Die syrische Armee hat nach eigenen Angaben die Kurdenmetropole Manbidsch im Norden Syriens eingenommen. Manbidsch sei schon länger "so etwas wie ein Zankapfel", sagte ARD-Korrespondent Carsten Kühntopp im Dlf. Die Kurden-Milizen hatten mit amerikanischer Unterstützung - im August vor zwei Jahren - die Stadt von der Herrschaft des IS befreit. "Seitdem haben die Türken immer wieder gesagt, sie können die kurdische Präsenz in Manbidsch so nah an der türkischen Grenze überhaupt nicht akzeptieren", so Kühntopp. Mit den Amerikanern habe es offenbar eine Übereinkunft gegeben, dass die kurdischen Kämpfer die Stadt verlassen würden, "aber das ist offenbar nicht passiert".
Die YPG hatte Syriens Präsident Baschar al-Assad jetzt aufgefordert, die Stadt vor drohenden türkischen Angriffen zu schützen und die Kontrolle in der Stadt zu übernehmen. "Sie selbst hätte den türkischen Truppen nichts entgegen zu setzen."
Ziel der Kurden: Autonomie in kontrollieren Gebieten
Im Laufe des Krieges seien sich die syrischen Kurden und Assad in der Regel aus dem Weg gegangen, so Kühntopp. Ziel der Kurden sei es rauszuverhandeln, dass sie in den von ihnen kontrollierten Gebieten eine weitgehende Autonomie erhalten. "Das denke ich, wird Assad nicht mit sich machen lassen", so Kühntopp. Der "taktische Abzug" der bisher von den USA unterstützten YPG zeige, dass sich die syrischen Kurden nicht auf die USA hätten verlassen können - und jetzt auf der Suche nach neuen Verbündeten seien. Die Annäherung zwischen Assad und den syrischen Kurden hatte sich in der Vergangenheit aber immer wieder angedeutet, so Kühntopp.
"Mit dem Rückzug nimmt man den Türken sozusagen den Vorwand, Manbidsch anzugreifen", so Kühntopp.
Die USA seien durch die Entscheidung von Präsident Donald Trump, die amerikanischen Truppen aus Syrien abzuziehen, "letztlich raus", sagte Kühntopp. "Die wirklich wichtigen Entscheidungen Syrien betreffend würden jetzt in Ankara und Moskau getroffen."