Marina Rau ist eine von vielen ehrenamtlichen Helfern der Saarbrücker Tafel. Sie befüllt kleine Plastikkörbe mit Obst.
"Vor den Feiertagen ist es oft sehr üppig, wie man sieht. Vor allen Dingen Orangen, Südfrüchte, Tomaten haben wir heute auch recht viel und da können wir auch in Mengen rausgeben."
Das sorge bei den Helfern wie bei den Kunden der Tafel für ein gutes Gefühl.
"Die Kundschaft freut sich, so viel wie sie tragen können, dürfen sie gerne mitnehmen."
Nur eine Momentaufnahme
Aber die vollgeladenen Ausgabetische seien eine Momentaufnahme, mehr nicht, sagt Linda Hemmerling.
"Im Januar geht es rapide bergab.”
Das gelte nicht nur für die Lebensmittelmengen, die bei Supermärkten, Bäckereien oder Metzgern abgeholt werden könnten, das gelte auch für die Spendenbereitschaft, sagt die ehemalige Bankangestellte. Mit dem Geld, das Firmen und Privatleute im Dezember spenden, muss die Tafel ein ganzes Jahr lang finanziell überleben.
"Mit dem Geld bezahlen wir unsere Miete, unsere Nebenkosten, wir finanzieren unsere Autos, wir brauchen Benzin, viel Benzin. Wir bezahlen Fahrgeld an unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter und bezahlen eine Halbtagssekretärin und eine Reinemachefrau."
Im vergangenen Jahr ist die Kalkulation nicht aufgegangen. Bedingt durch eine wachsende Zahl von Flüchtlingen hat sich die Situation dramatisch verändert. Im Sommer hatte die Saarbrücker Tafel daher zunächst einen Aufnahmestopp verfügt. Allerdings will die gemeinnützige Organisation auf Dauer niemanden ausschließen. Deshalb werde sie ab Januar nur noch alle 2 Wochen Lebensmittel an die dann 2.500 registrierten Bedürftigen verteilen, sagt Vereinsvorsteher Uwe Bußmann.
"Was natürlich den Nachteil hat, dass die, die schon wenig haben noch einmal teilen müssen. Das macht mir zwar Bauchweh, aber bevor ein großer Teil der Leute vor der Tür steht uns nichts bekommt, meine ich, sollten die auch bereit sein, die hier etwas bekommen, wir geben noch einmal einen Teil ab."
Geteiltes Echo bei den Kunden
Die Einschränkung stößt bei den Kunden auf ein geteiltes Echo.
"Ich find das in Ordnung, so kriegt jeder was. Bei mir ist es schlecht, ich war auf die Lebensmittel angewiesen. Das ist halt doof, dass es nur noch alle 2 Wochen ist, aber es gibt halt viele Leute, die es brauchen, da müssen wir uns halt umstellen. Für Bedürftige ist es nicht so gut, 14 Tage würden mir reichen, mir persönlich."
Die zurückgehenden Warenmengen hingen auch mit geänderten Geschäftspraktiken des Einzelhandels zusammen. Die Händler hätten ihre Warenleitsysteme in den letzen Jahren beständig optimiert und gingen immer mehr dazu über, Lebensmittel, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum näherten, als Sonderangebote zu bewerben, klagt Uwe Bußmann.
"Die Ware würde sonst zu uns kommen und steht dann dort im Regal zum Bruchteil von dem, was es normal kostet, ja, das schmälert das, was zu uns kommt."
Kaum andere Lösungsansätze vorhanden
Eine Wahrnehmung, die der Einzelhandel bestätigt. Genaue Zahlen kann die Tafel jedoch nicht nennen. Und auch der Handel muss passen, weil die Lebensmittelmengen, die an die Tafeln gespendet werden, nicht gesondert erfasst würden. Das teilten mehrere Konzerne auf Anfrage mit. Die Saarbrücker Tafel hatte auch über andere Lösungsansätze wie etwa eine Warteliste nachgedacht, um das knapper werdende Warenangebot mit der steigenden Nachfrage in Einklang zu bringen, aber das sei nicht praktikabel, so Bußmann.
"Wir haben Kundschaft, die kenn ich schon seit 2000, die sind also schon 16 Jahre hier, da ist die Fluktuation gering, solange sie laufen können, kommen sie zu uns, da nutzt uns eine Warteliste nix."
Allerdings sei es auch nicht die Aufgabe der Tafeln, die Menschen zu ernähren. Es ginge vielmehr darum, ihnen finanzielle Spielräume zu verschaffen, damit sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten. "Die Leute haben alle ein Einkommen und haben natürlich erst einmal auch die Verpflichtung, einzukaufen. Wir liefern einen Zusatz und von der Ersparnis werden Mittel frei, dass man ins Theater gehen kann oder mit den Kindern ins Schwimmbad, einen zusätzlichen Haarschnitt oder auch ein Spielzeug extra, das ist unser Anliegen."