Archiv

Syrien-Konflikt
Waffenruhe scheitert am Streit der UNO-Vetomächte

Die Chancen, dass das Waffenstillstandsabkommen für Syrien noch gerettet werden kann, schwinden zusehends. Die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats machen sich gegenseitig dafür verantwortlich - und der Ton wird rauer. Ein Unicef-Sprecher verglich die Zustände in Aleppo mit den Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg.

    Menschen in Aleppo auf der Straße mitten in Trümmern.
    Die Menschen in Aleppo nutzen eine Pause der Luftangriffe. (imago/ZUMA Press)
    Auch in der vergangenen Nacht gab es wieder Dutzende Luftangriffe auf den von Rebellen gehaltenen Ostteil Aleppos. Mindestens 128 Menschen seien getötet worden, erklärte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ein in Aleppo lebender Helfer sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Angriffe des russischen und syrischen Militärs würden immer brutaler. Es würden alle Arten von Waffen eingesetzt - Phosphor-, Napalm- und Streubomben. Nach Erkenntnissen der UNO sind manche so stark, dass sie sogar Bunker zerstören können.
    Der Sprecher von Unicef Deutschland, Rudi Tarneden, sagte dem NDR: "Die Intensität und die Rücksichtslosigkeit sind vergleichbar mit den Gräueltaten, die im Zweiten Weltkrieg verübt wurden." Schätzungsweise 100.000 Kinder im Osten Aleppos seien in aktuter Gefahr.
    Moskau: Rhetorik des Westens ist inakzeptabel
    Die Bundesregierung sprach von einem "barbarischen Vorgehen", mit dem das Völkerrecht in eklatanter Weise verletzt werde. Regierungssprecher Seibert rief die russische Regierung auf, sich als Verbündeter des syrischen Regimes dafür einzusetzen, dass die Kämpfe eingestellt werden. "Worte alleine helfen den Menschen in Aleppo nicht."
    Auch die USA, Großbritannien und Frankreich hatten Russland gestern Abend im UNO-Sicherheitsrat heftig kritisiert. Die US-Botschafterin sprach von Barbarei. Ihr französischer Kollege beschuldigte Russland, die Verhandlungen über eine Waffenruhe nur als Vorwand zu nutzen. Moskau wies die Vorwürfe am Mittag zurück. Regierungssprecher Dimitri Peskow bezeichnete die Rhetorik des Westens im Sicherheitsrat als inakzeptabel. Sie gefährde die Beziehungen zu Russland - und die Bemühungen zur Befriedung Syriens.
    Der syrische Außenminister Walid al-Mualim betonte, das Waffenstillstandsabkommen sei noch "nicht tot" und könne noch umgesetzt werden. Schließlich seien der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Kollege John Kerry weiter im Gespräch.
    (am/pg)