Die Profi-Eishockey-Mannschaft von Miercurea Ciuc, ungarisch: Csíkszereda, trainiert in der eigenen Halle. Die kleine Kreisstadt hat knapp 40.000 Einwohner, sie liegt im Herzen Siebenbürgens, im Siedlungsgebiet der ungarisch-stämmigen Székler, die hier die Mehrheit der Bevölkerung stellen.
Flink und sicher flitzen die Spieler über das Eis - Spieler, die gewohnt sind zu gewinnen, 14 mal waren die Siebenbürger schon rumänischer Meister - nur Steaua Bucuresti hat es öfter geschafft. Liegt es an der Teamzusammensetzung? Manager Szilárd Cseke sagt.
"Die meisten Spieler sind Ungarisch-Stämmige oder Zukäufe aus dem Ausland, meist der Slowakei. Aber die meisten sind wirklich Spieler mit ungarischer Muttersprache."
Zwangsheimat Rumänien
Das hat Tradition: Der Eishockey-Club wurde 1929 als rein ungarischer Verein gegründet - neun Jahre nach dem Friedensvertrag von Trianon. Durch ihn hatte Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg zwei Drittel seines Territoriums verloren. Siebenbürgen, und damit das Széklerland, gingen an Rumänien. Gab es deshalb bislang keine Spieler aus der verhassten Zwangsheimat Rumänien auf dem Eis im Trikot des Hoki Sport Club Csíkszereda? "Es war einfach nicht nötig, denn wir hatten immer genug eigene Talente. Sodass wir nicht auf rumänische Spieler angewiesen waren. Und die besseren Spieler kommen sowieso aus dem Ausland", sagt der Manager.
Doch Eishockey ist in Csíkszereda nicht einfach nur ein Sport unter vielen. Das Spielfeld wird zur Projektionsfläche für ein Zugehörigkeitsgefühl - etwa 1,4 Millionen Ungarisch-Stämmige leben heute noch in Rumänien, etwa die Hälfte von ihnen kompakt im Székler-Gebiet, in den Bezirken Mures, Covasna und Hargita.
"Viele können sich hier als Székler bekennen - gegen den rumänischen Staat. Hier im Eisstadion wird oft die Szeklerhymne gesungen. Und das ist ein erhebender Moment, wenn die bei einem Wettbewerb das ausverkaufte Stadion singt. Das bedeutet für viele: stolz ein Szekler zu sein. Man darf nicht vergessen. Es gab Zeiten, da war die Eisfläche der einzige Ort, wo man die Székler-Hymne singen konnte. Das war verboten. Hier im Eisstadion konnte man eine starke ungarische Gemeinschaft der Szekler aufrecht erhalten."
Im Text wird Gott angefleht, die Székler nicht im Stich zu lassen, sie würden immer Teil Ungarns bleiben. Das ist ein klares politisches Bekenntnis.
Spannungen zwischen denBevölkerungsgruppen
So einen Patriotismus mögen die Rumänen nicht, denn für sie riecht er nach Diskussion um die Grenzen. Das zeigt sich auch bei sportlichen Wettkämpfen. Schlägereien auf der Eisfläche kommen vor.
Und wüste Beschimpfungen von den Zuschauer-Rängen. "Ungarn raus aus Rumänien" rufen zwar vor allem rumänische Fußball-Fans. Ungarnhass entlädt sich aber auch bei Eishockey-Spielen, erzählt der Club-Manager:
"Das muss man zugeben: In Brasso gibt es schon kleine Fangruppen, die mit provokativen Sprüchen ihre Spieler anfeuern. Im Eifer eines Spiels antworten dann unsere Fans entsprechend. Aber wir achten darauf, dass es bei einem Match zivilisiert zugeht - auf dem Eis wie auf den Rängen."
Der renommierte Székler Eishockey-Verein laviert geschickt zwischen den Welten: Der rumänische Staat finanziert die Betriebskosten des Stadions. Der ungarische Staat fördert den Nachwuchs. Und die Spieler spielen in zwei Ligen - die Staatsgrenze zwischen Ungarn und Rumänien ist kein Hindernis.