprecher Salem Muslit sagte: "Wenn das geschieht, werden wir die Verhandlungen beginnen."
    "Die Opposition ist unseriös"
    Staffan de Mistura wird nun einiges an diplomatischer Energie einbringen müssen. Denn auch die Gegenseite - die syrische Regierung - zeigt sich wenig begeistert. Sie wird vertreten von ihrem UNO-Botschafter Baschar Dschaafari. Und er warf Gewicht in die Waagschale, um die Opposition zu diskreditieren: Sie habe den Beginn der Gespräche verzögert und versuche, die Verhandlungen durch Vorbedingungen zum Scheitern zu bringen. Auch drohe die Opposition mit ihrem Rückzug von den Gesprächen. Das alle sei unseriös, kritisierte Dschaafari.
    Schwierig dürfte auch die Tatsache sein, dass die syrische Regierung nicht bereit ist, mit zwei Gruppen der Opposition zu verhandeln. Beide sind aber Teil des HNC. Es geht um Dschaisch al-Islam und Ahrar al-Scham, zwei islamistische Kampfbünde. Auch Russland möchte - ähnlich wie die syrische Führung - deren Teilnahme an den Gesprächen verhindern. Moskau und Damaskus sehen in den beiden Gruppierungen terroristische Organisationen - ähnlich wie die Nusra-Front und die Terrormiliz IS (die auch beide nicht an den Verhandlungen in Genf teilnehmen).
    Eindringlicher Appell von Kerry
    US-Außenminister John Kerry wandte sich in einer Videobotschaft an alle Beteiligten in Genf. Er rief mit Nachdruck dazu auf, die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Es gehe um einen landesweiten Waffenstillstand für Syrien. Am Ende gebe es keine militärische Lösung für diesen Konflikt, der das Potenzial besitze, die gesamte Region mit sich zu reißen. Kerry erinnerte auch an die dramatische Lage in Städten wie Madaja, in denen Menschen am Hunger gestorben sind. Er betonte, die syrische Regierung trage eine Verantwortung dafür, dass die Menschen in den belagerten Städten versorgt werden könnten.


    Anschlag mit vielen Toten
    Die Gespräche werden zudem überschattet von einem Anschlag mit vielen Toten im Süden von Damaskus. Im Schiitenviertel Sajeda Sainab zündeten die Täter zunächst einen Sprengsatz in einem Fahrzeug. Als Rettungskräfte zum Tatort eilten, zünden Selbstmordattentäter weitere Bomben. Mindestens 45 Menschen wurden getötet und viele verletzt.
    (jcs/cvo)