"Es gibt kein eigenes ostdeutsches Medienorgan, das eine größere Verbreitung hat - mit Ausnahme der Super Illu", sagte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue. Im Prinzip spiegele das die wirtschaftliche Situation im Land wider: "Kein großes Unternehmen hat seine Zentrale in Ost- oder Mitteldeutschland. Insofern sind die Medien keine Ausnahme, sondern nur ein Teil des gesamten Problems".
Raue, der vor seinem Amtsantritt in Köln und Berlin trimedialer Chefredakteur des "Mitteldeutschen Rundfunks" war und seit dieser Zeit in Leipzig zu Hause ist, kann nachvollziehen, dass Ostdeutsche das Gefühl haben, nur dann in den bundesweiten Medien vorzukommen, wenn es um Rechtsextremismus, Kriminalität und Arbeitslosigkeit gehe. Mit ihrem normalen Leben und ihren normalen Problemen tauchten sie dort kaum auf, so Raue.
Plädoyer für mehr Korrespondenten im Osten
Als Beispiel führte er Chemnitz an: Für viele im Westen sei die Stadt nun Inbegriff der rechtsextremen Gewalttaten und der Ausgrenzung von Migranten und Andersdenkenden. Chemnitz habe aber in den letzten Jahren auch eine andere Entwicklung vollzogen. Es habe eine reiche Kulturlandschaft, Bürgergeist und Engagement. Wenn man das berücksichtige, "dann kann man schon das Gefühl haben, es wäre ganz gut, wenn die Reporter und Reporterinnen häufiger mal in Chemnitz wären, wenn's nicht knallt".