Die Rebellen, die Homs nach mehr als 700 Tagen Belagerung verlassen, sollen in Dörfern der Umgebung unterkommen. Die ersten Busse verließen am Mittwoch die weitgehend zerstörte Altstadt. Sie fuhren in ein Gebiet im nördlichen Umland, das von Rebellen kontrolliert wird.
Homs - nach Damaskus und Aleppo die drittgrößte Stadt Syriens - war für die Revolutionäre im ersten Jahr ihres Aufstandes gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu einem Symbol des Widerstandes geworden. Seit Beginn des Krieges sollen laut wenig belastbarer Schätzungen rund 150.000 Menschen gestorben sein, ein Drittel der Bevölkerung befindet sich auf der Flucht.
Fronten im Krieg sind nicht mehr klar
Die Kämpfer aus Homs wurden laut Aktivisten während ihrer Fahrt von Mitarbeitern der Vereinten Nationen begleitet, um mögliche Angriffe der Regierungstruppen zu verhindern. Oppositionsmedien veröffentlichten Videoaufnahmen, auf denen die Kämpfer und auch einige Zivilisten zu sehen sind. Etwa 600 Menschen seien bisher in dem zehn Kilometer entfernten Dorf Al-Kebira eingetroffen, hieß es am Nachmittag. Unter ihnen seien 400 Kämpfer.
Als Teil der "Vereinbarung von Homs" ließ eine islamistische Rebellenbrigade in der Provinz Aleppo 15 gefangene Soldaten frei, wie das Nachrichtenportal "Orient" meldete. In der Provinz Latakia sollen zudem 15 Geiseln freigekommen sein. Die Angehörigen der alawitischen Minderheit waren im vergangenen August von islamistischen Rebellen verschleppt worden. Die Fronten im syrischen Bürgerkrieg sind nicht mehr klar: Mittlweile bekämpfen sich Rebellengruppen auch gegenseitig und sind nicht mehr vereint im Kampf gegen das Regime von Assad, der im Juni eine Präsidentenwahl abhalten will.
700 Menschen warten noch auf Transport aus der Stadt
Außerdem ließen die Rebellen nach Medieninformationen Fahrzeuge mit Hilfsgütern für die Menschen in den von ihnen seit über einem Jahr belagerten schiitischen Ortschaften Nebl und Al-Sahra in der Provinz Aleppo passieren. Zuerst habe es dort Schwierigkeiten an einer Straßensperre der Rebellen gegeben, hieß es, weshalb der Transport aus Homs vorübergehend gestoppt wurde.
Der Abzug aus Homs, dem eine Waffenruhe vorausgegangen war, sei noch nicht abgeschlossen. Rund 700 Menschen warteten noch in der Altstadt. Weitere Busse sollten am Donnerstag fahren. Ein Regimegegner aus Homs sagte dem Sender Al-Dschasira, sechs christliche Familien hätten sich entschieden, auch nach der erwarteten Ankunft der Regierungstruppen in dem Viertel zu bleiben.
Zuletzt kaum humanitäre Hilfe in Homs
In den Altstadt-Vierteln hatte es zuletzt kaum noch Nahrungsmittel und medizinische Hilfe gegeben. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana bezeichnete den Abzug der Rebellen als ersten Schritt auf dem Weg zur Versöhnung in der Stadt. Die US-Regierung hatte dem Assad-Regime mehrfach vorgeworfen, es hungere die Bevölkerung in den von Rebellen kontrollierten Gebieten als Teil seiner Kriegstaktik aus.
Die Stadt Homs wird jetzt mit Ausnahme des Al-Waer-Viertels komplett von den Regierungstrup6pen und den mit ihnen verbündeten Milizen kontrolliert. In Al-Waer halten sich viele Vertriebene aus anderen Vierteln von Homs auf. Ein Angehöriger der oppositionellen Nationalen Syrischen Allianz, die ihren Sitz in Istanbul hat, sagte, möglicherweise werde es in den kommenden Wochen auch eine Vereinbarung über eine Waffenruhe in diesem Viertel geben.
(cnh/tgs)