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Syrien
Trump: Top-Terrorist Abu Bakr al-Baghdadi tot

Der Anführer und Gründer des "Islamischen Staates", Abu Bakr Al-Baghdadi, ist im Nordwesten Syriens von Spezialkräften der US-Armee getötet worden. Das gab US-Präsident Donald Trump bekannt. Die Aktion galt schon kurz danach als der größte außenpolitische Erfolg des Präsidenten, der innenpolitisch davon profitieren will.

Von Thilo Kößler |
Anführer der IS-Terrormiliz Abu Bakr al-Bagdadi
Screenshot eines undatierten Videos, das am 29.04.2019 über Al-Furkan, einen Medienkanal der IS, verbreitet wurde, zeigt den Anführer der IS-Terrormiliz Abu Bakr al-Bagdadi (picture alliance/ Al-Furkan/dpa)
Die Triumphgefühle schwangen in der Stimme des Präsidenten mit, als Donald Trump den Tod des gefürchtetsten Terroristen der Welt bekannt gab.
Für Donald Trump ist der Tod des Gründers und Anführers des Islamischen Staates der größte außenpolitische Erfolg seiner Amtszeit. Entsprechend stolz schilderte der Präsident die Ereignisse in der Nacht zum Sonntag, die er gemeinsam mit seinem Vizepräsidenten und seinem Verteidigungsminister im "Situation Room" des Weißen Hauses verfolgt hatte. Demnach seien die Spezialeinheiten der US-Streitkräfte in einer gefährlichen Mission über eine Stunde lang mit Helikoptern über russisch und türkisch kontrollierte Gebiete bis zum Ort Barish im Nordwesten Syriens geflogen. Dort seien sie in das Haus Abu Bakr Al-Baghdadis eingedrungen, der sofort in einen Tunnel ohne Ausgang geflohen sei. Nach den Worten Trumps habe er geschrien, gewimmert und geweint, als er dort von den Spezialeinheiten aufgebracht wurde.
Dann habe Al Baghdadi seinen Sprengstoffgürtel gezündet und sich selbst sowie drei seiner Kinder in die Luft gesprengt.
Al-Baghdadi sei wie ein Hund gestorben, sagte Trump
Noch am Ort des Geschehens seien DNA-Proben entnommen und analysiert worden. An der Identität des Toten könne keinerlei Zweifel bestehen. Al-Baghdadi sei wie ein Hund gestorben, sagte Trump – und wie ein Feigling. US-Verteidigungsminister Mark Esper erklärte gegenüber dem Fernsehsender CNN, der Tod Al-Baghdadis sei zwar ein schwerer Schlag für den Islamischen Staat – indes sei es schwierig, eine Ideologie auszulöschen. Deshalb müsse der Kampf gegen den islamistischen Terror unvermindert weitergehen.
Kämpfer der kurdischen YPG-Milizen teilten unterdessen mit, sie hätten kurz nach der US-Operation im Nordwesten Syriens auch noch einen Sprecher des IS getötet, der als die rechte Hand Baghdadis galt. Indes zweifeln Sicherheitsexperten an, dass damit der gesamte Islamische Staat ausgelöscht ist, wie Donald Trump immer wieder behauptet. Es gebe mittlerweile zu viele Beispiele dafür, dass der Tod von Führungspersonen noch nicht den Tod der Organisation bedeute, sagte etwa Max Boot vom Council of Foreign Relations bei CNN.
Gleichzeitig wurden Stimmen laut, die den Erfolg der Operation der amerikanischen Truppenpräsens in Syrien zuschreiben. Donald Trump beharrte jedoch auf seinem Entschluss zum Rückzug der US-Truppen und sagte, er sei nicht gewillt, amerikanische Soldaten die nächsten 200 Jahre in Syrien zu belassen.
Der Präsident steht unter massivem politischen Druck
Trump dankte Russland, der Türkei, Syrien, dem Irak und den Kurden für ihre Mithilfe bei der Suche nach dem Aufenthaltsort Al-Baghdadis – ohne sie hätte diese Operation nicht erfolgreich durchgeführt werden können, sagte er. Allerdings bestritt das russische Verteidigungsministerium diese Darstellung einer aktiven Hilfestellung. Russland war aber im Vorfeld der Aktion vom Weißen Haus informiert worden. Anders als die Demokraten, die erst aus dem Fernsehen davon erfuhren, wie Senator Chuck Shumer erklärte.
Normalerweise ist es üblich, dass der Präsident den Kongress und die Spitzen der Parteien über derart sensible militärische Einsätze in Kenntnis setzt. Donald Trump erklärte jedoch, er habe die Demokraten nicht informiert, um keine Menschenleben zu gefährden. Washington sei eine "leaking-machine", eine Maschine der Durchstechereien.
Damit ließ Donald Trump erkennen, dass er aus dem Erfolg dieser Mission im Nordwesten Syriens innenpolitisch noch Kapital schlagen will. Trump steht wegen des umstrittenen Truppenabzugs aus Syrien und wegen eines drohenden impeachment-Verfahrens unter massivem politischen Druck.