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Syrien
Weitere Luftangriffe auf Idlib

Die syrische Provinz Idlib kommt nicht zur Ruhe. Kurz vor einem Treffen von Vertretern der UN, Russland, dem Iran und der Türkei haben syrische und russische Kampfjets Ziele im Süden der Region beschossen. Rund 5.000 Menschen sind aus Angst vor einer bevorstehenden Militäroffensive geflohen.

Von Carsten Kühntropp |
    Einige Personen durchsuchen die Trümmer nach den Luftangriffen der syrischen Regierung. Die syrische Regierung hat zusammen mit ihrem Verbündeten Russland Menschenrechtlern zufolge die schwersten Luftangriffe auf die Rebellenprovinz Idlib seit einem Monat geflogen.
    Luftangriffe in Syrien (dpa/ picture alliance/ Anas Alkharboutli)
    Die Ziele der syrischen und russischen Kampfflugzeuge lagen am Wochenende im Süden der Provinz Idlib und im Norden der angrenzenden Provinz Hama. Dies sind Gegenden, die landwirtschaftlich geprägt und nicht sehr dicht besiedelt sind. Die syrische Armee setzte auch schwere Artillerie ein, und Hubschrauber warfen Fassbomben ab, eine international geächtete Waffe. - Die Angriffe am Samstagvormittag wurden als die heftigsten seit mehreren Wochen beschrieben, innerhalb weniger Stunden fielen etwa 80 Bomben. Insgesamt waren es während des Wochenendes mehr als 150. Mindestens sieben Menschen wurden dabei getötet, darunter auch Kinder. Dass es nicht mehr Opfer waren, dürfte sich dadurch erklären, dass während der vergangenen Wochen viele Menschen diese Region bereits verlassen hatten. Dieser Mann machte sich am Samstag auf den Weg, mit Familienangehörigen, auf der Pritsche eines kleinen Lastwagens das Hab und Gut.
    "Wir kommen aus dem Süden von Idlib und wurden von den russischen Luftangriffen, den Fassbomben und dem Artilleriebeschuss vertrieben. Sie haben uns mit allem beschossen, und wir sind auf dem Weg in den Norden."
    In den letzten Tagen hat sich diese Flüchtlingsbewegung verstärkt, so Rami Abdel Rahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien:
    "Die Fluchtströme in Idlib haben die Zahl von fünftausend Menschen überschritten; aus Angst vor der bevorstehenden Militäroffensive verließen sie die Stadt Jisr al-Shughour und den Süden der Provinz Idlib nach Norden. Für die Zivilisten gibt es nirgends sichere Fluchtkorridore. Wenn der Angriff startet und sich ausweitet, wird das für sie sehr schwierig werden, vor allem wenn Luftangriffe auf Bevölkerungszentren beginnen. Da dürfte es viele Tote geben, und es wird für die Menschen unmöglich sein, irgendwo Zuflucht zu finden."
    Medizinische Einrichtungen unter Beschuss
    Ins Visier nahmen die syrischen und russischen Jets in den vergangenen Tagen offenbar auch Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung. Die Hilfsorganisation UOSSM mit Sitz in der Schweiz unterstützt Krankenhäuser und Kliniken in Syrien seit sechs Jahren. Sie berichtete, drei in Höhlen gebaute Behelfskliniken seien zerstört worden, außerdem zwei Zentren der Weißhelme, einer Zivilschutzorganisation. Außerdem hätten die Angriffe die Zentrale eines Ambulanzdienstes zerstört. - Die Situation in Idlib ist denkbar kompliziert. Von den geschätzt drei Millionen Menschen, die in dem Rebellengebiet leben, ist jeder zweite ein Binnenflüchtling. Diese Menschen waren während der vergangenen Jahre vor den Regierungskräften nach Idlib geflohen, der letzten Bastion der Aufständischen in Syrien. Dort sind nun mehrere rivalisierende Milizen aktiv. Am mächtigsten ist eine Allianz von Jihadisten, die international als Terrororganisation gilt.