In Bezug auf Deutschland sagte Assad, es sei "gut", wenn Flüchtlinge aufgenommen würden, die "ihr Land aufgrund der herrschenden Not verlassen". Es stelle sich aber die Frage, ob es nicht klüger und auch "weniger kostspielig" sei, Syrern zu helfen, in ihrem eigenen Land leben zu können. Dafür müsse sich der Westen entschließen, gegen den Terror zu kämpfen und nicht gegen sein Land.
Die derzeitige Feuerpause in seinem Land bezeichnete der 50-Jährige als "Hoffnungsschimmer". In dem ARD-Interview, das am Dienstagabend vollständig in der Sendung "Weltspiegel-Extra" auf tagesschau.de ausgestrahlt wird, sagte Assad zugleich, es werde schwierig sein, die "multilaterale Vereinbarung" zur Waffenruhe einzuhalten und zu sichern. Die Opposition hatte dem zuletzt widersprochen und dem Regime in Damaskus vorgeworfen, die Feuerpause zu brechen.
Assad zufolge gab es bereits vor der seit Samstag geltenden Waffenruhe für das ganze Land in den vergangenen Jahren einzelne örtliche Waffenstillstände und ein Angebot zur "Aussöhnung". Dort sei den Kämpfern eine Amnestie angeboten worden, damit sie sich der Armee anschließen oder in ihr normales ziviles Leben zurückkehren könnten. Einige seien bereits "der syrischen Armee beigetreten und einige auch dem politischen Leben".
Assad: Militärische Hilfe aus Russland benötigt
Die Lage der Bevölkerung sei ein "humanitäres Desaster". Zugleich bestritt Assad, dass Regierungstruppen Städte und Regionen, die von Regierungsgegnern der Opposition beherrscht werden, von jeglicher Lebensmittelzufuhr und der medizinischen Versorgung abschneiden würden.
In dem 25-minütigen Gespräch lehnte Syriens Machthaber jede eigene Verantwortung für den Gewaltkonflikt in Syrien ab. Allerdings räumte er ein, dass Syrien nicht mehr "vollständig souverän" sei. Das Land benötige militärische Hilfe aus Russland, dem Iran und dem Libanon, um das Übergreifen des islamistischen Terrors auch auf "andere Gebiete und nicht nur in Nachbarländer" zu begrenzen.
ARD: Unproblematisches Prozedere
Korrespondent Thomas Aders habe Assad in Damaskus getroffen, so ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke über die Hintergründe des Interviews. Lediglich offensichtliche Versprecher des Korrespondenten oder Assads seien herausgeschnitten, die deutsche Übersetzung mit der syrischen Seite abgestimmt worden. Beides habe sich als "unproblematisch" erwiesen. Die Fragen seien vorher nicht abgesprochen gewesen.
Es sei nicht darum gegangen, Assad zu überzeugen, so Gniffke, "sondern nur darum, Informationen zu bekommen". Man hoffe, "mit dem Interview dazu beizutragen, dass sich die Zuschauer und Nutzer ein eigenes Urteil über den Syrien-Konflikt bilden können".
(bor/tzi)