Der Militärflughafen Al-Tabka war die letzte Bastion der syrischen Armee in der Provinz Al-Rakka. Das sagt die oppositionelle syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, die Informanten vor Ort hat. Demnach starben bei den Gefechten mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) um den Flughafen mindestens 500 Menschen, darunter mindestens 346 Extremisten und mehr als 170 Soldaten der syrischen Armee. Hunderte weitere seien verletzt worden. Die Terrorgruppe soll außerdem mindestens 150 Soldaten in der Nähe des Flughafen eingekesselt haben. Sie sind vermutlich in Gefangenschaft geraten. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Auf dem Flughafen lagerten unter anderem Helikopter, Panzer, Artillerie und Munition. Die Kämpfe hatten rund eine Woche gedauert.
Das syrische Staatsfernsehen sprach von einer "erfolgreichen Evakuierung des Flughafens". Nach heftigen Kämpfen gruppiere das Militär seine Streitkräfte neu. In der nahe gelegenen Terroristenhochburg Rakka sei der Erfolg mit Lautsprecherdurchsagen in Moscheen und Gewehrschüssen gefeiert worden.
Sollten die Dschihadisten den Militärflughafen unter ihrer Kontrolle behalten, könnte sie die Region unbehelligt beherrschen - ein herber Rückschlag für die Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Die IS-Terrormiliz dominiert schon im Osten und Norden Syriens ein Drittel des Landes, und ebenso große Teile im Norden und Westen des benachbarten Iraks.
USA planen vorerst kein Eingreifen in Syrien
Dort versuchen die Extremisten trotz US-Luftangriffen weitere Gebiete zu erobern. Die irakische Armee konnte einen Angriff auf die wichtige Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad aber nach eigenen Angaben abwehren. Bei heftigen Kämpfen um die Anlage sind nach Angaben von Sicherheitskräften 30 Extremisten getötet worden.
Das Vorgehen der USA gegen die sunnitische Terrormiliz beschränkt sich bislang auf den Nordirak. In Syrien wollen die USA die IS-Terroristen laut Generalstabschef Martin Dempsey erst dann direkt attackieren, wenn sie sich zu einer unmittelbaren Gefahr für die USA oder Europa auswachsen sollten. Aktuell halte er die Extremistengruppe jedoch noch für eine eher regionale Bedrohung, sagte Dempsey. Der Islamische Staat plane momentan keine Angriffe auf die USA oder Europa.
Geiseln freigelassen
Die Dschihadisten des IS haben offenbar eine deutsche Geisel in Syrien freigelassen. Der 27-Jährige war laut "Welt am Sonntag" rund ein Jahr in der Hand der Terroristen. Der Mann aus Brandenburg sei im Juni für eine "substanzielle Gegenleistung" freigelassen worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf deutsche Sicherheitsbehörden. Er war demnach in das Bürgerkriegsland gereist, um als humanitärer Helfer aktiv zu werden. Das Auswärtige Amt dementierte jedoch in dem Bericht, dass Lösegeld gezahlt worden sei. Offiziell hat das Auswärtige Amt den Bericht weder bestätigt noch dementiert.
Auch ein in Syrien verschleppter US-Journalist ist wieder in Sicherheit. Peter Theo Curtis war zwei Jahre von der Extremistengruppe Al-Nusra-Front festgehalten worden, die gegen syrische Armee kämpft. Die Vereinten Nationen erklärten, Curtis sei an UNO-Vertreter in Syrien ausgeliefert und nach einer medizinischen Untersuchung an die US-Behörden übergeben worden. US-Präsident Barack Obama zeigte sich in einer Erklärung erfreut und erleichtert. Ähnlich äußerte sich auch sein Außenminister John Kerry. Er sei dankbar "nach einer von einer entsetzlichen Tragödie geprägten Woche". Damit meinte er die Enthauptung des ebenfalls 2012 in Syrien verschleppten US-Reporters James Foley durch die IS-Extremisten.
Britische Geheimdienste identifizierten laut "Sunday Times" Foleys Mörder, der die Hinrichtung mit einer Videokamera aufgezeichnet hatte. Es soll sich um einen 23-Jährigen aus London handeln, berichtete das Blatt unter Berufung auf Informanten in der Regierung.
(sdö/nin)