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Syrien
UNICEF warnt vor weiteren Toten in Madaja

Stark unterernährt, kaum Ärzte, kein sauberes Wasser: Der Zustand der Menschen in Madaja und anderen belagerten syrischen Städten sei sehr schlecht, kritisieren das Kinderhilfswerk UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation (WHO). UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete das Aushungern Hunderttausender Menschen als Kriegsverbrechen.

    Warten auf den Konvoi mit lebenswichtiger Nahrung: Menschen in Madaja.
    Warten auf den Konvoi mit lebenswichtiger Nahrung: Menschen in Madaja. (AFP / Louai Beshara)
    UNICEF und WHO berichteten, dass ihre Teams in Madaja sehr viele notleidende und hungrige Kinder und Erwachsene gesehen hätten. Einige seien stark unterernährt gewesen. Zudem gebe es in der 40.000-Einwohner-Stadt nur zwei Ärzte. Das Gesundheitssystem breche zusammen. Das führe auch dazu, dass kleine Kinder in Madaja seit fast zehn Monaten nicht mehr gegen Polio, Masern und andere Krankheiten geimpft würden. Laut WHO hat die syrische Regierung inzwischen ein Impfprogramm in der Stadt genehmigt.
    "Madaja ist bei Weitem kein Einzelfall", heißt es in der Stellungnahme der Organisationen. 15 Städten in ganz Syrien würden belagert von verschiedenen Kriegsparteien. Rund 400.000 Menschen seien gefangen in den Orten und hätten deshalb nur eingeschränkten Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung.
    UNICEF warnt vor weiteren Toten
    Wenn sich die Situation nicht bald ändere und Hilfsorganisationen besseren Zugang zu den Städten erhielten, sei mit weiteren Toten zu rechnen, beklagten UNICEF und WHO. Gleichzeitig lobten sie, dass in Madaja sowie in anderen belagerten Orten inzwischen weitere LKW-Konvois mit Hilfsgütern für die hungernden Menschen eingetroffen sind.
    Fahrzeuge des Hilfskonvois am Rande der belagerten syrischen Stadt Madaja.
    Fahrzeuge eines Hilfskonvois am Rande der belagerten syrischen Stadt Madaja. (AFP - Louai Beshara)
    UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte, das Aushungern Hunderttausender Menschen in Syrien sei ein Kriegsverbrechen. Alle Konfliktparteien machten sich des Verbrechens schuldig, sagte er in New York. Die Qualen der Menschen in der belagerten Stadt Madaja seien ein neuer Tiefpunkt in dem fast fünf Jahre dauernden Konflikt. Alte und Kinder, Männer und Frauen bestünden nur noch aus Haut und Knochen.
    Frankreich, Großbritannien und die USA haben eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt, um die Konfliktparteien in Syrien zu einem Ende der Belagerung von Städten zu drängen.
    Syrien und Russland fliegen gemeinsam Kampfeinsatz
    Das russische Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, dass die Armee in Syrien künftig auch humanitäre Hilfe leisten soll. Dies sei als zusätzliche Aufgabe festgeschrieben worden. Die russische Luftwaffe habe 22 Tonnen Hilfsgüter in die Region um Deir es-Sor gebracht.
    Russland und Syrien haben zudem einen gemeinsamen Kampfeinsatz gegen die Terrormiliz IS geflogen. Ein Angriff russischer Jets sei von Jägern der syrischen Luftwaffe unterstützt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
    Keine Einigkeit besteht dagegen laut einem Medienbericht zwischen Russland und den USA bezüglich der geplanten Syrien-Gespräche in Genf. Moskau legte eine Liste mit den Namen von 15 Personen vor, die an den Verhandlungen zwischen Regime und Opposition teilnehmen sollten, wie die arabische Tageszeitung "Al-Hayat" meldete. Die USA beharrten hingegen darauf, dass ein bei einem Oppositionstreffen in Riad gebildetes Komitee die einzige Vertretung der Regimegegner sei. UNO-Vermittler Staffan de Mistura habe die Außenminister der beiden Länder, John Kerry und Sergej Lawrow, um Hilfe gebeten, um den Konflikt beizulegen.
    (hba/fwa)