Gott ist größer, brüllen die bärtigen Gestalten, die sich mit ihren Gewehren von Haus zu kämpfen. Die Videoaufnahmen sollen au's der Provinz Idlib stammen, im Nordwesten Syriens, die jetzt nach langen Kämpfen von einem Dschihadistenbündnis fast völlig erobert worden ist, zu dem auch die Al-Nusra-Front gehört, ein Al-Kaida-Ableger.
"Mit Gottes Hilfe ist es uns gelungen, viele Soldaten der Assad-Truppen zu töten", so sagt einer der Anführer. "Unsere Männer wünschen sich sogar den Tod, um Syrien vom Schmutz der Assad-Bande zu befreien."
Hunderttausende sind schon aus Idlib geflohen, vor den Islamisten und den Bombenabwürfen, mit denen die Regierungstruppen die Region noch halten wollten. Ein vergeblicher Kampf, wie zuletzt vielerorts.
Auch die Terrorgruppe, die sich Islamischer Staat nennt, hat gerade weitere Dörfer im Norden Syriens eingenommen, in dem Gebiet, in dem die Türkei und die USA eigentlich eine Schutzzone für Flüchtlinge einrichten wollten. Trotz der Luftangriffe der USA beherrschen die IS-Milizen noch immer weite Teile des Landes, in denen sie Andersgläubige foltern und köpfen sowie Mädchen und Frauen versklaven. Mittlerweile sind die Dschihadisten sogar schon bis in Vororte von Damaskus vorgerückt, in Viertel, die das Assad-Regime ohne Rücksicht auf die Bevölkerung bombardieren lässt.
Wer kann, der flieht
Fast 120 Menschen, darunter viele Kinder, sollen jüngst getötet worden sein, als die berüchtigten Fassbomben über einem Markt in Douma abgeworfen wurden, im Nordosten von Damaskus. Geschätzt 250.000 Menschen sind den Kämpfen bereits zum Opfer gefallen sein. Wer kann, der flieht - vor den Islamisten, aber auch vor den Amgriffen der Luftwaffe. Mehr als vier Millionen Syrer haben sich schon in Nachbarländer abgesetzt. Gut acht Millionen sind im eigenen Land noch auf der Flucht und damit mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Doch Regionen, die Schutz bieten, gibt es kaum noch in den Kämpfen, die immer erbitterter werden. Das Regime ringt ums Überleben.
Selbst Präsident Assad hat kürzlich öffentlich eingeräumt, dass ganze Regionen unter der Herrschaft seiner Gegner stehen. Sein Regime kontrolliert nicht einmal mehr ein Fünftel des Landes. Mit Unterstützung aus Russland, einem der letzten Verbündeten, bemüht sich Assad, zumindest noch Teile von Damaskus und den Küstenstreifen am Mittelmeer zu halten. Doch auch das wird schwierig, nachdem die Islamisten über Idlib Richtung Meer vorrücken. Dort unterhalten die Russen ihre Flottenbasis, die sie, darauf deuten die Waffenlieferungen der letzten Tage und Wochen hin, unter allen Umständen verteidigen wollen. Sollten sich Kämpfe aber noch auf Küste ausweiten - so warnt die Uno schon jetzt, dann könnte die Zahl der Flüchtlinge noch einmal drastisch ansteigen.