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Syrien
Mehr als 60 Tote bei US-Angriff auf syrische Armee

Schwere Vorwürfe gegen die USA: Die US-geführte Anti-Terror-Koalition hat offenbar aus Versehen einen Stützpunkt der syrischen Armee angegriffen und dabei viele Soldaten getötet. Die Rede ist von mehr als 60. Ein US-Militärsprecher erklärte, man sei davon ausgegangen, dass es sich um Stellungen der Dschihadisten-Miliz IS gehandelt habe.

Von Björn Blaschke |
    Ein Kampfflugzeug startet vom Deck eines Flugzeugträgers
    Ein Kampfflugzeug startet im östlichen Mittelmeer vom Deck des Flugzeugträgers USS Dwight D. Eisenhower. Die Bilder sind auf Einladung der U.S. Navy entstanden. (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
    So wie die Nachricht in der staatlichen Nachrichtenagentur Sana lautet, wirft die syrische Führung den USA vor, vorsätzlich gehandelt zu haben: Das Generalkommando der syrischen Streitkräfte habe erklärt, US-Kampfjets hätten am frühen Abend in der Nähe des Flughafens von Deir er-Zor, also im Osten Syriens, eine Stellung der syrischen Armee angegriffen. Das habe Menschenleben gekostet und den Terroristen des "Islamischen Staates" den Weg geebnet, so dass die die Stellung einnehmen konnten.
    Das – so heißt es in der syrischen Nachrichtenagentur weiter – sei ein klarer Beweis dafür, dass die Vereinigten Staaten den IS und andere terroristische Organisationen unterstützen, und es enthülle die Falschheit der Aussage, die USA bekämpften den Terrorismus. Ein Verbündeter der Führung in Damaskus, Russland, bestätigte den Angriff. 62 syrische Soldaten seien getötet worden.
    Sollte sich der Angriff auf die syrische Militärbasis in der umkämpften Region Deir er-Zor bestätigen, wäre dies das erste Mal, dass die US-geführte Anti-IS-Koalition Stellungen der von Russland unterstützten syrischen Armee angegriffen hat.
    Waffenruhe wird nicht eingehalten
    Jenseits der Frage, ob die US-Luftwaffe vorsätzlich gehandelt hat, ist die Waffenruhe in Syrien brüchig. Nach syrischen Angaben sei es in den zurückliegenden anderthalb Tagen mehr als 40 Schusswechseln mit Rebellen gegeben.
    Außerdem kommen die Hilfslieferungen nicht in Gange: Die syrische Führung gab UN-Konvois kein grünes Licht. So stecken an der türkisch-syrischen Grenze 40 UN-Lastwagen mit Lebensmitteln fest, die einen Monat lang 80.000 Menschen ernähren könnten. Allein im belagerten Teil von Aleppo in Nordsyrien leben mindestens 250.000 Zivilisten.
    Eine Schlüsselrolle für die Menschen in Aleppo spielt die Castello-Straße, eine Route, die Aleppo mit der Außenwelt verbindet. Gemäß der zwischen den USA und Russland getroffenen Vereinbarung zur Waffenruhe sollten sich beide Seiten – die Einheiten von Präsident Bashar al-Assad und die seiner Gegner - zurückziehen. Doch das ist offenbar nur teilweise passiert.
    Die syrische Regierung beschuldigte am Abend nicht weiter benannte Rebellen, Hilfslieferungen nach Aleppo zu blockieren. Angeblich beschießen bewaffnete Gegner von Präsident Bashar al-Assad immer wieder die Castello-Straße. Die Regierung ihrerseits habe alles Notwendige getan, um die Hilfskonvois der UN zu ermöglichen. Das wiederum wird von Gegnern Assads deutlich in Frage gestellt.