Im südsudanesischen Yambio vor wenigen Tagen: Im Gleichschritt marschieren Jugendliche mit ihren Schusswaffen auf einen Platz. Ab heute sind sie keine Kindersoldaten mehr.
Einer von ihnen ist Alfred Barakat, schätzungsweise 15 Jahre alt. Er habe sich freiwillig den Rebellen angeschlossen. Drei Tage lang sei er gelaufen, um ihr Lager zu erreichen. Die Rebellen hätten gefragt, was er wolle. Seine Antwort: "Ich bin hier, um zu arbeiten".
Ein Drittel der Kindersoldaten sind Mädchen
Die Zeremonie in Yambio am vergangenen Mittwoch war der feierliche Höhepunkt einer Resozialisierungsaktion, die von der UN-Mission im Südsudan betreut wurde. Neben Alfred konnten 310 weitere Kindersoldaten endlich zu ihren Familien zurückkehren. Sie brauchen auch weiterhin psychosoziale Unterstützung, denn im Dienst ihrer Miliz mussten sie womöglich töten und plündern.
Ein Drittel dieser Kindersoldaten sind Mädchen, von denen etliche in den Rebellenlagern sexuell missbraucht wurden. Oder sie haben andere traumatisierende Dinge erlebt. Wie zum Beispiel Christopher, der von einer Miliz verschleppt wurde, als er zehn war. Seine Mutter folgte ihrem Sohn verzweifelt bis ins Camp. Die Rebellen befahlen ihm, sie zu erschießen. Doch die Waffe hatte eine Ladehemmung, die Mutter konnte fliehen.
Feierliches Ablegen der Waffen
Jetzt tauschen Christopher und die anderen Kindersoldaten in Yambio die Uniform gegen zivile Kleidung ein und legen feierlich die Waffen ab. Seine Familie habe ihm vergeben, sagt Christopher leise.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen gehören im Südsudan rund 19.000 Kinder bewaffneten Gruppen an. Sie wurden zwangsrekrutiert oder haben sich im Chaos des Bürgerkriegs den Gruppen freiwillig angeschlossen.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen gehören im Südsudan rund 19.000 Kinder bewaffneten Gruppen an. Sie wurden zwangsrekrutiert oder haben sich im Chaos des Bürgerkriegs den Gruppen freiwillig angeschlossen.
Kinder kämpfen auf allen Seiten
Im Jemen wurden nach UN-Angaben mindestens 1.700 Kindersoldaten durch die Kriegsparteien rekrutiert, vor allem durch die schiitischen Huthi-Milizen. Auf deren Kundgebungen, wie jüngst in der Hauptstadt Sanaa, werden die minderjährigen Kämpfer als Helden im Kampf gegen den Feind gepriesen.
In Syrien und Irak sind es seit Jahren die Dschihadisten vom so genannten "Islamischen Staat", die Minderjährige zum bewaffneten Kampf ausbilden. Aber auch ihre Gegner missbrauchen Kinder. In den vergangenen Jahren tauchten in irakischen Städten Plakate schiitischer Milizen auf, mit denen gezielt halbwüchsige Jungen angeworben wurden. Man schickte sie nach Syrien, damit sie sie dort auf der Seite der Assad-Truppen kämpfen.
Der 14-jährige Bakkar aus dem syrischen Raqqa erzählt, wie es ihm erging, nachdem ihn Kämpfer der kurdischen Volksverteidigungseinheiten verschleppten und zum Kindersoldaten ausbildeten. Die Milizionäre hätten ihn geschlagen, er habe oft geweint, wie auch seine ebenfalls minderjährigen Kameraden. Als einer von ihnen mitten in der Nacht einmal aufwachte und schrie, hätten die Kommandeure ihn verprügelt. "Du bist jetzt Soldat", sagten zu ihm, "und bleibst hier, bis deine Dienstzeit vorbei ist."