Ein aufgequollener Körper auf einer Plastikplane, teilweise bedeckt von Blütenblättern, die den Toten als Märtyrer ausweisen. Die Stimme stellt den Leichnam als Hamza al- Khatib vor und beschreibt dessen Verletzungen, während die Kamera für den Betrachter unerträgliche Details heranzoomt.
Hamza al-Khatib ist seit Ende Mai das Gesicht des syrischen Aufstands: ein unschuldig lächelnder pausbäckiger Teenager. Der 13-jährige Junge soll von syrischen Sicherheitskräften zu Tode gefoltert worden sein, sagen die Demonstranten. Die Regierung hält dagegen, er sei bei Protesten erschossen worden.
Doch egal ob Hamza nun durch Schüsse oder Folter starb, er ist zum Symbol für die Brutalität der syrischen Sicherheitskräfte geworden. Denn allein die Tatsache, dass so viele Syrer glauben, der Teenager sei zu Tode gefoltert worden, zeigt, was sie den Geheimdiensten zutrauen und wie erschüttert ihr Vertrauen in das Regime ist.
Das Schicksal des 13-jährigen Hamza gibt den Protesten neuen Auftrieb, ob es am Ende auch die bislang schweigende, aber entscheidende städtische Mittelschicht in Damaskus und Aleppo auf die Straße treibt, bleibt abzuwarten.
Das Regime jedenfalls versucht genau das zu verhindern. Wohl dosierte Zugeständnisse und die Ankündigung von Reformen sollen die Hoffnung auf einen demokratischen Wandel mit Präsident Bashar al-Assad wach halten. Gleichzeitig diskreditieren die staatlichen Medien die Demonstranten als Terroristen, Islamisten und vom Westen gelenkte Verräter und bekämpfen sie mit aller Gewalt. Beides zusammen hält die kritische Masse der Verunsicherten weiterhin davon ab, sich den Protesten anzuschließen.
Mit dieser Strategie spalten Syriens Machthaber die Gesellschaft in ein "mit uns" und ein "gegen uns" - im Vielvölkerstaat Syrien mit seinen verschiedenen Religionen und Konfessionen ein Spiel mit dem Feuer.
"Das syrische Volk ist vereint!" lautet die Antwort der Demonstranten. Sie benutzen bewusst nationale Parolen, tragen Plakate mit Kreuz und Halbmond und schwenken die syrische Flagge. Gezielt sprechen sie bei den Protesten die syrische Armee an in der Hoffnung, diese könnte sich auf ihre Seite, die Seite des Volkes, schlagen. Tatsächlich mehren sich Berichte über desertierte Soldaten, die allerdings kaum zu überprüfen sind.
Ein Mann in dunkelgrüner Uniform hält seinen Armeeausweis in die Kamera und stellt sich als Oberleutnant Abdelrazaq Mohammed Tlass vor, Mitglied der fünften Division in Homs. Er sei zur Armee gegangen, um sein Volk vor dem israelischen Feind zu beschützen und nicht auf unbewaffnete Bürger zu schießen.
Bislang stehen Geheimdienste, Polizei und Militär in Syrien geschlossen hinter der politischen Führung. Im Gegensatz zu Tunesien und Ägypten verhält sich die Armee nicht neutral oder konstruktiv-vermittelnd, sondern bekämpft die Demonstranten. Sollten immer mehr Soldaten desertieren, könnte das zu einer Spaltung des Militärs führen - für das Regime womöglich der Anfang vom Ende. Genau darauf hoffen Syriens Oppositionelle - die im Land ebenso wie die im Ausland.
Anfang Juni versammelten sich 300 Exil-Oppositionelle in der türkischen Stadt Antalya. Sie sangen die syrische Nationalhymne und gedachten in einer Schweigeminute ihrer getöteten Landsleute. Neben Muslimbrüdern und Kurden, Stammesvertretern, säkularen Linken und Liberalen waren auch einige junge Aktivisten gekommen. Unter ihnen Mohammed Al-Abdallah, ein 28-jähriger Jurist und Blogger, der im Libanon lebt:
"Ziel der Konferenz ist es, eine Verbindung zwischen den Aktivisten innerhalb und außerhalb Syriens herzustellen. Außerdem können sich die Exil-Oppositionellen hier untereinander kennenlernen, denn sie leben verstreut in Europa, den USA, der arabischen Welt und der Türkei."
Das Verhältnis zwischen Oppositionellen innerhalb und außerhalb Syriens ist seit jeher gespannt. Die Vertreter der Inlands-Opposition - Intellektuelle und Menschenrechtler, die seit langem für Demokratie kämpfen und dafür fast alle schon im Gefängnis saßen - betrachten die syrische Auslandsopposition skeptisch und bestehen darauf, Veränderungen von innen herbeizuführen. Die Exil-Syrer sind sich dieser Vorbehalte bewusst und betonen, die syrische Revolution nicht nach außen vertreten, sondern sie lediglich unterstützen zu wollen.
Eine Opposition, die an Profil gewinnt, erste Abtrünnige innerhalb der Streitkräfte und grausame Videos getöteter Teenager - das syrische Regime kämpft nun an verschiedenen Fronten. Bislang hat es die Oberhand, die Frage ist wie lange noch.
Hamza al-Khatib ist seit Ende Mai das Gesicht des syrischen Aufstands: ein unschuldig lächelnder pausbäckiger Teenager. Der 13-jährige Junge soll von syrischen Sicherheitskräften zu Tode gefoltert worden sein, sagen die Demonstranten. Die Regierung hält dagegen, er sei bei Protesten erschossen worden.
Doch egal ob Hamza nun durch Schüsse oder Folter starb, er ist zum Symbol für die Brutalität der syrischen Sicherheitskräfte geworden. Denn allein die Tatsache, dass so viele Syrer glauben, der Teenager sei zu Tode gefoltert worden, zeigt, was sie den Geheimdiensten zutrauen und wie erschüttert ihr Vertrauen in das Regime ist.
Das Schicksal des 13-jährigen Hamza gibt den Protesten neuen Auftrieb, ob es am Ende auch die bislang schweigende, aber entscheidende städtische Mittelschicht in Damaskus und Aleppo auf die Straße treibt, bleibt abzuwarten.
Das Regime jedenfalls versucht genau das zu verhindern. Wohl dosierte Zugeständnisse und die Ankündigung von Reformen sollen die Hoffnung auf einen demokratischen Wandel mit Präsident Bashar al-Assad wach halten. Gleichzeitig diskreditieren die staatlichen Medien die Demonstranten als Terroristen, Islamisten und vom Westen gelenkte Verräter und bekämpfen sie mit aller Gewalt. Beides zusammen hält die kritische Masse der Verunsicherten weiterhin davon ab, sich den Protesten anzuschließen.
Mit dieser Strategie spalten Syriens Machthaber die Gesellschaft in ein "mit uns" und ein "gegen uns" - im Vielvölkerstaat Syrien mit seinen verschiedenen Religionen und Konfessionen ein Spiel mit dem Feuer.
"Das syrische Volk ist vereint!" lautet die Antwort der Demonstranten. Sie benutzen bewusst nationale Parolen, tragen Plakate mit Kreuz und Halbmond und schwenken die syrische Flagge. Gezielt sprechen sie bei den Protesten die syrische Armee an in der Hoffnung, diese könnte sich auf ihre Seite, die Seite des Volkes, schlagen. Tatsächlich mehren sich Berichte über desertierte Soldaten, die allerdings kaum zu überprüfen sind.
Ein Mann in dunkelgrüner Uniform hält seinen Armeeausweis in die Kamera und stellt sich als Oberleutnant Abdelrazaq Mohammed Tlass vor, Mitglied der fünften Division in Homs. Er sei zur Armee gegangen, um sein Volk vor dem israelischen Feind zu beschützen und nicht auf unbewaffnete Bürger zu schießen.
Bislang stehen Geheimdienste, Polizei und Militär in Syrien geschlossen hinter der politischen Führung. Im Gegensatz zu Tunesien und Ägypten verhält sich die Armee nicht neutral oder konstruktiv-vermittelnd, sondern bekämpft die Demonstranten. Sollten immer mehr Soldaten desertieren, könnte das zu einer Spaltung des Militärs führen - für das Regime womöglich der Anfang vom Ende. Genau darauf hoffen Syriens Oppositionelle - die im Land ebenso wie die im Ausland.
Anfang Juni versammelten sich 300 Exil-Oppositionelle in der türkischen Stadt Antalya. Sie sangen die syrische Nationalhymne und gedachten in einer Schweigeminute ihrer getöteten Landsleute. Neben Muslimbrüdern und Kurden, Stammesvertretern, säkularen Linken und Liberalen waren auch einige junge Aktivisten gekommen. Unter ihnen Mohammed Al-Abdallah, ein 28-jähriger Jurist und Blogger, der im Libanon lebt:
"Ziel der Konferenz ist es, eine Verbindung zwischen den Aktivisten innerhalb und außerhalb Syriens herzustellen. Außerdem können sich die Exil-Oppositionellen hier untereinander kennenlernen, denn sie leben verstreut in Europa, den USA, der arabischen Welt und der Türkei."
Das Verhältnis zwischen Oppositionellen innerhalb und außerhalb Syriens ist seit jeher gespannt. Die Vertreter der Inlands-Opposition - Intellektuelle und Menschenrechtler, die seit langem für Demokratie kämpfen und dafür fast alle schon im Gefängnis saßen - betrachten die syrische Auslandsopposition skeptisch und bestehen darauf, Veränderungen von innen herbeizuführen. Die Exil-Syrer sind sich dieser Vorbehalte bewusst und betonen, die syrische Revolution nicht nach außen vertreten, sondern sie lediglich unterstützen zu wollen.
Eine Opposition, die an Profil gewinnt, erste Abtrünnige innerhalb der Streitkräfte und grausame Videos getöteter Teenager - das syrische Regime kämpft nun an verschiedenen Fronten. Bislang hat es die Oberhand, die Frage ist wie lange noch.