"Man muss sich die Situation schon ziemlich dramatisch vorstellen. Das Land liegt ja danieder. Und es ist damals allen Beteiligten in Politik und Wirtschaft klar, dass letztendlich die Wissenschaft der Schlüssel ist, um das Land wieder zu Wohlstand und Größe zu führen und dass es da eine besondere Verantwortung der Wirtschaft auch geben müsse."
Frank Stäudner, Kommunikationschef des Stifterverbandes, zeichnet das Szenario des Frühjahrs 1920. Der Erste Weltkrieg ist verloren, hohe Reparationszahlungen stehen an, die Inflation schickt erste Vorboten aus. In Berlin treffen hochrangige Wissenschaftler mit hochrangigen Politikern zusammen und entwerfen die Idee einer "Notgemeinschaft für die Deutsche Wissenschaft". Das funktioniert zunächst ganz gut, bis die Nationalsozialisten die Arbeit der Gemeinschaft unmöglich machen.
"Einer der Mitgründer des Stifterverbandes aus dem Jahr 1920, Carl Duisberg, hat dann noch 1934 noch den Vorsitz übernommen, für sehr kurze Zeit. Das war es dann aber schon. Also die Organisation ist, wenn man so will, sanft entschlafen, bestand aber formal noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs."
Ein Industrieller aus Frankfurt am Main gründet nach dem Krieg den Verband neu. Dort ist die Organisation auch ins Vereinsregister eingetragen. Dass sie ihren Sitz allerdings im Ruhrgebiet hat, liegt daran, dass Stahlunternehmen aus Essen ihr Räume für die Verwaltung zur Verfügung gestellt haben.
"Die Montanunternehmen des Ruhrgebiets gehörten mit zu den treibenden Kräften bei der Neugründung, und das hat dann auch dazu geführt, dass die Zentrale des Stifterverbandes, ihre Hauptverwaltung, hier in Essen ihren Sitz genommen hat."
Im vergangenen Jahr hat der Stifterverband mehr als 30 Millionen Euro an Hochschulen und Forschungseinrichtungen weitergeleitet. Aber das Sammeln und Verteilen von Geld ist heute nicht mehr das dringendste Anliegen der Organisation, erklärt Frank Stäudner.
"Der Stifterverband ist, glaube ich, ein ganz gutes Beispiel dafür, dass wir heute nicht nur Förderer der Wissenschaft sind, sondern auch Interessenvertreter der Wissenschaft, zum Beispiel auch gegenüber der Politik. Da können solche gemeinnützigen Förderer, indem sie Öffentlichkeit schaffen, Debatten anstoßen, politisch stabilisierend wirken. Dass der Staat sich aus bestimmten Aufgaben nicht zurückzieht."
Systementwicklung nennt auch Andreas Schlüter, seit fünf Jahren Generalsekretär des Stifterverbandes, als die mittlerweile wichtigste Aufgabe seiner Institution. Vor gut zehn Jahren begann der Verband, sich für mehr Autonomie an den Hochschulen einzusetzen. Dafür mussten Gesetze in den Ländern und Strukturen innerhalb der Verwaltungen geändert werden. In Zukunft, so Andreas Schlüter, müssen sich die Hochschulen mehr als bisher auf die Wirklichkeiten einer globalisierten Gesellschaft und den demografischen Wandel einstellen.
"Es wird eine ganze Menge Menschen geben, die auf unsere Hochschulen zukommen mit Migrationshintergrund. Mit anderen Grundkenntnissen, was Sprache angeht. Mit unterschiedlichsten Biografien, mit denen sie an die Hochschule kommen oder wieder an die Hochschule zurückkehren. Es wird eine ganze Reihe von Menschen geben, die mit sehr guten beruflichen Erfahrungen zusätzliche wissenschaftliche Qualifikationen sich erwerben wollen. Und das wird die Studentenzusammensetzung der Zukunft beeinflussen."
Schlüter schwebt außerdem eine Art Orientierungssemester vor, das auf das Studium angerechnet wird und das Erstsemestern hilft, den richtigen unter den insgesamt rund 12.000 akkreditierten Studiengängen zu finden. Schlüters Geburtstagswunsch richtet sich nicht an die Industrie, sondern an die Politik: Sie möge doch die Wichtigkeit von Bildung für die Gesellschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ernst nehmen.
Frank Stäudner, Kommunikationschef des Stifterverbandes, zeichnet das Szenario des Frühjahrs 1920. Der Erste Weltkrieg ist verloren, hohe Reparationszahlungen stehen an, die Inflation schickt erste Vorboten aus. In Berlin treffen hochrangige Wissenschaftler mit hochrangigen Politikern zusammen und entwerfen die Idee einer "Notgemeinschaft für die Deutsche Wissenschaft". Das funktioniert zunächst ganz gut, bis die Nationalsozialisten die Arbeit der Gemeinschaft unmöglich machen.
"Einer der Mitgründer des Stifterverbandes aus dem Jahr 1920, Carl Duisberg, hat dann noch 1934 noch den Vorsitz übernommen, für sehr kurze Zeit. Das war es dann aber schon. Also die Organisation ist, wenn man so will, sanft entschlafen, bestand aber formal noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs."
Ein Industrieller aus Frankfurt am Main gründet nach dem Krieg den Verband neu. Dort ist die Organisation auch ins Vereinsregister eingetragen. Dass sie ihren Sitz allerdings im Ruhrgebiet hat, liegt daran, dass Stahlunternehmen aus Essen ihr Räume für die Verwaltung zur Verfügung gestellt haben.
"Die Montanunternehmen des Ruhrgebiets gehörten mit zu den treibenden Kräften bei der Neugründung, und das hat dann auch dazu geführt, dass die Zentrale des Stifterverbandes, ihre Hauptverwaltung, hier in Essen ihren Sitz genommen hat."
Im vergangenen Jahr hat der Stifterverband mehr als 30 Millionen Euro an Hochschulen und Forschungseinrichtungen weitergeleitet. Aber das Sammeln und Verteilen von Geld ist heute nicht mehr das dringendste Anliegen der Organisation, erklärt Frank Stäudner.
"Der Stifterverband ist, glaube ich, ein ganz gutes Beispiel dafür, dass wir heute nicht nur Förderer der Wissenschaft sind, sondern auch Interessenvertreter der Wissenschaft, zum Beispiel auch gegenüber der Politik. Da können solche gemeinnützigen Förderer, indem sie Öffentlichkeit schaffen, Debatten anstoßen, politisch stabilisierend wirken. Dass der Staat sich aus bestimmten Aufgaben nicht zurückzieht."
Systementwicklung nennt auch Andreas Schlüter, seit fünf Jahren Generalsekretär des Stifterverbandes, als die mittlerweile wichtigste Aufgabe seiner Institution. Vor gut zehn Jahren begann der Verband, sich für mehr Autonomie an den Hochschulen einzusetzen. Dafür mussten Gesetze in den Ländern und Strukturen innerhalb der Verwaltungen geändert werden. In Zukunft, so Andreas Schlüter, müssen sich die Hochschulen mehr als bisher auf die Wirklichkeiten einer globalisierten Gesellschaft und den demografischen Wandel einstellen.
"Es wird eine ganze Menge Menschen geben, die auf unsere Hochschulen zukommen mit Migrationshintergrund. Mit anderen Grundkenntnissen, was Sprache angeht. Mit unterschiedlichsten Biografien, mit denen sie an die Hochschule kommen oder wieder an die Hochschule zurückkehren. Es wird eine ganze Reihe von Menschen geben, die mit sehr guten beruflichen Erfahrungen zusätzliche wissenschaftliche Qualifikationen sich erwerben wollen. Und das wird die Studentenzusammensetzung der Zukunft beeinflussen."
Schlüter schwebt außerdem eine Art Orientierungssemester vor, das auf das Studium angerechnet wird und das Erstsemestern hilft, den richtigen unter den insgesamt rund 12.000 akkreditierten Studiengängen zu finden. Schlüters Geburtstagswunsch richtet sich nicht an die Industrie, sondern an die Politik: Sie möge doch die Wichtigkeit von Bildung für die Gesellschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ernst nehmen.