In der Bekaa-Ebene an der Grenze zu Syrien knallt die Sonne auf die weißen Flüchtlingszelte. 100 Familien wohnen in dem Camp nahe der Stadt Qob Elias, einem von unzähligen in der libanesischen Bekaa-Region.
In der Mittagshitze sammeln Frauen und Kinder Kartoffeln auf den Feldern. Flüchtlingskinder und -frauen, deren Männer und Väter entweder in Syrien gefallen sind, in Rebellengruppen kämpfen oder nach Europa geflohen sind.
"Mein Mann lebt seit drei Jahren in Deutschland. Er hat jetzt wieder einen Aufenthaltstitel für ein Jahr bekommen. Also versuche ich jetzt auch, ein Visum zu beantragen bei der deutschen Botschaft. Ab August soll das ja möglich sein."
In der Mittagshitze sammeln Frauen und Kinder Kartoffeln auf den Feldern. Flüchtlingskinder und -frauen, deren Männer und Väter entweder in Syrien gefallen sind, in Rebellengruppen kämpfen oder nach Europa geflohen sind.
"Mein Mann lebt seit drei Jahren in Deutschland. Er hat jetzt wieder einen Aufenthaltstitel für ein Jahr bekommen. Also versuche ich jetzt auch, ein Visum zu beantragen bei der deutschen Botschaft. Ab August soll das ja möglich sein."
Die Frauen hoffen auf den Familiennachzug ab August
Seit 2015 lebt die 42-jährige Nebal Alboush mit ihren drei Töchtern in Qob Elias nahe der syrischen Grenze: Die drei heißen Heba, 19, Nour, 16 und Shad, 9 Jahre alt. Sie kommen eigentlich aus Haran-al Awamid südöstlich von Damaskus.
"Seit drei Jahren lebe ich nun hier mit meinen drei Töchtern. Mein Mann wohnt mit meinem Sohn in Deutschland. Er kann uns finanziell nicht unterstützen, da er das Geld selbst in Deutschland braucht."
Ihr 49-jähriger Ehemann Nedal und der damals zehnjährige Sohn Mohamad flüchteten 2015 über das Mittelmeer. Seit ihrer Ankunft in Deutschland wohnen sie als subsidiär Schutzberechtigte im nordrhein-westfälischen Düren. Seit 2017 in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Im Februar wurden die Aufenthaltstitel nach Paragraf 25, Absatz 2 des Aufenthaltsgesetzes, bis April 2019 verlängert.
Während Nebal all das erzählt, steht eine junge Frau neben ihr. Auch sie hat Familie in Deutschland.
"Mein Bruder floh vor drei Jahren, vor drei Monaten wurde sein Aufenthaltstitel verlängert. Seit dem Tod unserer Mutter vor einem Jahr betreue ich meine kleine Schwester ganz allein."
Ihr Bruder wohne ebenfalls in Deutschland in Düren, neben dem Mann von Nebal, erzählt die 20-jährige Afra. Auch sie ist aus Syrien in den Libanon geflohen. Ihr Bruder sei noch minderjährig, 15 Jahre alt. Beide Frauen hoffen auf den Familiennachzug ab August:
"Heute sind die deutschen Behörden für ihn verantwortlich, ich würde mich gern um ihn kümmern. Seit dem Tod unserer Mutter sind wir hier ganz allein, deshalb würde ich gern nach Deutschland kommen."
"Seit drei Jahren lebe ich nun hier mit meinen drei Töchtern. Mein Mann wohnt mit meinem Sohn in Deutschland. Er kann uns finanziell nicht unterstützen, da er das Geld selbst in Deutschland braucht."
Ihr 49-jähriger Ehemann Nedal und der damals zehnjährige Sohn Mohamad flüchteten 2015 über das Mittelmeer. Seit ihrer Ankunft in Deutschland wohnen sie als subsidiär Schutzberechtigte im nordrhein-westfälischen Düren. Seit 2017 in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Im Februar wurden die Aufenthaltstitel nach Paragraf 25, Absatz 2 des Aufenthaltsgesetzes, bis April 2019 verlängert.
Während Nebal all das erzählt, steht eine junge Frau neben ihr. Auch sie hat Familie in Deutschland.
"Mein Bruder floh vor drei Jahren, vor drei Monaten wurde sein Aufenthaltstitel verlängert. Seit dem Tod unserer Mutter vor einem Jahr betreue ich meine kleine Schwester ganz allein."
Ihr Bruder wohne ebenfalls in Deutschland in Düren, neben dem Mann von Nebal, erzählt die 20-jährige Afra. Auch sie ist aus Syrien in den Libanon geflohen. Ihr Bruder sei noch minderjährig, 15 Jahre alt. Beide Frauen hoffen auf den Familiennachzug ab August:
"Heute sind die deutschen Behörden für ihn verantwortlich, ich würde mich gern um ihn kümmern. Seit dem Tod unserer Mutter sind wir hier ganz allein, deshalb würde ich gern nach Deutschland kommen."
Ihr Mann schickte die nötigen Unterlagen per Whatsapp
Nebal blättert in ihren unzähligen Dokumenten: Familienstammbuch des syrischen Innenministeriums in Übersetzung, Ausweiskopie ihres Mannes. Und die deutschen Behördenschreiben vom BAMF in Mannheim und die Anmeldebestätigung der Stadt Düren. Per Whatsapp schickte ihr Mann die Unterlagen. Sie kann die Briefe mit den langen Aktenzeichen vom deutschen Bundesamt für Migration zwar nicht lesen, aber sie setzt ihre ganze Hoffnung darauf, dass es die richtigen und vor allem alle notwendigen Dokumente für den Visaantrag sind. Jetzt wartet sie auf einen Termin bei der Deutschen Botschaft in Beirut:
"Wir wissen überhaupt nicht, wie lange der deutsche Aufenthaltstitel meines Mannes und Sohnes als subsidiär Geschützte immer wieder verlängert wird. Ich befürchte, der Antrag auf Familiennachzug wird nicht kurzfristig bearbeitet. Wer weiß, wie dann die Situation meines Mannes in Deutschland ist."
Knapp eine Million syrische Flüchtlinge sind derzeit vom UNHCR im Libanon registriert. Für den Nachzug von Familienangehörigen ist seit der Schließung der Deutschen Botschaft in Damaskus die Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut zuständig. Gut 28.000 Visaanträge liegen dort laut dem Auswärtigen Amt vor. Gemäß der neuen Regelung zum Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten können davon 1.000 pro Monat nach Deutschland kommen.
"Wir wissen überhaupt nicht, wie lange der deutsche Aufenthaltstitel meines Mannes und Sohnes als subsidiär Geschützte immer wieder verlängert wird. Ich befürchte, der Antrag auf Familiennachzug wird nicht kurzfristig bearbeitet. Wer weiß, wie dann die Situation meines Mannes in Deutschland ist."
Knapp eine Million syrische Flüchtlinge sind derzeit vom UNHCR im Libanon registriert. Für den Nachzug von Familienangehörigen ist seit der Schließung der Deutschen Botschaft in Damaskus die Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut zuständig. Gut 28.000 Visaanträge liegen dort laut dem Auswärtigen Amt vor. Gemäß der neuen Regelung zum Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten können davon 1.000 pro Monat nach Deutschland kommen.
Grundsätzlich sei jede einzelne Familienzusammenführung ein Erfolg, sagt Khaled Kabbara, Sprecher des UNHCR im Libanon. 1.000 Personen pro Monat seien nicht viel, aber:
"Wir haben den Slogan, jede einzelne Familie, die durch einen Krieg flüchten musste, ist eine zu viel. Familien, die bereits ihre Heimat verlassen mussten und dann noch getrennt leben, sind doppelt betroffen."
"Wir haben den Slogan, jede einzelne Familie, die durch einen Krieg flüchten musste, ist eine zu viel. Familien, die bereits ihre Heimat verlassen mussten und dann noch getrennt leben, sind doppelt betroffen."
"Ich lasse meine Kinder hier nicht zurück"
Nebal Alboush, die Mutter von fünf Kindern, deren älteste Tochter in der Türkei verheiratet und deshalb nicht betroffen ist, könnte per Ehegattennachzug zwar bald nach Deutschland nachziehen, ihre Kinder aber - auch nach der neuen Regelung der Familienzusammenführung - nicht. Erst wenn die Mutter in Deutschland einen Aufenthaltstitel bekommen hat, kann sie die minderjährigen Kinder nachholen. Wie lange das dauert, hängt von den Behörden ab. Ein normales Vorgehen beim Familiennachzug, erklärt der Europarechtler und Migrationsexperte Alexander Graser:
"Ein in dem Bereich schon länger diskutiertes Problem ist das der Kettennachzüge. Es gibt eben die Konstellation, das Minderjährige ihre Geschwisterkinder nicht nachholen können, was aber dazu führen kann, dass womöglich auch der Nachzug der Eltern vereitelt wird. Denn die Eltern stehen dann vor der Wahl, ziehen sie zu ihren Kindern nach Deutschland oder bleiben sie bei ihren Kindern im Ursprungsland."
Diese Regelung versteht die syrische Mutter Nebal nicht. Sie will einfach nur zu ihrem Mann. Dass ihre älteste Tochter Heba aus der gesetzlichen Regelung fällt, weil sie mit 19 volljährig ist nach deutschem Recht, könnte sie nachvollziehen. Dauert ihr Antrag auf Familiennachzug jedoch mehr als drei Jahre kann auch die heute 16-jährige Tochter Nour nicht mehr nachziehen. Außerdem kann ihr keiner erklären, warum die deutsche Regierung 1.000 Personen zulassen will pro Monat. Was, wenn sie die 1.001 ist?
"Wir gehen nur alle drei oder keiner. Ich lasse meine Kinder hier nicht zurück."
"Ein in dem Bereich schon länger diskutiertes Problem ist das der Kettennachzüge. Es gibt eben die Konstellation, das Minderjährige ihre Geschwisterkinder nicht nachholen können, was aber dazu führen kann, dass womöglich auch der Nachzug der Eltern vereitelt wird. Denn die Eltern stehen dann vor der Wahl, ziehen sie zu ihren Kindern nach Deutschland oder bleiben sie bei ihren Kindern im Ursprungsland."
Diese Regelung versteht die syrische Mutter Nebal nicht. Sie will einfach nur zu ihrem Mann. Dass ihre älteste Tochter Heba aus der gesetzlichen Regelung fällt, weil sie mit 19 volljährig ist nach deutschem Recht, könnte sie nachvollziehen. Dauert ihr Antrag auf Familiennachzug jedoch mehr als drei Jahre kann auch die heute 16-jährige Tochter Nour nicht mehr nachziehen. Außerdem kann ihr keiner erklären, warum die deutsche Regierung 1.000 Personen zulassen will pro Monat. Was, wenn sie die 1.001 ist?
"Wir gehen nur alle drei oder keiner. Ich lasse meine Kinder hier nicht zurück."