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Syrien
Kurden wehren Erstürmung von Kobane erneut ab

Im Kampf um die syrische Stadt Kobane haben sich kurdische Kämpfer erneut heftige Auseinandersetzungen mit der Terrormiliz IS geliefert. Rund 5.000 Kurden beteiligten sich daran, darunter auch Kurden aus der Türkei. Immer häufiger wird inzwischen die Frage gestellt, wann die türkische Armee gegen den IS eingreifen wird. Doch Ankara befindet sich in einer Zwickmühle.

06.10.2014
    Um die nord-syrische Stadt Kobane liefern sich Kurden und IS-Kämpfer heftige Gefechte.
    Um die nord-syrische Stadt Kobane liefern sich Kurden und IS-Kämpfer heftige Gefechte. (picture alliance / dpa / Sedat Suna)
    In der zurückliegenden Nacht versuchten Kämpfer der Terrororganisation, die sich Islamischer Staat nennt, die Stadt von Osten und Westen aus einzunehmen – das teilten syrische Aktivisten mit. Die heranstürmenden IS-Gefolgsleute haben sich offenbar heftige Auseinandersetzungen mit kurdischen Kämpfern geliefert. Mittlerweile sollen die Gefechte wieder nachgelassen haben; heißt es aus Syrien. Vereinzelt gebe es allerdings noch IS-Angriffe mit Mörsergranaten. Immerhin: Seit mehr als zwei Wochen nun schon können die Kämpfer der so genannten „Kurdischen Volksschutzeinheiten", kurz YPG genannt, Kobane halten.
    Für Aufsehen sorgte eine kurdische Kämpferin, die gestern in das von IS kontrollierte Gebiet südlich von Kobane vorgedrungen ist. Sie sprengte sich in die Luft – und soll dabei „Dutzende" IS-Kämpfer mit in den Tod gerissen haben. Der Chef der selbst ernannten Regionalregierung von Kobane erklärte, gut 5.000 Kurden beteiligten sich an dem Kampf um die nord-syrische Stadt. Dabei dürften auch Kurden aus der Türkei sein; die Grenze ist in Sichtweite.
    Im irakisch-kurdischen Fernsehsender Rudaw wird immer häufiger die Frage gestellt, wann die türkische Armee, die ihre Panzer längst in Stellung gebracht hat, zu Gunsten der Menschen in Kobane und gegen IS eingreifen wird. Dabei ist den Kommentatoren klar, in welcher Zwickmühle sich die Regierung in Ankara befindet: Lässt sie die Armee gegen IS vorgehen, stärkt sie möglicherweise Syriens Herrscher Bashar al-Assad, dessen Sturz die türkische Führung erklärtermaßen will. Ganz sicher aber dürfte ein Eingreifen der türkischen Streitkräfte zunächst die Kurden stärken – und zwar die der PYD, die wiederum aus der PKK hervorgegangen ist. Mit dieser „kurdischen Arbeiterpartei" befindet sich die Regierung in Ankara zwar prinzipiell in Friedensgesprächen, aber sie dürfte nach wie vor kein Interesse daran haben, die Kurden allzu stark werden zu sehen.
    Einem ähnlichen Dilemma sieht sich die gesamte Allianz ausgesetzt, die sich gegen IS zusammengetan hat. Seit Ende September fliegt die US-Luftwaffe Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Unterstützt wird sie dabei von Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Aus Europa erhält die Koalition außerdem militärische Unterstützung von Frankreich und Großbritannien. Gestern flogen erstmals auch niederländische Kampfjets über dem Irak. Die F-16-Flugzeuge sollen Luftunterstützung für irakische und kurdische Bodentruppen leisten. Das australische Militär teilte heute mit, auch erste australische Kampfjets seien im Irak zum Einsatz gekommen. Allerdings ohne bisher Ziele angegriffen zu haben.