Menschenhandel finde etwa in der Pflege, im Haushalt, in der Prostitution, in der Landwirtschaft, der fleischverarbeitenden Industrie oder im Baugewerbe statt, sagte Instituts-Direktorin, Beate Rudolf. Bei aller Unterschiedlichkeit der Branchen gelte, dass sie sehr personalintensiv seien und weder spezielle Qualifikationen noch Sprachkenntnisse voraussetzten. Viele Betroffene blieben im Verborgenen, weil sie sich schämten, bedroht würden oder Angst hätten vor Repressalien, erklärte Rudolf.
Betroffene kommen aus aller Welt
Bei sexueller Ausbeutung kommen die Opfer laut Bericht vor allem aus Deutschland, Rumänien, Bulgarien, China, Ungarn, Thailand und Vietnam. Bei Beratungsstellen meldeten sich vornehmlich Menschen aus Nigeria und anderen westafrikanischen Staaten. Betroffene von Arbeitsausbeutung kommen demnach überwiegend aus der Ukraine, Rumänien, Georgien, Bosnien und Herzegowina sowie Bulgarien.
Der Bericht, der künftig alle zwei Jahre erscheinen soll, erfasst Daten aus dem Zeitraum 2020 bis 2022. In dieser Zeit haben Ermittlungsbehörden demnach 3.155 Betroffene identifiziert, im Schnitt also fast drei pro Tag. Es sei aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Auf einen männlichen kommen zwei weibliche Betroffene. Bei sexueller Ausbeutung sind den Angaben zufolge mehr als 90 Prozent der Betroffenen Frauen, im Bereich der Arbeitsausbeutung sind mehr als die Hälfte Männer. Laut Bundeskriminalamt ist insgesamt fast jeder Vierte minderjährig.
Institut: Mehr Schutz für Opfer nötig
Deutschland müsse besser werden beim Schutz der Opfer von Menschenhandel, so das Institut. Die Bundesregierung kündigte vor dem morgigen Europäischen Tag der Menschenrechte einen Aktionsplan gegen Menschenhandel an. Das hatten SPD, Grüne und FDP bereits in ihrem Koalitionsvertrag vor bald drei Jahren vereinbart. Damit soll der Schutz Betroffener verbessert und die Strafverfolgung effizienter werden.
Diese Nachricht wurde am 17.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.