Als Beispiel nannte der Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" die Flüsse. Es sei schon lange zu beobachten, dass der Rhein deutlich weniger Wasser führe. Ritzer verwies darauf, dass viele Regionen ihre Versorgung auf Fernwasser umgestellt hätten. Das Trinkwasser komme teilweise von weit her. "Der einzelne Bürger bemerkt gar nicht, dass es unter ihm immer trockener wird."
Die Wasserknappheit hat laut Ritzer auch deutliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Industrie. Ernten fielen geringer aus, wenn Felder immer trockener würden. Die Felderbewässerung hält der SZ-Journalist für ein Auslaufmodell, da vieles davon verdunste. Ritzel erwartet, dass sich in Deutschland Tröpfchenbewässerungssysteme nach dem Vorbild Israels durchsetzen. Dabei werden Pflanzen durch dünne Leitungen unteridisch mit Wasser versorgt.
"Auch die Industrie wird sich wandeln müssen", mahnte der Autor des Buches "Zwischen Dürre und Flut". Es könne nicht sein, dass Unternehmen etwa im Bereich Energieversorgung oder Chemie Wasser in großen Mengen aus eigenen Quellen schöpften. "Wasser ist ein Allgemeingut, Wasser gehört uns allen", betonte Ritzel. Seine Prognose: Nach Gas und Strom wird Wasser in den nächsten Jahren das dritte große Versorgungsthema werden.
Bundesregierung beschließt Nationale Wasserstrategie
Die Bundesregierung trifft bereits Vorkehrungen für den Fall, dass Trinkwasser in Deutschland aufgrund des Klimawandels regional knapp werden könnte. Das Kabinett beschloss Mitte März eine vom Bundesumweltministerium ausgearbeitete Nationale Wasserstrategie. Sie soll bis zum Jahr 2050 dafür sorgen, dass es "überall und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser" gibt, wie das Ministerium mitteilte.
Leitlinie für Wasser-Notstand
Zu der Strategie zählt auch die Ausarbeitung einer bundesweit gültigen Leitlinie für das Vorgehen in Fällen von regionaler Wasserknappheit. Diese Leitlinie soll die zuständigen Behörden bei der Entscheidung unterstützen, wer im Fall einer Knappheit vorrangig Wasser nutzen darf. Die Strategie verfolgt noch weitere Ziele: das Sauberhalten von Wasser und Grundwasser, die Stärkung eines naturnahen Wasserhaushalts und die Organisierung der Abwasserentsorgung nach dem Verursacherprinzip.
Aktuell sei die Trinkwasserversorgung in Deutschland gesichert, betont das Ministerium. "Doch die Auswirkungen der Klimakrise verändern langfristig auch die Verfügbarkeit von Trinkwasser", heißt es in einer Erklärung. Extremsituationen wie Dürresommer oder Hochwasserereignisse drohten "als Folge der Klimakrise zu einer neuen Normalität zu werden".
Anreize zum Wassersparen
Vorgesehen sind zudem Anreize zum Wassersparen in Industrie und Landwirtschaft. Dazu sollten Instrumente wie die Weiterentwicklung von Wasserentnahmeentgelten geprüft werden. Zudem sei sei Frage, ob Industriebetriebe nicht verstärkt auch so genanntes Brauchwasser, also leicht verschmutztes Wasser, verwenden könnten. Die Ökolandwirtschaft soll gestärkt werden, um die Belastung des Grundwassers mit Düngemitteln zu verringern.
Die Stadtentwicklung soll künftig "wassersensibel" erfolgen - dies beinhaltet mehr Grün und weniger versiegelte Flächen, erklärte das Ministerium. Um regionale Unterschiede auszugleichen, soll zudem untersucht werden, ob etwa überregionale Fernleitungen zur Wasserversorgung nötig sind.
Diese Nachricht wurde am 07.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.